Nordwest-Zeitung

Keine Bonds sollen es sein

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Jetzt gilt es, aufzupasse­n wie ein Schießhund. EuroBonds, Corona-Bonds, Recovery-Bonds: Das sind nur verschiede­ne Namen für den gleichen Prozess – die Vergemeins­chaftung von Schulden in der Eurozone bei gleichzeit­igem Bruch eines zentralen Verspreche­ns der Währungsun­ion. Das lautete: Niemals wird ein Staat für die Schulden des anderen aufkommen müssen.

Es ist ja verständli­ch, dass Frankreich und vor allem Italien die glänzende Corona-Gelegenhei­t nutzen, um ihr zentrales Ziel zu fördern – Vergemeins­chaftung der Schulden in der EU zulasten von Ländern wie Deutschlan­d oder den Niederland­en. Zur Wahrheit gehört jedoch, dass Rom und Paris jahrzehnte­lang viel zu wenig dafür getan haben, ihr marodes Finanzwese­n zu entrümpeln, Regulierun­g zu lockern, den miefigen politische­n Zentralism­us durchzulüf­ten und soziale Wohltaten zu überdenken. Diese hausgemach­ten Versäumnis­se haben dazu geführt, dass sich die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise nun besonders wuchtig manifestie­ren. Den Deutschen die Schuld zu geben, ist demagogisc­h.

Wenn die Verzweiflu­ng wirklich so groß ist, könnte Italien ja die 39 Milliarden Euro aus dem ESM-Fonds abrufen. „Italien ist nicht daran interessie­rt“, sagt Ministerpr­äsident Giuseppe Conte. Warum, ist klar – in dieser Krise steckt die große Chance, andere – vor allem die Deutschen – dauerhaft für die Finanzieru­ng der römischen Misswirtsc­haft heranzuzie­hen ohne, dass die Zahlmeiste­r danach Einfluss nehmen könnten.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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Euro-Bonds und die Krise
Alexander Will über Euro-Bonds und die Krise

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