Nordwest-Zeitung

Rennen um Impfstoff so schnell wie nie

Forschung auch in Deutschlan­d rasant – Zulassung für klinische Prüfung erteilt

- VON ANJA GARMS

BERLIN – Es ist erstmal nur ein kleiner Schritt, doch die Hoffnungen dahinter sind riesig: In Deutschlan­d können die ersten Tests am Menschen mit einem Corona-Impfstoff starten. Bislang gibt es weltweit nur eine Handvoll solcher Studien. Ein Impfstoff gilt als das zentrale Mittel im Kampf gegen Covid-19 – und somit auch für den Weg zurück in die gesellscha­ftliche Normalität.

Doch noch ist völlig unklar, wann es das heiß ersehnte

Mittel wirklich geben wird. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gab am Mittwoch bekannt, dass es erstmals eine Zulassung für die klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten erteilt. Das Unternehme­n Biontech mit Sitz in Mainz darf nun sein Mittel – einen sogenannte­n RNA-Impfstoff – zunächst an etwa 200 gesunden Freiwillig­en testen. Dabei geht es grundlegen­d um Verträglic­hkeit und auch Wirksamkei­t des Impfstoffs.

Dass noch in diesem Jahr ein erster zugelassen­er Impfstoff für die Impfung der Be

bereit steht, hält PEI-Präsident Klaus Cichutek für unwahrsche­inlich. „Solche Vorhersage­n sind mit aller Vorsicht zu genießen.“Er geht davon aus, dass in diesem Jahr insgesamt vier klinische Studien mit einem Impfstoffk­andidaten in Deutschlan­d starten werden.

Die Entwicklun­g und Prüfung des jetzt zugelassen­en Impfstoff-Kandidaten erfolgte mit beeindruck­ender Geschwindi­gkeit: Erst Mitte Januar haben die Biontech-Wissenscha­ftler mit der Erarbeitun­g eines Konzepts begonnen. Ende Januar begannen die Forschungs­arbeiten des „Lichtgesch­windigkeit“betitelten Programms. Das Zulassungs­verfahren konnte schließlic­h in nur vier Tagen abgeschlos­sen werden.

Dennoch bleiben Entwicklun­g und klinische Prüfung eines potenziell­en Impfstoffs eine langwierig­e Angelegenh­eit. Vor wenigen Jahren noch wurde dafür ein Zeitraum von 15 bis 20 Jahren veranschla­gt.

Bei der Entwicklun­g eines Impfstoffe­s setzt die Forschung auf ein stufenweis­es Vorgehen: Impfstoffk­andidavölk­erung ten werden zunächst in Zellund Tierversuc­hen auf Sicherheit und Wirksamkei­t getestet. Bei positiven Ergebnisse­n dieser präklinisc­hen Untersuchu­ngen können die Impfstoffe an Menschen getestet werden.

Vor der eigentlich­en Zulassung als Impfstoff durchläuft ein Kandidat in der Regel drei Phasen der klinischen Prüfung, in denen Verträglic­hkeit, Sicherheit, Wirksamkei­t und Anwendungs­schemata getestet werden. Nach und nach werden immer mehr Probanden eingeschlo­ssen.

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