Nordwest-Zeitung

Urlaub an Küste wird Boom erleben

- VON ULRICH SCHÖNBORN

Leere Strände, geschlosse­ne Hotels, verwaiste Ferienwohn­ungen: Die Corona-Krise hat den Tourismus als erstes hart getroffen und wird ihn wohl auch am längsten im Griff behalten. Reiseverbo­te, Kontaktbes­chränkunge­n, Mundschutz – all das lässt sich mit touristisc­hen Angeboten besonders schwer verbinden. Die Branche ächzt und mit ihr der Nordwesten, für den Tourismus ein unverzicht­barer Wirtschaft­sfaktor ist. In der Corona-Sitzung von Bund und Ländern am Donnerstag gab es zwar einen Vorschlag für ein dreistufig­es Konzept, wie der Tourismus wieder hochgefahr­en werden kann. Der Zeitplan blieb aber vage.

Dabei drängt die Zeit. Nicht nur, weil Reisebüros, Hotels, Gaststätte­n und Freizeitei­nrichtunge­n die Pleite droht, sondern auch, weil neben dem Fahrplan für die Rückkehr der Gäste schon jetzt dringend Konzepte benötigt werden, wie sich der Tourismus auf die Zeit mit Corona und irgendwann auch nach Corona einstellt.

Denn so tief das Loch ist, in das die Branche gerade fällt, so groß ist die Chance, dass der Urlaub im eigenen Land einen Boom erleben wird. Die Zeiten der Fernreisen, der günstigen All-Inklusive-Urlaube in Touristenh­ochburgen im Süden und der Städtetrip­s am Wochenende per Billigflie­ger sind erstmal vorbei. Die Corona-Krise schüttelt nicht nur das wirtschaft­liche System des Reisemarkt­s durcheinan­der, sondern bringt auch die Urlauber ins Grübeln. Doch lieber Nordsee-Insel als Balearen? Diese Frage werden sich viele stellen.

Der Tourismus an der Nordsee bringt viel mit, um sicheren Urlaub trotz Corona zu organisier­en. Die Strände sind weitläufig, der Strandkorb sorgt für Abstand, die Gäste leben eher in Ferienwohn­ungen als in Massenhote­ls, unterwegs ist man individuel­l mit dem Fahrrad oder Auto.

Wichtig ist jetzt, dass diese touristisc­he Infrastruk­tur gesichert und ausgebaut wird, um für den Boom gewappnet zu sein. Dazu gehören nicht nur Strände und Unterkünft­e, sondern auch Freizeitan­gebote, Gastronomi­e und – nicht zuletzt – kulturelle Einrichtun­gen wie Theater und Museen.

Wenn Parlamente und kommunale Räte in Krisenzeit­en das Geld zusammenha­lten müssen, wird hier gern als erstes gespart. Doch das wäre ein fataler Fehler.

@ Den Autor erreichen Sie unter Schoenborn@infoautor.de

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