Nordwest-Zeitung

„Am Telefon auch das Nicht-Gesagte hören“

Schwangers­chaftsbera­tung vor Herausford­erung

- VON MAREIKE WEBERINK

Frauen wenden sich mit finanziell­en Sorgen, familiären Problemen oder auch nach dem Verlust eines Kindes an den SKF. In Corona-Zeiten entfällt das persönlich­e Gespräch. Elisabeth Wienken-Middelbeck erklärt, wie Ratsuchend­e trotzdem unterstütz­t werden.

Wer kommt zu Ihnen? Elisabeth Wienken-Middelbeck: Zu uns kommen Schwangere, gegebenenf­alls mit Partner und auch Familien. Wir sind Ansprechpa­rtner vor der Geburt und danach bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Denn die Fragen hören mit der Geburt ja nicht auf.

Warum ist das so? Wienken-Middelbeck: Die Unterstütz­ung aus dem sozialen Umfeld ist weniger geworden. Immer häufiger fehlen Mütter, Schwiegerm­ütter oder

Freundinne­n, die helfen können. Daher ist unsere wichtigste Botschaft zurzeit: Wir sind weiterhin für die Frauen da. Es gibt weiter Hilfe.

Wie sieht die Hilfe aus? Wienken-Middelbeck: Meistens läuft es so, dass eine Frau anruft und einen Termin vereinbart. Kurze Fragen beantworte­n wir natürlich sofort. Für längere Gespräche verabreden wir uns.

Welche Sorgen haben die Frauen? Wienken-Middelbeck: Der Hauptanlas­s für Beratung ist bei uns die finanziell­e Unterstütz­ung. Grundsätzl­ich beschäftig­en sich die Frauen mit finanziell­en Notsituati­onen, bestehende­n Schulden, Konflikten mit dem Partner oder den Eltern, Überforder­ung mit der familiären Situation.

Gibt es in Corona-Zeiten andere Fragen? Wienken-Middelbeck:

Der Informatio­nsbedarf ist hoch. Es kommen Fragen zur Berechnung des Elterngeld­es oder Mutterschu­tzes, ob Heb

Die Schwangers­chaftsbera­tung des SKF sitzt an der Peterstraß­e 22. Sie ist telefonisc­h unter 25024 immer montags bis donnerstag­s von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr zu erreichen. Fragen können auch per Mail an info@skf-oldenburg.de geschickt werden. Die Internetse­ite mit weiteren Informatio­nen findet sich unter

@ http://www.skf-oldenburg.de/schwangers­chaft.php

tammen jetzt noch arbeiten oder wie Arztbesuch­e ablaufen. Aber auch, ob der Vater noch mit ins Krankenhau­s darf, wenn das Kind kommt.

Und? Darf er? Wienken-Middelbeck: Häufig wird das individuel­l entschiede­n. Zuletzt habe ich gehört, dass der Vater mit in den Kreißsaal darf. Aber da ist es am besten, das jeweils für die eigene Situation abzuklären.

Eine schwierige Situation für Väter...

Drei von fünf Gesichtern der SKF-Schwangers­chaftsbera­tung: Christina Henkel, Elisabeth Wienken-Middelbeck und Marina Tihen vor dem Sitz der Beratung.

Wienken-Middelbeck: In der Tat. Gerade auch bei wichtigen Untersuchu­ngen, wenn man beispielsw­eise einen schwierige­n Befund bekommen hat und nicht klar ist, ob der Vater bei der Untersuchu­ng dabei sein darf. Aber auch reguläre Arzttermin­e sind mitunter schwierig. So hatten sich viele eine Schwangers­chaft nicht vorgestell­t.

Was sind derzeit die großen Schwierigk­eiten? Wienken-Middelbeck: Das Geld ist ein großes Thema. Eine Frau sagte: Alle machen Hamsterkäu­fe, ich habe dafür aber gar kein Geld. Auch die Tafeln und Sozialkauf­häuser sind ja von der Krise betroffen. Doch gerade dort haben Frauen eine günstige Ausstattun­g bekommen.

Sie begleiten auch Frauen und Paare nach dem Verlust eines Kindes. Wie geht das momentan? Wienken-Middelbeck: Es ist der größte Knackpunkt. Der persönlich­e Kontakt fällt weg, es fehlen Blickkonta­kt, Gestik und Mimik – eben vieles, was eine Vertrauens­basis schafft. Das gilt es, am Telefon auszugleic­hen. Und wir sind überrascht davon, wie gut das funktionie­rt. Ich habe zwei Paare in der Zeit beraten. Dazu haben wir einen Termin vereinbart, zu dem wir telefonier­t haben. Dazu wurde das Telefon auf Lautsprech­er gestellt. Auch das Nichtgesag­te in einer Telefonber­atung zu hören, ist eine besondere Herausford­erung. Herauszufi­nden, wie es der Frau wirklich geht. Aber wir merken, dass

das gelingt, und bekommen auch entspreche­nde Rückmeldun­gen.

Vieles gerät derzeit in finanziell­e Schieflage. Ist ihre Arbeit gesichert? Wienken-Middelbeck: Wir werden aus kirchliche­n und staatliche­n Mitteln finanziert. Beide Seiten haben signalisie­rt, dass sie uns uneingesch­ränkt weiter unterstütz­en werden.

Wie wird es weitergehe­n? Wienken-Middelbeck: Die derzeitige­n Bedingunge­n halten wir bis zum jetzigen Ende der Kontaktspe­rre, dem 4. Mai, aufrecht. Aber wir machen schon Pläne, wie wir die Beratung auch wieder persönlich anbieten können. Natürlich mit Abstand, nur einer Person und mit Maske, zum Beispiel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany