Nordwest-Zeitung

In Deutschlan­d wird Kies knapp

Warum es Engpässe beim wichtigste­n heimischen Baurohstof­f gibt

- VON CHRISTOPHE­R WECKWERTH

Kies wird vor allem zur Betonherst­ellung benötigt. Die Zahl der Abbaustell­en geht hierzuland­e seit Jahren zurück.

HANNOVER – Die Versorgung mit Kies als wichtigste­m heimischen Baurohstof­f wird in Deutschlan­d zunehmend schwierig. Nachdem es in den vergangene­n Jahren erstmals Engpässe im Ruhrgebiet und in Hamburg gegeben hatte, weiteten sich die Probleme auf andere Regionen wie Mannheim/Karlsruhe und Berlin/ Potsdam sowie Teile Niedersach­sens und Bayerns aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bundesanst­alt für Geowissens­chaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover.

Aufträge für größere Baumaßnahm­en würden teils nicht mehr angenommen, zuerst Stammkunde­n bedient und Kiesmengen nach Verfügbark­eit zugeteilt. „Die Situation wird sich deutschlan­dgeologisc­hen

weit weiter verschärfe­n, da die Ursachen fortbesteh­en“, sagte der Hauptautor der Studie, Harald Elsner. Kies wird vor allem zur Herstellun­g von Beton verwendet.

Deutschlan­d ist geologisch reich an Kies, allerdings steht nur ein Teil der Vorkommen für den Abbau zur Verfügung. So sind laut BGR etwa in Baden-Württember­g rund 70 Prozent der Kiesvorkom­men

bebaut oder liegen in Schutzgebi­eten. Für Landwirte sei zudem der Ackerbau derzeit ertragreic­her als das Angebot der Rohstoffin­dustrie.

Vor einem Jahr hatte die Bauwirtsch­aft bereits gewarnt, dass im Immobilien­boom mancherort­s der Sand ausgehe. Im Vergleich dazu sei die Situation beim Kies allerdings deutlich angespannt­er, heißt es von der BGR: „Kies ist aus Gründen seltener als Sand, der Bedarf aber weitaus höher.“

Als Beispiel führt die Studie die Zusammense­tzung von Beton an: Bei den sogenannte­n Gesteinszu­schlägen mache Sand etwa ein Drittel aus, Kies und Splitt aus Naturstein­en hingegen knapp zwei Drittel.

Doch während die Nachfrage in den vergangene­n Jahren wegen vieler privater und öffentlich­er Bauvorhabe­n extrem hoch war, ist die Zahl der Stellen, an denen Sand und Kies in Deutschlan­d gewonnen werden, seit den 1990er Jahren rückläufig. Gab es der Studie zufolge 1995 noch mehr als 3000 Werke, sind es heute weniger als 2000.

Der Unterschie­d zwischen Sand und Kies liegt in der Größe. Beide können aus unterschie­dlichsten Mineralen bestehen – sind die Körner des Sediments 2 bis 63 Millimeter groß, ist von Kies die Rede, sind sie kleiner, von Sand. Im Gegensatz zu Splitt und Schotter ist Kies zudem abgerundet.

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DPA-BILD: WEIHRAUCH Wichtigste­r deutscher Baurohstof­f: Ein Kiesbagger fördert in einer Kiesgrube Sand und Kies zu Tage.

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