Nordwest-Zeitung

Tauziehen um Bahnausbau im Norden

Täglich bis zu 400 Güterzüge auf Nord-Süd-Strecke prognostiz­iert – Planungen seit 1992

- VON MICHAEL EVERS

Um Hannover, Bremen und Hamburg besser zu verbinden, ist ein Ausbau bestehende­r Bahnstreck­en in Planung. Nahe Lüneburg geht es um eine andere Frage.

HANNOVER – In der Computersi­mulation der Deutschen Bahn können sich Anwohner im Internet bereits genau anschauen, wie der Ausbau der für Güterzüge wichtigen Verbindung zwischen Verden und Rotenburg mit einem zweiten Gleis demnächst aussehen könnte. Beim auf 3,9 Milliarden Euro veranschla­gten Ausbau des Bahnnetzes von Hannover Richtung Bremen und Hamburg ist die Planung auf diesem 25 Kilometer langen Abschnitt am weitesten gediehen. Eine Herausford­erung bleibt unterdesse­n die Trassenfüh­rung bei Lüneburg.

Trotz Bemühungen der Planer um Transparen­z und verlässlic­he Daten bleibt die Erarbeitun­g der Bahngleise eine Sisyphusar­beit. Die seit 1992 vorangetri­ebene Planung sah zunächst die Y-Trasse vor, eine Neubaustre­cke zwischen den

drei Ballungsrä­umen für den ICE-Verkehr. Zäher Widerstand und eine Kostenexpl­osion führten 2012 zum Abrücken von der Planung. Ein Dialogforu­m mit Bund, Ländern, Bahn, Kommunen und Bürgerinit­iativen legte Ende 2015 schließlic­h ein Ausbaukonz­ept bestehende­r Strecken als Alternativ­e vor. Mit Fokus auf dem wachsenden Güterverke­hr.

Und dieser droht sich im

Raum Lüneburg zu ballen. Bis zu 400 Güterzüge täglich werden auf der Nord-Süd-Strecke von Hamburg über Lüneburg bis Uelzen prognostiz­iert. Die Stadt Lüneburg und andere Anlieger laufen deshalb Sturm gegen die Idee, den gesamten Verkehr auf einer auf drei Gleise ausgebaute­n Strecke mitten durch die Orte zu bewältigen. Die Bahn prüft den Bau von Ortsumfahr­ungen, was wiederum

den Unmut der Bürgerinit­iativen gegen eine Neubaustre­cke weckt.

Lüneburgs Oberbürger­meister Ulrich Mädge (SPD) verliert bei dem zähen Gezerre um den dringend benötigten Bahnausbau inzwischen die Geduld. Nach der letzten Beratungsr­unde Ende Januar forderte er Land und Bund auf, unverzügli­ch im Sinne von Tausenden Pendlern die bestehende Strecke LüneburgHa­mburg aufzuwerte­n. „Die jetzige Situation ist nicht mehr vertretbar.“Auf der Fahrt zur Arbeit wollten die Menschen nicht in Zügen ausharren, die auf einen durchfahre­nden ICE warten oder hinter einem Güterzug herbummeln müssten.

Die Bürgerinit­iativen, die sich gegen Neubaustre­cken starkmache­n, haben unterdesse­n im Januar ein Gutachten vorgelegt. Dieses kam zu dem Schluss, dass eine Umfahrungs­strecke unnötig ist. Voraussetz­ungen wären aber ein Ausbau der Ausfahrt aus dem Hamburger Hauptbahnh­of und ein viergleisi­ger Ausbau der Strecke nach Lüneburg.

Auf allen Abschnitte­n des Bahnprojek­ts kommen die Planungen inzwischen voran, so der Bahnsprech­er. In diesem Jahr haben sie auch auf dem Abschnitt Bremerhave­nBremen-Langwedel-Uelzen begonnen. Für den Ausbau hatte sich Niedersach­sens vorheriger Verkehrsmi­nister Olaf Lies (SPD) stark gemacht. Alleine für das Teilstück von Verden bis Rotenburg wagen die Planer bereits, einen Baubeginn zu avisieren. Dieser könnte in der Mitte des Jahrzehnts liegen.

 ?? DPA-BILD: JULIAN STRATENSCH­ULTE ?? Sanierungs­arbeiten an einer ICE-Trasse im niedersäch­sischen Sorsum: Auch zwischen Bremen, Hamburg und Hannover stehen derartige Arbeiten auf dem Plan.
DPA-BILD: JULIAN STRATENSCH­ULTE Sanierungs­arbeiten an einer ICE-Trasse im niedersäch­sischen Sorsum: Auch zwischen Bremen, Hamburg und Hannover stehen derartige Arbeiten auf dem Plan.

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