Oft zur rechten Zeit am rechten Ort
Minister Björn Thümler studierte Politikwissenschaft in Oldenburg
OLDENBURG – „Ich möchte nicht Bundeskanzler werden“, antwortet Björn Thümler auf die Frage nach seinen Plänen für die Zukunft. Auch CDU-Parteivorsitzender kam für den niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur nicht in Frage, denn „das gehört doch zusammen.“Für vieles andere scheint der 49-Jährige jedoch offen, dessen Leben auch bisher nicht völlig durchgeplant verlaufen ist.
„Immer wieder war ich einfach zur rechten Zeit am rechten Ort“, sagt Thümler. „Ich habe zum Beispiel nicht darauf hingearbeitet parlamentarischer Geschäftsführer zu werden. Als ich gefragt wurde, ob ich den Posten übernehmen würde, dachte ich zuerst: ‚Das kann ich nicht. Das mach ich nicht.‘ Aber dann sagte David McAllister: ‚Doch du kannst das. Mach das mal.‘ Und jetzt läuft es schon seit Jahren gut.“
Eigentlich nach Freiburg
Dass der gebürtige Braker, der in Berne aufgewachsen ist, in Oldenburg seinen Wehrdienst und sein Studium absolvieren würde, stand auch nicht gleich nach dem Abitur fest. „Eigentlich wollte ich zum militärhistorischen Dienst nach Freiburg“, erzählt Thümler, der sich schon früh für Geschichte und Politik interessierte. Er wurde jedoch bei der Musterung nicht der Marine, sondern dem Heer zugeteilt, nämlich dem Divisionsstab
der elften Panzergrenadierdivision in Oldenburg.
„Während des Wehrdienstes besuchte ich als Gasthörer Vorlesungen an der Universität Oldenburg. Ich beschloss anschließend mit einigen anderen ehemaligen Wehrdienstleistenden in Oldenburg und Hannover Politikwissenschaft und Geschichte zu studieren. Im ersten Semester habe ich das auch parallel durchgezogen, mich dann aber doch für Oldenburg entschieden. In Hannover war keine Wohnung zu kriegen“, so Thümler.
Eine gute Wahl wie sich zeigte: „Das Studium war ganz hervorragend, unter anderem auch, weil es zwei Institute für Politikwissenschaft in Oldenburg gab, die sich wirklich unterschieden. Zwar waren die Lehrenden in beiden sozialdemokratisch geprägt, aber ein Institut stand eher links, während man das andere heute als bürgerliche Mitte bezeichnen
würde.“
Zudem fiel Thümlers Studienbeginn in eine politisch spannende Zeit. „Ich habe 1991 angefangen zu studieren. Der Mauerfall und die Wiedervereinigung waren aktuell, auch die beginnende Zusammenarbeit der Politikwissenschaftler im Osten und Westen.
Ich hatte Kontakte nach Rostock und konnte mir dort Stasi-Unterlagen ansehen – eine beeindruckende Erfahrung“, erinnert sich Thümler. „Außerdem waren wir eine tolle Studententruppe. Und einige akademische Lehrer haben mich wirklich geprägt, zu manchen habe ich heute noch Kontakt.“
Nach seinem Abschluss im Jahr 2000 ging er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Erich Maaß und später Manfred Carstens nach Berlin, bevor er 2003 Mitglied des Niedersächsischen Landtags und 2017 Minister für Wissenschaft und Kultur wurde.
Unbekanntes Potenzial
Thümlers Ziel auf diesem Posten: Die großen Potenziale Niedersachsens sichtbar zu machen und voranzubringen. „Wir haben zum Beispiel viele hochkarätige Forschungseinrichtungen in Niedersachsen, für die wir international beneidet werden. Viele Menschen wissen gar nicht um die Innovationen, die aus unserem Land kommen. Das müssen wir ändern.“
Freie Zeit bleibt dem Politiker erwartungsgemäß wenig. Diese verbringt er am liebsten mit seiner Familie. Dass seine Tochter unbeschwert aufwachsen kann, ist Thümler privat am wichtigsten. Neben reisen, wandern und Musik hören zählen lesen und für Freunde kochen zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.