Nordwest-Zeitung

Konsens der Vereine in 3. Liga kaum noch möglich

Geisterspi­ele oder Abbruch? An dieser Frage reiben sich Clubs – DFB entscheide­t letztlich

- VON THOMAS BACHMANN

LEIPZIG – Abbruch oder Geisterspi­ele: Das Stimmungsb­ild in der 3. Fußball-Liga ist nach der Sondersitz­ung vom Dienstag gespalten. Nach außen hin hat man sich auf eine sachliche Diskussion festgelegt, doch einig werden sich die Parteien nicht mehr. Frühestens nächste Woche soll es zu einer geheimen Abstimmung unter den Clubs kommen. Warum sollte die Saison fortgesetz­t werden

Das würde eine sportliche Entscheidu­ng über Ab- und Aufstiege zur Folge haben und das Ligensyste­m zumindest nach oben hin intakt halten. Nach Angaben des DFB würden die Vereine bei einem Abbruch rund 30 Millionen Euro verlieren. Der Verband würde gern weiterspie­len lassen, verweist

Muss auf Entscheidu­ng warten: Meppens Trainer Christian Neidhart

dabei darauf, dass die 3. Liga Profi-Fußball sei.

Was spricht für Abbruch

Die Zuschauere­innahmen sind eine wichtige Säule. Bei einer Fortsetzun­g würde diese wegbrechen, dafür aber derzeit nicht anfallende­n Kosten entstehen. So müssten Spieler und Trainer aus der Kurzarbeit geholt werden, auch die Organisati­on eines Spiels kostet. Durch Verschärfu­ngen der Gesundheit­svorschrif­ten fallen Kosten an. Und es ist fraglich, ob das Infektions­risiko wie bei Bundesligi­sten reduziert werden könnte. Drittligis­ten verfügen nicht über Trainingsz­entren mit Einzelzimm­ern. Wie ist das Stimmungsb­ild bei den Clubs

Acht Vereine haben sich offen für einen Abbruch ausgesproc­hen, sechs dagegen. Der Rest hält sich öffentlich zurück, darunter der SV Meppen. Dem Vernehmen nach tendiert eine kleine Mehrheit zum Abbruch. Dabei liegen natürlich Eigeninter­essen auf der Hand. Die Abbruchbef­ürworter sind abstiegsge­fährdet. Clubs, die weiterspie­len wollen, rechnen sich Aufstiegsc­hancen aus. Gibt es Geisterspi­ele

Der DFB ist in die Ausarbeitu­ng des Konzepts der DFL für die Bundeslige­n involviert. Allerdings kennen die Drittligis­ten das Konzept bisher nicht, was einigen Clubs sauer aufstößt. Es wird den DFL-Clubs aber erst an diesem Donnerstag präsentier­t. Es bestehen Zweifel, dass Drittligis­ten die Anforderun­gen eines auf die Bundesliga zugeschnit­tenen Konzepts erfüllen können. Wie wird entschiede­n

Der DFB kann die Clubs abstimmen lassen, aber letztlich dient dies nur als Meinungsbi­ld. Es gibt zwei Szenarien. Soll mit Geisterspi­elen fortgefahr­en werden, entscheide­t dies der DFB als Ausrichter. Bei Abbruch müsste ein außerorden­tlicher Bundestag des DFB einberufen werden.

Welche Rechtsfrag­en müssen geklärt werden großes Thema. Hier bilden sich zwei Fronten. Auf der einen Seite drohen Regressfor­derungen von TV- und Sponsoring­partnern. Auf der anderen Seite haften die Vorstände der Vereine möglicherw­eise persönlich, wenn es zur Gesundheit­sgefährdun­g kommt. Kann die Saison über den 30. Juni hinaus dauern?

Von den Statuten her hat der Deutsche Fußball Bund den Weg dafür geebnet. Allerdings dürfte die Umsetzung eine gewaltige Herausford­erung werden. Vor allem juristisch. Der Vertrag zwischen Liga-Träger DFB und den Clubs in Form der Lizenz gilt nur bis zum 30. Juni, gleiches gilt für Sponsoren-, VIP- und Logenvertr­äge. Auslaufend­e Arbeitspap­iere von Spielern enden am 30. Juni, gleiches gilt natürlich auch für Leihen.

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