Not macht Oldenburgs Tischtennistrainer erfinderisch
Wie die Studenten Marian Jobmann und Nathalie Jokisch um die Lebensgrundlage kämpfen
OLDENBURG – Dass alle Sportstätten in der Coronavirus-Krise geschlossen sind, trifft nicht nur Oldenburgs Tischtennisakteure – in spezieller Weise sind auch die Trainer betroffen, die auf Honorarbasis die Spielerinnen und Spieler betreuen. Besonders aktiv im Gebiet des Stadtverbandes Oldenburg sind normalerweise Nathalie Jokisch und Marian Jobmann, die nun aber kein Training mehr geben können.
„Mit der Schließung der Hallen ist plötzlich meine finanzielle Lebensgrundlage weggefallen, obwohl meine Auftragsbücher gerade richtig voll waren“, beklagt Jobmann. Der Wahl-Oldenburger studiert Musik, Geschichte und Sport auf Gymnasiallehramt und ist sonst während der Semesterferien nebenbei etwa 17
Stunden pro Woche als Tischtennis-Trainer tätig, um das Studium zu finanzieren, das dann im Semester im Vordergrund steht.
„Ich arbeite als TTVN-Trainer für den Landesstützpunkt Ostfriesland an den Standorten Hesel und Oldenburg“, erklärt der 27-Jährige, der ursprünglich aus Hannover stammt. Dazu kämen noch die Vereinseinheiten in seinem Stammverein Hundsmühler TV und teilweise Einzeltraining. „Als selbstständiger Gewerbetreibender im Nebenerwerb kann ich aktuell kein Kurzarbeitergeld beantragen. Gerade in der vorlesungsfreien Zeit muss ich eigentlich einen Grundstock anlegen. Ich hoffe, dass noch Regelungen für Trainer kommen“, erklärt Jobmann.
Auch Jokisch, InformatikStudentin an der Fern-Universität Hagen, ist normalerweise sehr aktiv. Sie hat bisher Trainingsstunden bei VfB Oldenburg, TuS Bloherfelde und TuS Eversten gegeben. „Finanziell wirkt sich das Ganze zwar schon aus, jedoch fahre ich nun auch weniger Auto und spare so Benzin. Zudem habe ich kurz vor Hallenschließung einen neuen Webseiten-Auftrag
bekommen“, erklärt die Oberliga-Spielerin vom TSV Heiligenrode, die Internet-Seiten erstellt und pflegt: „Dafür habe ich nun Zeit, der Auftrag hilft mir natürlich auch finanziell etwas.“
Auf Unterstützung müssen die Schützlinge beider Trainer trotz Coronavirus-Krise nicht verzichten. „Ich habe meiner Leistungsgruppe individuelle Fitness-Trainingspläne geschrieben. Denn mir ist am wichtigsten, dass die Jungs sich in dieser Zeit fit halten“, erklärt Jokisch: „Damit ich, wenn wir wieder in die Halle können, an der Technik arbeiten kann und nicht die Zeit für Krafttraining nutzen muss.“
Auch die Mitglieder des von Jobmann trainierten Kaders erhalten individuelle Pläne für zu Hause. „Alle zwei Tage bekommen sie Übungen zugeschickt, in denen es vor allem um Kräftigung geht“, erläutert er: „Ich weiß, dass die meisten zusätzlich auch noch laufen gehen, um sich fit zu halten.“
Zusätzlich hat er sich noch etwas anderes einfallen lassen: Er überlegt, ob er nicht auf einem eigenen YoutubeChannel in Zukunft Tutorials mit Übungen für zu Hause anbieten kann, zum Beispiel für Aufschlagtraining. „Ich mache mir aber auch schon Gedanken über alternative Übungen, mit denen auch ohne eigenen Tisch bestimmte Dinge sinnvoll trainiert werden können“, kündigt Jobmann an.
Aktuell überlegt er allerdings noch, wie er solche Videos sinnvoll konzipieren kann. „Die Umsetzung ist nicht so einfach“, hat er festgestellt. Zumindest sei in der jetzigen Pause genügend Zeit, sich die nötigen Fertigkeiten dafür anzueignen.