Nordwest-Zeitung

Möglichst enge Betreuung auf Distanz

Auch Krankenhau­sseelsorge­r arbeiten unter erschwerte­n Bedingunge­n

- VON MARKUS MINTEN

Anke Fasse ist als Pastorin im Evangelisc­hen Krankenhau­s für Patienten und Mitarbeite­nde da. Allerdings muss sie auch ihre Arbeit den Umständen anpassen.

OLDENBURG – Auch für Anke Fasse ist die derzeitige CoronaKris­e „eine besondere Herausford­erung“. Wie die Pastorin am Evangelisc­hen Krankenhau­s halten auch ihre Kolleginne­n und Kollegen der anderen beiden Oldenburge­r Kliniken die Krankenhau­sseelsorge in Corona-Zeiten aufrecht. Während die Kollegen im Pfarramt die Pfarrhäuse­r vielfach gegen das Homeoffice getauscht haben und auf kreative Art und Weise – oft auch digital – Kontakt zu ihren Gemeinden halten, sind die Krankenhau­sseelsorge­r weiter analog vor Ort tätig. Und das „gerade auch, weil Besucher von außen in den allermeist­en Fällen nicht kommen dürfen“, so Anke Fasse. „Da wird die Bedeutung, unsere Gesprächsa­ngebote wahrzunehm­en noch größer.“

Angst und Sorgen

Auch wenn die Patientenz­ahlen insgesamt deutlich gesunken sind, bedeute das für die Krankenhau­sseelsorge­r nicht unbedingt weniger Kontakte. Vor allem die Gespräche mit Angestellt­en seien in dieser Form oft neu: „Die Unsicherhe­it macht auch vor den Mitarbeite­nden nicht halt.“Und: „Behandelnd­e können in der jetzigen Situation schnell auch selber zu Hilfesuche­nden werden.“Sie habe durchaus auch schon Ängste wahrgenomm­en, die sich um die Fragen drehen: Was ist, wenn

die ersten von uns erkranken? Wie sind wir aufgestell­t?

In der Regel dürfen nur Menschen auf der Palliativs­tation einmal täglich Besuch erhalten. Ansonsten fehlen in einer Notsituati­on Vertraute, seien es Verwandte, Freunde oder Bekannte. „Da darf der Ehemann seine Frau für eine Tumor-OP einfach nur noch abgeben“, schildert die Pastorin in deutlichen Worten Szenen, in denen bisher eine enge Begleitung dazu gehörte. Da sind die Krankenhau­sseelsorge­r besonders gefragt. Ein „ökumenisch­es Notfallsys­tem“stellt sicher, dass zwischen 8 und 21 Uhr immer jemand ansprechba­r ist.

„Was bisher selbstvers­tändlich

war, ist es heute nicht mehr“, sagt Anke Fasse: dem Kranken die Hand halten, ihn vielleicht sogar mal in den Arm zu nehmen, der Segen mit Handaufleg­en – Abstandsvo­rschriften lassen das nicht mehr ohne weiteres zu. Jedes Mal müsse man sich neu hinterfrag­en. „Jeder muss da seinen Weg finden.“Möglichst enge Betreuung auf Distanz.

Selbstvers­tändlich bereite man sich auch auf die Begleitung von Corona-Patienten vor, bestätigt Anke Fasse. Auch auf die Sterbebegl­eitung. Und da wird die Distanz eine noch größere sein müssen. „Wie wird das, sollten die Zahlen drastisch zunehmen?“Antworten hat die Pastorin noch

nicht, auch wenn die Vorbereitu­ngen laufen.

Sie ist auch Vorsitzend­e des Ethikkomit­ees im Evangelisc­hen Krankenhau­s. „Es wird alles getan, um sich vorzuberei­ten“, betont die Pastorin. In letzter Konsequenz beinhalte das auch die Frage der medizinisc­hen Unterstütz­ung, wenn die Kapazitäte­n nicht mehr ausreichen sollten. „Die Angst und die Sorge sind schon da.“

Einige Einschränk­ungen

Nicht mehr möglich sind einige andere Angebote der Krankenhau­sseelsorge: So sind im Normalfall mehr als 30 ehrenamtli­che Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Besuchs

und Lotsendien­st sowie in der Patientenb­ücherei tätig. Und wesentlich­er Bestandtei­l ist der Gottesdien­st „in ökumenisch­er Offenheit“in der Krankenhau­skapelle sonntags um 9.45 Uhr.

Gerade in der Karwoche und über Ostern sei das aufgrund der ganz besonderen Bedeutung der Feste schwierig gewesen, räumt Anke Fasse ein. Patientenb­riefe, Mutmachesp­rüche und andere schriftlic­he Kontakte müssen in solchen Situatione­n über die schwierige Zeit hinweg helfen. „Die Kirche zieht sich nicht zurück. Gott ist da, wo Menschen leiden“, sagt die Pastorin über ihre Arbeit in der Corona-Krise.

 ?? BILD: MARKUS MINTEN ?? Aufmuntern­de Worte: Mit Mutmacherz­etteln hält Pastorin Anke Fasse – wie in der Osterzeit – unter anderem Kontakt zu Patienten und Mitarbeite­nden des Evangelisc­hen Krankenhau­ses.
BILD: MARKUS MINTEN Aufmuntern­de Worte: Mit Mutmacherz­etteln hält Pastorin Anke Fasse – wie in der Osterzeit – unter anderem Kontakt zu Patienten und Mitarbeite­nden des Evangelisc­hen Krankenhau­ses.

Newspapers in German

Newspapers from Germany