Thümler mahnt zur Kurzarbeit am Theater
Minister Björn Thümler sieht „gutes Zeichen“für die Szene – Staatstheater soll Kurzarbeit prüfen
HANNOVER/OLDENBURG/STI – Niedersachsens Kultur- und Wissenschaftsminister Björn Thümler mahnt Vereinbarungen an den Staatstheatern Oldenburg und Braunschweig zur Kurzarbeit an. Andernfalls mache er sich Sorgen um die wirtschaftliche Situation der Staatstheater, sagte der CDUPolitiker aus Berne (Wesermarsch) im Ð-Interview. „Denn leider hat keines unserer Staatstheater die Chance, heute oder morgen wieder voll loszulegen.“Es sei jetzt die Aufgabe der Theaterleitungen, zu entscheiden, wer von den Beschäftigten wann die Arbeit wieder aufnehmen könne.
In seiner Funktion als Wissenschaftsminister betonte Thümler, dass alle geplanten Bauprojekte an den Hochschulen wie geplant durchgeführt werden sollen. Das betreffe auch die European Medical School in Oldenburg.
Herr Minister, Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten haben sich für die Öffnung von Museen, Ausstellungen und Gedenkstätten ausgesprochen. Sind Sie mit der Lockerung zufrieden? Thümler: Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung und ein gutes Zeichen in die Kulturszene hinein. Viele haben sich irritiert gezeigt, dass zwar Baumärkte aufgemacht wurden, aber keine Museen. Wichtig ist mir auch, dass in anderen Bereichen der Kultur, etwa Galerien und Kunstvereine, wieder Leben einziehen kann.
Gibt es bereits einen Termin? Thümler: Wir planen die Öffnung der Museen – einschließlich der Freilichtmuseen – zurzeit ab dem 6. Mai. Grundlagen sind die Hygieneund Abstandsregeln in der Verordnung des Sozialministeriums. Dabei muss man etwa zehn Quadratmeter pro Person annehmen. Familien können natürlich zusammen hingehen.
Wer zahlt für zusätzliches Personal, das gegebenenfalls auf die Besucher achtet? Thümler: Wir gehen davon aus, dass eine notwendige Steuerung des Zutritts und einer damit begrenzten Zahl an Besucherinnen und Besuchern, die sich zeitgleich in den Museen aufhalten, mit dem bestehenden Personal grundsätzlich möglich ist. Wir unterstellen, dass die Menschen so vernünftig sind und sich nicht in Gruppen vor Bilder stellen.
Die Theater, darunter das Oldenburgische Staatstheater, wurden nicht genannt. Welche Hoffnungen können Sie ihnen machen?
Thümler: Wir hoffen, dass wir in einer zweiten Phase Mitte Mai zu einer schrittweisen Öffnung der Theater kommen können. Die laufende Spielzeit ist zwar quasi beendet, aber die Theater probieren gerade andere Formate aus. Das reicht von Online-Vorstellungen bis zu kleinen Aufführungen mit wenigen Schauspielern. Im Zuschauerraum müssen ebenfalls die Abstände eingehalten werden. Auch bei den Orchestern muss man Grenzen ziehen – Blasinstrumente sind nur schwer zu integrieren. All diese Formate sind kleiner. Ich hoffe daher sehr, dass nunmehr zügig auch in Oldenburg die Thematik der Kurzarbeit geklärt werden kann. Im Staatstheater Hannover ist diese seit Wochen vereinbart.
Wo hakt es denn beim Thema Kurzarbeit?
Thümler: Ich mache mir Sorgen um die wirtschaftliche Situation der Staatstheater, wenn es nicht gelingen sollte, zu einer Verständigung über Kurzarbeit zu kommen. Denn leider hat keines unserer Staatstheater die Chance, heute oder morgen voll loszulegen. Es ist jetzt die Aufgabe der Theaterleitungen, zu entscheiden, wer von den Beschäftigten wann die Arbeit wieder aufnehmen kann. Ich weiß, dass alle Beteiligten mit Hochdruck und konstruktiv an dieser Klärung arbeiten. Wenn dies gelingt, bin ich zuversichtlich, dass wir alle gemeinsam, also das Land als Träger, die Stadt Oldenburg, die Theaterleitung und die Beschäftigten gute Lösungen finden, um das Staatstheater wirtschaftlich stabil durch diese extremen Zeiten zu bringen.
Welche Regelung gilt für die Laienschauspiel- und die Freilicht-Bühnen? Thümler: Die Freilichttheater können unter bestimmten hygienischen Voraussetzungen und Abständen auch ab Mitte Mai wieder spielen. Auch beim Puppenspiel im Freien – ich denke etwa ans Theater Laboratorium in Oldenburg – wäre das durchaus möglich. Die meisten Freilichtbühnen haben ihre Saison leider bereits beendet. Den kleinen freien Bühnen und Gruppen, die das Land bisher gefördert hat, wollen wir bereits zugesagte Zuschüsse soweit als möglich auch dann auszuzahlen, wenn sie vorerst nicht öffnen oder bezuschusste Produktionen nicht mehr aufführen können.
Wie sieht es mit der Unterstützung für die große Kleinkunstszene aus?
Thümler: Viele Förder-Instrumente gibt es bereits. Künstler sollten sich nicht scheuen, Grundsicherung zu beantragen. Das ist kein Almosen, sondern eine staatliche Hilfe, die während der Corona-Pandemie im einfachen Verfahren durchgeführt wird. Natürlich ist es kein Ersatz für die Künstlerhonorare. Außerdem sind wir zurzeit in der Ressortabstimmung über eine Förderrichtlinie, die auf die dringend notwendige Unterstützung gemeinnütziger Kultureinrichtungen und Kulturvereine abzielt. Wir wollen damit einen Beitrag leisten möglichst viel von der vielfältigen Struktur des kulturellen Lebens in Niedersachsen zu erhalten.
Kommen wir zu den Hochschulen im Land: Können dort alle notwendigen Prüfungen stattfinden?
Thümler: Die Medizinprüfungen zum Beispiel haben bereits stattgefunden. Darüber wie und welche Prüfungen digital stattfinden können, darüber sind wir zurzeit in Gesprächen mit der Landeshochschulkonferenz. Grundsätzlich gilt allerdings: Die Zuständigkeit für die Regelung der Prüfungsangelegenheiten liegt bei den Hochschulen. Sie sind aber in der derzeitigen Situation flexibel.
Müssen bauliche Investitionen zurückgestellt werden? Thümler: Nein, sie werden so durchgeführt wie geplant. Was sich aber in den Haushaltsjahren 2021 und folgende ergibt, bleibt den parlamentarischen Beratungen vorbehalten.
Was ist mit der European Medical School in Oldenburg? Thümler: Wir treiben das Projekt wie geplant voran. Es finden derzeit diverse Abstimmungsgespräche statt. Die Preise für den Neubau wurden ermittelt. Nun prüfen wir die Umsetzung.