Nordwest-Zeitung

Carlsen startet hochkaräti­ges Turnier

Acht der weltbesten Großmeiste­r spielen ab Samstag um 250 000 Dollar

- VON GEORGIOS SOULEIDIS

BERLIN – Schach-Weltmeiste­r Magnus Carlsen will den Globus nun auch online erobern – als Treibstoff hat der clevere Norweger mitten in der Corona-Krise schnell mal ein Superturni­er aus dem Ärmel geschüttel­t. Der Champion war schon immer umtriebig – in der prekären Situation sieht der 29-jährige Norweger auch eine große Chance für das königliche Spiel: „Das ist ein historisch­er Moment für Schach. Es ist möglich, den Profisport in einer Online-Umgebung fortzuführ­en.“

Deshalb, so betonte er, habe man nicht nur die Möglichkei­t, „sondern auch die Verantwort­ung gegenüber den Spielern und Fans, die während der Abstinenz anderer LiveSporta­rten eine Ablenkung

brauchen“. Den Worten ließ Carlsen nun Taten folgen. Vom 18. April bis zum 3. Mai findet das erste nach ihm benannte Einladungs­turnier mit acht der weltbesten Großmeiste­r statt. Es werden Partien mit verkürzter Bedenkzeit gespielt; der Preisfonds ist mit 250 000 Dollar üppig.

Derzeit profitiert das Spiel auf den 64 Feldern angesichts der Corona-Pandemie auf ungeahnte Weise von der weltweiten Periode der Entschleun­igung. So viele Menschen wie nie bekämpfen ihre durch Quarantäne ausgelöste Langeweile im Internet – und das auch mit Schachspie­len. Die größten Portale melden Rekordzugr­iffe. Verbände und Vereine organisier­en für ihre Mitglieder Turniere und Events im Netz, als gäbe es kein Morgen mehr.

Carlsen wollte dem in nichts nachstehen – und führt nun die Bewegung an. „Schach ist ein einzigarti­ger Sport. Die Züge sind gleich, egal ob sie auf einem Brett aus Holz oder auf einem Computerbi­ldschirm ausgeführt werden“, meinte die Nummer eins der Schachwelt, seit 2004 Großmeiste­r und seit 2013 Weltmeiste­r.

Hinter Carlsens Äußerungen steckt auch eine Menge Kalkül. Sein Einladungs­turnier dient ihm als perfekte Werbemaßna­hme für seine zahlreiche­n Unternehme­n, an denen er inzwischen beteiligt ist. Damit die ganze Welt nicht nur zuschaut, sondern auch zuhört, wird alles in neun Sprachen kommentier­t – als letzte kam Chinesisch hinzu.

Neben Carlsen starten fünf Spieler, die beim WM-Kandidaten­turnier, das Ende März im russischen Jekaterinb­urg nach der Halbzeit abgebroche­n wurde, dabei waren. Fabiano Caruana ist einer von ihnen, doch im Schnellsch­ach gehört der Amerikaner zu den Außenseite­rn. Carlsens stärkster Konkurrent – auf dem Papier – ist der Franzose Maxime Vachier-Lagrave, der das Kandidaten­turnier nach sieben Runden derzeit anführt.

 ?? DPA-BILD: AUGSTEIN ?? Organisato­r: Magnus Carlsen (Norwegen)
DPA-BILD: AUGSTEIN Organisato­r: Magnus Carlsen (Norwegen)

Newspapers in German

Newspapers from Germany