Möglichst enge Betreuung auf Distanz
Auch Krankenhausseelsorger arbeiten unter erschwerten Bedingungen
Anke Fasse ist als Pastorin im Evangelischen Krankenhaus für Patienten und Mitarbeitende da. Allerdings muss sie auch ihre Arbeit den Umständen anpassen.
OLDENBURG – Auch für Anke Fasse ist die derzeitige CoronaKrise „eine besondere Herausforderung“. Wie die Pastorin am Evangelischen Krankenhaus halten auch ihre Kolleginnen und Kollegen der anderen beiden Oldenburger Kliniken die Krankenhausseelsorge in Corona-Zeiten aufrecht. Während die Kollegen im Pfarramt die Pfarrhäuser vielfach gegen das Homeoffice getauscht haben und auf kreative Art und Weise – oft auch digital – Kontakt zu ihren Gemeinden halten, sind die Krankenhausseelsorger weiter analog vor Ort tätig. Und das „gerade auch, weil Besucher von außen in den allermeisten Fällen nicht kommen dürfen“, so Anke Fasse. „Da wird die Bedeutung, unsere Gesprächsangebote wahrzunehmen noch größer.“
Angst und Sorgen
Auch wenn die Patientenzahlen insgesamt deutlich gesunken sind, bedeute das für die Krankenhausseelsorger nicht unbedingt weniger Kontakte. Vor allem die Gespräche mit Angestellten seien in dieser Form oft neu: „Die Unsicherheit macht auch vor den Mitarbeitenden nicht halt.“Und: „Behandelnde können in der jetzigen Situation schnell auch selber zu Hilfesuchenden werden.“Sie habe durchaus auch schon Ängste wahrgenommen, die sich um die Fragen drehen: Was ist, wenn
die ersten von uns erkranken? Wie sind wir aufgestellt?
In der Regel dürfen nur Menschen auf der Palliativstation einmal täglich Besuch erhalten. Ansonsten fehlen in einer Notsituation Vertraute, seien es Verwandte, Freunde oder Bekannte. „Da darf der Ehemann seine Frau für eine Tumor-OP einfach nur noch abgeben“, schildert die Pastorin in deutlichen Worten Szenen, in denen bisher eine enge Begleitung dazu gehörte. Da sind die Krankenhausseelsorger besonders gefragt. Ein „ökumenisches Notfallsystem“stellt sicher, dass zwischen 8 und 21 Uhr immer jemand ansprechbar ist.
„Was bisher selbstverständlich
war, ist es heute nicht mehr“, sagt Anke Fasse: dem Kranken die Hand halten, ihn vielleicht sogar mal in den Arm zu nehmen, der Segen mit Handauflegen – Abstandsvorschriften lassen das nicht mehr ohne weiteres zu. Jedes Mal müsse man sich neu hinterfragen. „Jeder muss da seinen Weg finden.“Möglichst enge Betreuung auf Distanz.
Selbstverständlich bereite man sich auch auf die Begleitung von Corona-Patienten vor, bestätigt Anke Fasse. Auch auf die Sterbebegleitung. Und da wird die Distanz eine noch größere sein müssen. „Wie wird das, sollten die Zahlen drastisch zunehmen?“Antworten hat die Pastorin noch
nicht, auch wenn die Vorbereitungen laufen.
Sie ist auch Vorsitzende des Ethikkomitees im Evangelischen Krankenhaus. „Es wird alles getan, um sich vorzubereiten“, betont die Pastorin. In letzter Konsequenz beinhalte das auch die Frage der medizinischen Unterstützung, wenn die Kapazitäten nicht mehr ausreichen sollten. „Die Angst und die Sorge sind schon da.“
Einige Einschränkungen
Nicht mehr möglich sind einige andere Angebote der Krankenhausseelsorge: So sind im Normalfall mehr als 30 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Besuchs
und Lotsendienst sowie in der Patientenbücherei tätig. Und wesentlicher Bestandteil ist der Gottesdienst „in ökumenischer Offenheit“in der Krankenhauskapelle sonntags um 9.45 Uhr.
Gerade in der Karwoche und über Ostern sei das aufgrund der ganz besonderen Bedeutung der Feste schwierig gewesen, räumt Anke Fasse ein. Patientenbriefe, Mutmachesprüche und andere schriftliche Kontakte müssen in solchen Situationen über die schwierige Zeit hinweg helfen. „Die Kirche zieht sich nicht zurück. Gott ist da, wo Menschen leiden“, sagt die Pastorin über ihre Arbeit in der Corona-Krise.