Tempo-Kicker startet mit Verspätung durch
Wie Pascal Steinwender seinen Sprung in die Bundesliga und seine Chancen im Profizirkus sieht
Im Interview blickt Pascal Steinwender auf seine ablaufende Zeit beim VfB, die unbefriedigende Situation bei seinem ersten Gastspiel hier und die wichtige Zwischenphase beim VfL zurück. Die Frage nach seinem künftigen Verein in der Bundesliga darf er nicht beantworten.
Frage: Pascal, D u verlässt im Sommer den VfB Oldenburg nach zwei Jahren in Richtung Profifußball – so viel ist bekannt. Du wurdest mit Bundesligist Paderborn in Verbindung gebracht. Auch über Vereine aus der 2. Bundesliga wie Bielefeld oder Kiel wird gemunkelt. Wo spielst Du in der neuen Saison – und warum jetzt? Pascal Steinwender (23): Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den Sprung in den Profifußball zu wagen. Ich hatte einige Angebote bekommen. Ich bin sehr glücklich, jetzt die Chance für den nächsten Schritt bekommen zu haben. Außerdem will ich in diesem Sommer mein Bachelor-Studium abschließen. Das gibt mir auch im beruflichen Bereich die nötige Sicherheit, um das Risiko Profifußball einzugehen. Meinen neuen Verein kann ich nicht nennen, das will der Verein bekanntgeben.
Frage: Werden die Fans Dich in Oldenburg trotz Corona-Krise in dieser Saison noch einmal spielen sehen? Steinwender: Ich hoffe sehr, dass ich mich von den Fans – bestenfalls mit einem Tor – verabschieden darf. Dennoch steht die Gesundheit der Menschen an oberster Stelle.
Frage: Wie beurteilst Du die beiden vergangenen Jahre – oder besser gesagt – 21 Monate beim VfB?
Steinwender: Ich hatte ein gutes Verhältnis zu allen Trainern, die ich beim VfB hatte. In dieser Saison habe ich mich persönlich auch stark verbessert. Im vergangenen Sommer hatten wir ja in Alexander Kiene wieder einen neuen Trainer bekommen und mit ihm einen neuen Trainerstab. Dazu wurde die Mannschaft stark verändert. Es war eigentlich eine Stunde Null für die Mannschaft und jeden Spieler. Wir haben aber schnell eine sehr gute Teammentalität entwickelt. Jeder hat jeden unterstützt, das Training hat Spaß gemacht. Ich habe mich beim VfB sehr wohl gefühlt.
Frage: Bist Du mit dem, was Du beim VfB erreicht hast, und mit dem, was der VfB in den beiden Saisons erreicht hat, zufrieden. Steinwender: Nicht wirklich – wir hätten in der vergangenen Saison und auch in dieser viel mehr Punkte holen können. Von der Qualität der Mannschaft und der Spieler müssten wir in der Tabelle viel weiter oben stehen, vielleicht sogar auf Platz drei. Wir haben zu oft späte Gegentore bekommen und selbst unsere Torchancen nicht gut genug verwertet.
Frage: Du bist fußballerisch beim VfB aufgewachsen, hast über den JFV Nordwest vor fünf Jahren den Sprung ins Regionalliga-Team geschafft, Dich hier aber bei Deinem ersten Anlauf nicht durchgesetzt. Woran lag das? Steinwender: Der VfB hat ja auch seine Ansprüche, an erster Stelle stehen hier immer die Ergebnisse. Natürlich war ich auch enttäuscht, dass ich kaum Chancen bekommen habe. Ich war ja auch noch sehr jung und dann unzufrieden, heute verstehe ich die Situation von unserem damaligen Trainer Dietmar Hirsch besser.
Frage: Du bist dann nach einem halben Jahr in der Winterpause der Saison 2016/2017 vom Regionalligisten VfB zum VfL gewechselt, der in der Oberliga in der Saison um den Klassenerhalt kämpfen musste. War die Entscheidung richtig? Steinwender: Ja. Ich bin stolz darauf, als Oldenburger für den VfB und den VfL gespielt zu haben. Beim VfL habe ich mich sofort wohl gefühlt. Mir wurde vertraut – ich bin glücklich, dass ich dem Verein wirklich helfen konnte.
Frage: 2017/2018 kämpfte der VfL um den RegionalligaAufstieg. Du hast schon in der Winterpause einen Vertrag beim VfB unterschrieben und dann in der Endphase der Saison die entscheidenden VfL-Tore für das Ticket in die Regionalliga geschossen. Warum hast Du Dich trotz eines möglichen Verletzungsrisikos bis zur letzten Minute für den VfL so reingehängt? Steinwender: Das ist meine Mentalität. Ich hatte meinen Vertrag für die Regionalliga,
wollte aber nicht alleine aufsteigen. Ich wollte auch mit dem VfL aufsteigen. Ich hatte unseren Sportleiter Detlef Blancke und unseren Trainer Dario Fossi sehr früh informiert, sie haben trotz des Vereinswechsels zu mir gestanden. Dieses Vertrauen wollte ich zurückzahlen. Außerdem wollte ich auch einmal ein Auswärtsspiel an der Alexanderstraße machen (lacht).
Frage: Kommen wir zurück zum Profifußball. Du hast nie in einem Jugendleistungszentrum eines Erst- oder Zweitligisten trainiert. In Deinem neuen Verein haben das wohl aber fast alle. Kannst Du mithalten? Steinwender: Die Spieler in den U-23-Mannschaften sind alle technisch super ausgebildet, da sind sie uns oft um Längen voraus. Diese Teams spielen in der Regionalliga technisch und taktisch sehr guten Fußball. Wir konnten mit dem VfB mit ihnen aber gut mithalten. Ich bin guter Dinge, dass ich im Training nicht schlechter bin und mich durchsetzen kann.
Frage: Du hast gerade von Training gesprochen. Was machst Du jetzt in Zeiten des Kontaktverbots, um Dich fitzuhalten? Steinwender: Wir haben von unserem Coach Alexander Kiene individuelle Trainingspläne bekommen. Ich mache Kraftübungen, Intervallläufe, Sprints und Ausdauerläufe. Dazu mache ich im Garten noch Übungen mit dem Ball.
Frage: Im Moment ruht ja das öffentliche Leben. Wie sieht sonst Dein Alltag jetzt aus? Steinwender: Neben meinem einsamen Fußballtraining arbeite ich in einem Supermarkt in Oldenburg. Da bin ich im Lager und sitze auch an der Kasse, wir haben alle Schutzmöglichkeiten. Diese Arbeit bringt auch Abwechslung und Ablenkung in den sonst so tristen Alltag.
Heute verstehe ich die Situation von unserem damaligen Trainer Dietmar Hirsch besser. Ich bin stolz darauf, als Oldenburger für VfB und VfL gespielt zu haben. „Neben meinem einsamen Fußballtraining arbeite ich in einem Supermarkt in Oldenburg.