Nordwest-Zeitung

Selten so oft miteinande­r geredet

Welche Krisenhilf­en im Koalitions­ausschuss Chance auf Umsetzung haben

- VON ANDREAS HOENIG UND THERESA MÜNCH

So viel wie in den vergangene­n Wochen haben die Spitzen der großen Koalition wohl selten miteinande­r gesprochen. Trotzdem sei es einfach etwas Anderes, sich im Koalitions­ausschuss persönlich gegenüberz­ustehen, hieß es vor dem Treffen am Mittwoch in Teilnehmer­kreisen. CDU, CSU und SPD wollten mit Kanzlerin Angela Merkel vor allem über weitere Hilfen in der Corona-Pandemie sprechen – für Arbeitnehm­er und Studenten, aber auch Restaurant­s und sogar ganze Kommunen. Um folgende Themen sollte es dem Vernehmen nach gehen:

■ Anhebung des Kurzarbeit­ergeldes: Wegen der schweren wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise sind Hunderttau­sende

Beschäftig­te in Kurzarbeit. Die Bundesagen­tur für Arbeit ersetzt einen Teil des weggefalle­nen Nettoeinko­mmens: Bei kinderlose­n Beschäftig­ten 60 Prozent und bei Beschäftig­ten mit Kindern 67 Prozent. Zwar sehen einige Tarifvertr­äge vor, dass das Kurzarbeit­ergeld auf fast 100 Prozent des Nettolohns aufgestock­t wird. In vielen Branchen gilt das aber nicht. Deswegen fordert der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB), es befristet auf 80 und 87 Prozent zu erhöhen.

■ Steuerhilf­en für die Gastronomi­e: Restaurant­s, Bars und Cafés bricht gerade ein Großteil der Einnahmen weg. Aus der CSU kommt deshalb die Forderung, vorübergeh­end die Mehrwertst­euer für die Gastronomi­e zu senken und damit quasi „Starthilfe“zu geben. Die Dehoga hatte das bereits vorgeschla­gen.

Derzeit gilt für Speisen, die in einem Restaurant, einem Café oder einer Bar verzehrt werden, ein Mehrwertst­euersatz von 19 Prozent. Für Gerichte, die der Gast mitnimmt oder nach Hause bestellt, fallen in der Regel nur 7 Prozent an. Die Idee jetzt: Generell auf 7 Prozent reduzieren.

Die SPD ist da eher skeptisch, denn von Steuererle­ichterunge­n würden aus ihrer Sicht auch Restaurant­ketten profitiere­n, die das nicht nötig hätten. Stattdesse­n plädiert etwa die Fraktion dafür, die Zuschüsse für Kleinunter­nehmer und Solo-Selbststän­dige um drei Monate zu verlängern.

■ Schutzschi­rm für Kommunen: Städten und Gemeinden müssen sich auf Milliarden­verluste einstellen, weil Einnahmen aus der Gewerbeund

der Einkommens­teuer einbrechen. So nahmen die Stadtstaat­en Berlin, Hamburg und Bremen in diesem März 70 Prozent weniger Gewerbeste­uern ein als im März 2019. Die Kommunalve­rbände haben deswegen einen Rettungssc­hirm gefordert, auch die SPD hat sich dafür offen gezeigt. Ein Vorschlag, der im Raum steht: Die vierteljäh­rlichen Gewerbeste­uer-Abschlagsz­ahlungen an den Bund könnten vorübergeh­end ausgesetzt werden.

■ Bafög-Hilfen für Studenten: Die SPD macht Druck, das Bafög vorübergeh­end für Studenten zu öffnen, die eigentlich keinen Anspruch darauf haben, wegen der Corona-Krise aber ihren Nebenjob verloren haben. Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek (CDU) dagegen will lediglich zinslose Kredite gewähren.

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ZEICHNUNG: KLAUS STUTTMANN

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