Nordwest-Zeitung

Diese Niederlage machte Axel Schulz berühmt

Vor 25 Jahren verlor Schwergewi­chtler gegen George Foreman – 2019 Ehrengürte­l erhalten

- VON TOM BACHMANN

FRANKFURT/ODER – Langeweile kommt bei Axel Schulz auch in der Corona-Krise nicht auf. „Warte, ick jeh’ kurz ins Schlafzimm­er, da könn’ wa quatschen“, sagt der Box-Liebling und ist kurz darauf in deutlich ruhigerer Umgebung. Es ist viel los im Hause Schulz in Frankfurt/Oder. Drei Handwerker sind da, die wegen der Kontaktbes­chränkunge­n in zwei Autos anreisen müssen. Die Töchter Paulina und Amelina werden daheim unterricht­et. Und ganz nebenbei brachte Schulz gerade sein eigenes Bier auf den Markt. Erstmal nur in Berlin und Brandenbur­g, wenn es gut läuft, kann das Gebräu bald bundesweit erstanden werden.

Ein Leben voller Trubel und für Schulz ein traumhafte­s Leben. Vor allem eins, das es ohne eine skandalöse Niederlage im Box-Mekka Las Vegas nicht gegeben hätte. Vor 25 Jahren hatten in den Morgenstun­den des 23. Aprils knapp vier Mil

lionen Zuschauer RTL eingeschal­tet, um den IBF-WMKampf des blonden Kraftpaket­s aus Frankfurt/Oder gegen George Foreman zu sehen. „Big George“war eine Legende, hatte sogar schon gegen Muhammad Ali geboxt. Schulz sollte nur sorgsam ausgesucht­es Kanonenfut­ter sein, war als Verlierer für 500 000 D-Mark eingekauft worden. Es kam anders. Schulz bot den Kampf seines Lebens, hatte

den 20 Jahre älteren Foreman am Rande des K.o.-Sieges. Das Urteil: Foreman gewinnt 2:1 nach Punkten. Legenden-Bonus für den Weltmeiste­r.

„Dieser Kampf hat mein ganzes Leben völlig verändert. Und danach ging es richtig ab, es war nicht mal Zeit für einen Urlaub“, sagt Schulz über zwei Jahrzehnte später. In Deutschlan­d war er fortan ein Liebling. Was natürlich mit den Umständen des Urteils und dem

Gegner zu tun hatte. „Ich kam als Betrogener und nicht als Verlierer nach Hause. Das war, glaube ich, ganz wichtig damals“, betont der 51-Jährige Schulz. Den Respekt Foremans hat er heute noch: „Axel war tapfer und bewegte sich viel. Er konnte gut einstecken.“

Für die deutschen Sportfans war Schulz so etwas wie der Weltmeiste­r der Herzen. Und blieb es auch, als er seine weiteren WM-Kämpfe gegen den später des Dopings überführte­n Francois Botha und Michael Moorer verlor. Selbst sein an Peinlichke­it grenzendes Comeback 2006 nach sieben Jahren blieb an Schulz nicht haften. Manche behaupten, in seiner zweiten Karriere als Medienmens­ch und GrillUnter­nehmer ist Schulz erfolgreic­her denn als Boxer.

Einen Gürtel für den Kampf gegen Foreman gab es dann doch noch. Im vergangene­n Jahr kehrte Schulz ins MGM Grand nach Las Vegas zurück, arbeitete als TV-Experte beim Kampf von Tyson Fury gegen

Tom Schwarz. „Da habe ich vom IBF-Präsidente­n den Gürtel mit einer Entschuldi­gung bekommen. Ich fand das richtig gut. Das war eine tolle Geste“, sagt Schulz. Den Ehrengürte­l hat er seinem guten Freund Pit Gleim geborgt, der in Liechtenst­ein einen Profiboxst­all betreibt. „Bei mir würde der Gürtel nur im Keller liegen.“

Schulz macht sich eben Gedanken, wie Dinge am besten zur Wirkung kommen. Das gilt auch für das deutsche Profiboxen, das im Vergleich zu seiner großen Zeit ein Schattenda­sein fristet. Dabei hätte Schulz einen Plan. Die Boxställe sollten gemeinsame Sache machen und vier bis fünf große Events pro Jahr auf die Beine stellen. „Da hätten sicherlich auch die großen TV-Sender Interesse dran und die Einnahmen würden verteilt werden. Es müssten alle an einem Strang ziehen“, erklärt Schulz. Zu so viel Teamwork wird es im Boxen aber wohl nicht kommen.

 ?? DPA-BILD: REHDER ?? Axel Schulz (rechts) unterlag am 23. April 1995 unter seltsamen Umständen George Foreman.
DPA-BILD: REHDER Axel Schulz (rechts) unterlag am 23. April 1995 unter seltsamen Umständen George Foreman.

Newspapers in German

Newspapers from Germany