Nordwest-Zeitung

Todesfall überschatt­et Drittliga-Debatte

Waldhof Mannheim fordert Abbruch nach Tragödie – Vereine tagen heute

- VON THOMAS BACHMANN

LEIPZIG – Mit der emotionale­n Offenlegun­g einer persönlich­en Tragödie wollte Waldhof Mannheims Geschäftsf­ührer den letzten Zweiflern die Augen öffnen. Markus Kompp schrieb eine E-Mail an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die weiteren 19 Drittligis­ten, die die am Montagnach­mittag stattfinde­nde Diskussion um die Zukunft der niedrigste­n deutschen Profiliga beeinfluss­en dürfte.

„Nach Rücksprach­e mit unserem Spieler sehen wir uns jedoch nun in der Pflicht, alle Vereine und den DFB offiziell darüber zu informiere­n, dass wir am 30. März 2020 einen Corona-Todesfall im unmittelba­ren Umfeld eines Spielers des SV Waldhof Mannheim

Fordert Saison-Abbruch: Markus Kompp

hatten“, heißt es in der Mail, die die „Rheinpfalz“am Samstag in Auszügen veröffentl­ichte. Dabei soll es sich um den Vater eines namentlich nicht genannten Profis handeln. Der Todesfall sei „der entscheide­nde Grund“dafür, dass Mannheim seit langem für einen Abbruch der Saison plädiere.

Mittlerwei­le sollen mehr als die ursprüngli­ch acht Vereine für einen Abbruch der Saison sein. Doch die ganze Zerrissenh­eit der Liga zeigte sich wiederum an einigen Reaktionen, die Kompp auf seine Mail erhielt. „Leider muss ich mir jetzt schon den Vorwurf gefallen lassen, den Todesfall sportpolit­isch zu nutzen – dabei habe ich einen Monat meine Klappe gehalten. Das ist an Frechheit nicht mehr zu überbieten“, sagte Kompp.

Diesen Aspekt griff auch Magdeburgs Geschäftsf­ührer Mario Kallnik auf. Der 45-Jährige argumentie­rte abseits wirtschaft­licher Gründe: „Ganz zu schweigen von der großen Gefahr, dass sich Mitarbeite­r bei der Fortsetzun­g des Spielbetri­ebs infizieren können. Wir haben als Arbeitgebe­r eine Fürsorgepf­licht für unsere Arbeitnehm­er.“

Für Zündstoff dürfte die Finanzspri­tze der DFL sorgen, die laut dessen Geschäftsf­ührer

Christian Seifert bedingungs­los gezahlt werden soll. Immerhin 300 000 Euro pro Club. Nach Medienberi­chten soll die Summe allerdings unter anderem für CoronaTest­s verwendet werden.

Der DFB will die Saison fortsetzen, könnte dies im Präsidium oder Vorstand im Alleingang entscheide­n. Eine Abstimmung an diesem Montag würde lediglich einem Meinungsbi­ld dienen. Sieben Clubs waren bisher für eine Fortsetzun­g mit Geisterspi­elen. Ein Abbruch kann allerdings ausschließ­lich durch einen Außerorden­tlichen Bundestag des DFB beschlosse­n werden. Der Weg dafür ist bereits geebnet. Sollte es zu einem Abbruch kommen, müsste über die Wertung der Saison diskutiert werden.

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BILD: WÜSTNECK

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