Kurzarbeit in jedem 3. Betrieb
Allein in Niedersachsen mehr als 53 000 Unternehmen betroffen
Bundesweit haben 725 000 Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Die Arbeitsagenturen betonen die Chancen des Instruments in der Krise.
NÜRNBERG/HANNOVER – Was keine Finanzkrise und kein Staatsschuldenproblem jemals schaffte, hat das Coronavirus erreicht: Rund ein Drittel aller dazu berechtigten Unternehmen haben für ihre Mitarbeiter oder einen Teil davon Kurzarbeit angemeldet.
Die Zahl der anzeigenden Betriebe sei gemessen an der Vorwoche um zwölf Prozent auf 725 000 gestiegen, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Nürnberg mit. Ende 2019 waren insgesamt 2,183 Millionen Betriebe in Deutschland registriert, die mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben und damit zur Kurzarbeit berechtigt sind.
Die Statistik hinkt leicht, weil etwa bei großen Konzernen mehrere Betriebsteile als eigene Unternehmen erfasst sind oder im Anstellungsverhältnis
befindliche, nicht verbeamtete Lehrer fiktiven Unternehmen zugeordnet werden. Sie erfasst auch nicht, wie viele Menschen tatsächlich von Kurzarbeit betroffen sind. Die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes erfolgt in den Betrieben selbst. Eine belastbare Statistik ist erst im Nachgang möglich, wenn Betriebe und Arbeitsagenturen miteinander abgerechnet haben.
In Niedersachsen haben bis Ostern 53 300 Betriebe Kurzarbeit angezeigt, im Land Bremen 6500, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Hannover mitteilte.
„Kurzarbeit bietet sowohl Betrieben wie auch Beschäftigten eine große Chance. Sie ermöglicht, Arbeitsplätze über eine Krise hinweg zu sichern“, sagte Bärbel Höltzen-Schoh aus der Geschäftsführung der Regionaldirektion. Sie verwies zeitgleich aber auch darauf, dass finanzielle Einbußen vor allem Geringverdiener in arge Bedrängnis bringen können. Betroffene könnten dann prüfen lassen, ob sie Anspruch auf Grundsicherung haben. Dafür gebe es derzeit auch einen vereinfachten Zugang.