Konsens der Vereine in 3. Liga kaum noch möglich
Geisterspiele oder Abbruch? An dieser Frage reiben sich Clubs – DFB entscheidet letztlich
LEIPZIG – Abbruch oder Geisterspiele: Das Stimmungsbild in der 3. Fußball-Liga ist nach der Sondersitzung vom Dienstag gespalten. Nach außen hin hat man sich auf eine sachliche Diskussion festgelegt, doch einig werden sich die Parteien nicht mehr. Frühestens nächste Woche soll es zu einer geheimen Abstimmung unter den Clubs kommen. Warum sollte die Saison fortgesetzt werden
Das würde eine sportliche Entscheidung über Ab- und Aufstiege zur Folge haben und das Ligensystem zumindest nach oben hin intakt halten. Nach Angaben des DFB würden die Vereine bei einem Abbruch rund 30 Millionen Euro verlieren. Der Verband würde gern weiterspielen lassen, verweist
Muss auf Entscheidung warten: Meppens Trainer Christian Neidhart
dabei darauf, dass die 3. Liga Profi-Fußball sei.
Was spricht für Abbruch
Die Zuschauereinnahmen sind eine wichtige Säule. Bei einer Fortsetzung würde diese wegbrechen, dafür aber derzeit nicht anfallenden Kosten entstehen. So müssten Spieler und Trainer aus der Kurzarbeit geholt werden, auch die Organisation eines Spiels kostet. Durch Verschärfungen der Gesundheitsvorschriften fallen Kosten an. Und es ist fraglich, ob das Infektionsrisiko wie bei Bundesligisten reduziert werden könnte. Drittligisten verfügen nicht über Trainingszentren mit Einzelzimmern. Wie ist das Stimmungsbild bei den Clubs
Acht Vereine haben sich offen für einen Abbruch ausgesprochen, sechs dagegen. Der Rest hält sich öffentlich zurück, darunter der SV Meppen. Dem Vernehmen nach tendiert eine kleine Mehrheit zum Abbruch. Dabei liegen natürlich Eigeninteressen auf der Hand. Die Abbruchbefürworter sind abstiegsgefährdet. Clubs, die weiterspielen wollen, rechnen sich Aufstiegschancen aus. Gibt es Geisterspiele
Der DFB ist in die Ausarbeitung des Konzepts der DFL für die Bundesligen involviert. Allerdings kennen die Drittligisten das Konzept bisher nicht, was einigen Clubs sauer aufstößt. Es wird den DFL-Clubs aber erst an diesem Donnerstag präsentiert. Es bestehen Zweifel, dass Drittligisten die Anforderungen eines auf die Bundesliga zugeschnittenen Konzepts erfüllen können. Wie wird entschieden
Der DFB kann die Clubs abstimmen lassen, aber letztlich dient dies nur als Meinungsbild. Es gibt zwei Szenarien. Soll mit Geisterspielen fortgefahren werden, entscheidet dies der DFB als Ausrichter. Bei Abbruch müsste ein außerordentlicher Bundestag des DFB einberufen werden.
Welche Rechtsfragen müssen geklärt werden großes Thema. Hier bilden sich zwei Fronten. Auf der einen Seite drohen Regressforderungen von TV- und Sponsoringpartnern. Auf der anderen Seite haften die Vorstände der Vereine möglicherweise persönlich, wenn es zur Gesundheitsgefährdung kommt. Kann die Saison über den 30. Juni hinaus dauern?
Von den Statuten her hat der Deutsche Fußball Bund den Weg dafür geebnet. Allerdings dürfte die Umsetzung eine gewaltige Herausforderung werden. Vor allem juristisch. Der Vertrag zwischen Liga-Träger DFB und den Clubs in Form der Lizenz gilt nur bis zum 30. Juni, gleiches gilt für Sponsoren-, VIP- und Logenverträge. Auslaufende Arbeitspapiere von Spielern enden am 30. Juni, gleiches gilt natürlich auch für Leihen.