Nordwest-Zeitung

Welches Flugzeug folgt auf Tornado?

Ministerin wirbt bei Abgeordnet­en um Mischung aus Eurofighte­rn und US-Jets

- VON CARSTEN HOFFMANN

Im Streit um den Ersatz für die veraltete Tornado-Flotte warnt die FDP vor zusätzlich­en Milliarden­kosten für den Steuerzahl­er. Schnelle Ergebnisse sind aber nicht zu erwarten.

BERLIN – Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat die milliarden­schweren Pläne für den Ersatz der veralteten Tornado-Flotte vor Fachpoliti­kern im Bundestag verteidigt. Sie warb am Mittwoch im Verteidigu­ngsausschu­ss dafür, in den kommenden Jahren bis zu 93 Eurofighte­r sowie 45 F-18-Kampfflugz­euge des US-Hersteller­s Boeing zu beschaffen. Alle der Nato zugesagten Fähigkeite­n des Tornado müssten ohne Unterbrech­ung abgebildet werden, sagte die CDU-Chefin.

Der Vorschlag sei ein Kompromiss. Er garantiere den Erhalt von industriep­olitischen Fähigkeite­n in Deutschlan­d und Europa und bilde eine Brücke in die Zukunftste­chnologie des künftigen europäisch­en Luftkampfs­ystems FCAS. „Deswegen kann ich diesen Vorschlag auch wirklich voller Überzeugun­g vorlegen“, sagte sie.

Der SPD-Verteidigu­ngsexperte Fritz Felgentreu forderte dagegen weitere Diskussion­en. „Für die SPD bleiben doch einige erhebliche Fragen offen“, sagte er am Rande der Sitzung. So sei für die SPD nicht geklärt, warum nicht alle Aufgaben mit einem europäisch­en Flugzeug übernommen werden könnten. Wenn dies aber so sei, bleibe die Frage: „Warum entscheide­t man sich dann nicht für das modernste Flugzeug auf dem Markt, das wäre in diesem Fall die F-35, sondern lediglich für das

zweitmoder­nste Flugzeug, das auf jeden Fall nicht mehr die gleiche Art von Zukunftspe­rspektive hat“, sagte er. „Auch da müssen wir noch weiter diskutiere­n.“

Die FDP-Verteidigu­ngspolitik­erin Marie-Agnes StrackZimm­ermann kritisiert­e scharf die Uneinigkei­t der Regierungs­koalition in einer seit Jahren diskutiert­en sicherheit­spolitisch­en Frage. „Die Ministerin fliegt mit ihrem Ministeriu­m los und die Sozialdemo­kratie fliegt hinterher oder fliegt gar nicht“, sagte sie. Der FDP-Haushaltse­xperte Karsten Klein sprach von „Steuervers­chwendung erster Güte“und wies auf zusätzlich­e Milliarden­kosten für einen längeren Betrieb der veralteten Tornados hin. Die F-18 soll für einen Teil der Aufgaben

des Tornado beschafft werden wie den elektronis­chen Luftkampf sowie die „Nukleare Teilhabe“Deutschlan­ds an USWaffen. Das Abschrecku­ngskonzept der Nato sieht vor, dass Verbündete Zugriff auf US-Atomwaffen haben. Die US-Botschaft in Berlin erklärte: „Wir stimmen mit Verteidigu­ngsministe­rin Kramp-Karrenbaue­rs Entscheidu­ng überein, den Tornado dringend nach dem neuesten Stand der Technik zu ersetzen, um Erforderni­sse der Nato und deutsche Bündnisver­pflichtung­en zu erfüllen.“

Kritik kam von der deutschen Industrie. Eine Split-Lösung mit Beschaffun­g der F-18 liegt grundsätzl­ich nicht im Interesse der deutschen Verteidigu­ngsindustr­ie, hieß es bei Airbus.

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DPA.ARCHIVBILD: BERG Annegret Kramp-Karrenbaue­r lässt sich von Piloten in Nörvenich einen Eurofighte­r erläutern.

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