Optimismus bremsen
Das ist doch eine gute Nachricht. Es geht offenbar voran bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das zerstörerische Coronavirus. Das Paul-Ehrlich-Institut hat die erste klinische Prüfung eines Serums gegen Covid-19 im Lande genehmigt. Das ist ein wichtiges und ermutigendes Signal in einer schwierigen Zeit. Denn die jüngsten Infektionszahlen geben ein widersprüchliches Bild ab, und in der deutschen Gesellschaft wird nach Wochen des Stillstands mit wachsender Schärfe über die Lockerung von Beschränkungen gestritten. Dass nun ein potenzieller Impfstoff erprobt wird, nährt die Erwartung, dass in nicht allzu ferner Zukunft ein sicherer und wirksamer Schutz gegen das Virus zur Verfügung stehen könnte.
Was die Zuversicht noch verstärkt: Nicht nur in Deutschland gibt es offenbar Fortschritte. In anderen Ländern befinden sich vier andere Impfstoffkandidaten in der Prüfung. Allerdings muss man übergroßen Optimismus etwas bremsen. Denn noch ist bei keinem erwiesen, wie es um seine Verträglichkeit bestellt ist, mit seiner Fähigkeit, bedrohte Menschen gegen eine Infektion zu schützen. Da gilt es, erst noch in den klinischen Erprobungen an Menschen zu ermitteln. Auch wenn aus der einen oder anderen Ecke bereits die Hoffnung geweckt wird, es könne schon Ende dieses Jahres ein Impfstoff für die breite Masse der Bevölkerung zur Verfügung stehen – das erscheint eher unrealistisch. Aber man muss mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn bei der Entwicklung von Impfstoffen normalerweise von einem Zeitraum von bis zu fünf Jahren gesprochen wird, dann ist das, was sich weltweit aktuell tut, schon sensationell. Man kann nur die Daumen drücken, dass die eine oder andere Erprobung zum Erfolg führen wird. Denn erst wenn ein Impfstoff verfügbar ist, können wir alle an eine Rückkehr zu so etwas wie „Normalität“ohne große Verbote und Sicherheitsvorkehrungen denken.
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