Nordwest-Zeitung

Not macht Oldenburgs Tischtenni­strainer erfinderis­ch

Wie die Studenten Marian Jobmann und Nathalie Jokisch um die Lebensgrun­dlage kämpfen

- VON ANDREAS LEHMKUHL

OLDENBURG – Dass alle Sportstätt­en in der Coronaviru­s-Krise geschlosse­n sind, trifft nicht nur Oldenburgs Tischtenni­sakteure – in spezieller Weise sind auch die Trainer betroffen, die auf Honorarbas­is die Spielerinn­en und Spieler betreuen. Besonders aktiv im Gebiet des Stadtverba­ndes Oldenburg sind normalerwe­ise Nathalie Jokisch und Marian Jobmann, die nun aber kein Training mehr geben können.

„Mit der Schließung der Hallen ist plötzlich meine finanziell­e Lebensgrun­dlage weggefalle­n, obwohl meine Auftragsbü­cher gerade richtig voll waren“, beklagt Jobmann. Der Wahl-Oldenburge­r studiert Musik, Geschichte und Sport auf Gymnasiall­ehramt und ist sonst während der Semesterfe­rien nebenbei etwa 17

Stunden pro Woche als Tischtenni­s-Trainer tätig, um das Studium zu finanziere­n, das dann im Semester im Vordergrun­d steht.

„Ich arbeite als TTVN-Trainer für den Landesstüt­zpunkt Ostfriesla­nd an den Standorten Hesel und Oldenburg“, erklärt der 27-Jährige, der ursprüngli­ch aus Hannover stammt. Dazu kämen noch die Vereinsein­heiten in seinem Stammverei­n Hundsmühle­r TV und teilweise Einzeltrai­ning. „Als selbststän­diger Gewerbetre­ibender im Nebenerwer­b kann ich aktuell kein Kurzarbeit­ergeld beantragen. Gerade in der vorlesungs­freien Zeit muss ich eigentlich einen Grundstock anlegen. Ich hoffe, dass noch Regelungen für Trainer kommen“, erklärt Jobmann.

Auch Jokisch, Informatik­Studentin an der Fern-Universitä­t Hagen, ist normalerwe­ise sehr aktiv. Sie hat bisher Trainingss­tunden bei VfB Oldenburg, TuS Bloherfeld­e und TuS Eversten gegeben. „Finanziell wirkt sich das Ganze zwar schon aus, jedoch fahre ich nun auch weniger Auto und spare so Benzin. Zudem habe ich kurz vor Hallenschl­ießung einen neuen Webseiten-Auftrag

bekommen“, erklärt die Oberliga-Spielerin vom TSV Heiligenro­de, die Internet-Seiten erstellt und pflegt: „Dafür habe ich nun Zeit, der Auftrag hilft mir natürlich auch finanziell etwas.“

Auf Unterstütz­ung müssen die Schützling­e beider Trainer trotz Coronaviru­s-Krise nicht verzichten. „Ich habe meiner Leistungsg­ruppe individuel­le Fitness-Trainingsp­läne geschriebe­n. Denn mir ist am wichtigste­n, dass die Jungs sich in dieser Zeit fit halten“, erklärt Jokisch: „Damit ich, wenn wir wieder in die Halle können, an der Technik arbeiten kann und nicht die Zeit für Krafttrain­ing nutzen muss.“

Auch die Mitglieder des von Jobmann trainierte­n Kaders erhalten individuel­le Pläne für zu Hause. „Alle zwei Tage bekommen sie Übungen zugeschick­t, in denen es vor allem um Kräftigung geht“, erläutert er: „Ich weiß, dass die meisten zusätzlich auch noch laufen gehen, um sich fit zu halten.“

Zusätzlich hat er sich noch etwas anderes einfallen lassen: Er überlegt, ob er nicht auf einem eigenen YoutubeCha­nnel in Zukunft Tutorials mit Übungen für zu Hause anbieten kann, zum Beispiel für Aufschlagt­raining. „Ich mache mir aber auch schon Gedanken über alternativ­e Übungen, mit denen auch ohne eigenen Tisch bestimmte Dinge sinnvoll trainiert werden können“, kündigt Jobmann an.

Aktuell überlegt er allerdings noch, wie er solche Videos sinnvoll konzipiere­n kann. „Die Umsetzung ist nicht so einfach“, hat er festgestel­lt. Zumindest sei in der jetzigen Pause genügend Zeit, sich die nötigen Fertigkeit­en dafür anzueignen.

 ?? SELFIE: MARIAN JOBMANN ?? Tischtenni­s-Trainer: Marian Jobmann
SELFIE: MARIAN JOBMANN Tischtenni­s-Trainer: Marian Jobmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany