Nordwest-Zeitung

Hupkonzert im Auto-Kino

- Stefan Idel über den Boom von Drive-in-Angeboten in Niedersach­sen

Die Gastronomi­e macht es seit Langem vor: Drive-in gilt in der Corona-Krise manchen Restaurant­s als Hilfe, um den Betrieben am Laufen zu halten. Zumal ein Verzehr ohnehin erst im Abstand von 50 Metern erlaubt ist. Kulturvera­nstalter und andere greifen das Konzept auf: Auto-Kino, Auto-Konzerte und sogar Auto-Gottesdien­ste erleben einen Boom. Den Anfang machte Eventmanag­er Jan Meiners mit dem Auto-Kino in Kirchhatte­n (Kreis Oldenburg). Ein Autokino-Festival auf dem Außengelän­de der Weser-Ems-Hallen in Oldenburg soll ab 21. Mai folgen.

In der Grafschaft Bentheim standen 250 Autos auf einem Parkplatz, um eine Disco zu erleben. Und bereits am Ostersonnt­ag nahmen rund 400 Menschen an einem katholisch­en „Drive-in-Gottesdien­st“in Hildesheim teil. Autotüren und -fenster mussten geschlosse­n bleiben. Die Predigt des Pfarrers auf der Bühne konnten die Gläubigen über das Autoradio verfolgen.

Das Drive-in-Konzept greift nun auch Nico Röger, Chef von Hannover Concerts, dem größten Konzertver­anstalter der Landeshaup­tstadt, auf. Er musste bereits über 100 Konzerte verlegen, darunter den für 4. Mai geplanten Auftritt von Ex-Beatle Paul McCartney. Röger lässt Bühnen auf dem hannoversc­hen Schützenpl­atz und dem Messegelän­de für Auto-Konzerte aufbauen. Den Anfang macht am Donnerstag, 7. Mai, TV-Comedian Oliver Pocher. Fest stehen bereits Auftritte von Alligatoah (9. Mai), Terry Hoax (10. Mai), Sido (11. Mai), Fury in the Slaughterh­ouse (14. Mai), Revolverhe­ld (23. Mai) und Michael Schulte (30. Mai). Die Musik ist über eine UKW-Frequenz im Autoradio zu empfangen. Ansonsten wird der Klang von der Bühne nicht nach außen verstärkt, heißt es.

Der Kartenverk­auf läuft bereits. Die Nachfrage ist groß. Vor allem für den Auftritt von Sido: Ein Zusatzterm­in ist für den 12. Mai geplant. Rund 1000 Autos sollen auf dem Schützenpl­atz parken können. Preiswert ist die Sache allerdings nicht. Die Karte für den Auftritt von Fury in the Slaughterh­ouse beispielsw­eise kostet 80 Euro. Ob die Autofahrer statt Applaus oder Pfiffen ein Hupkonzert spendieren, bleibt abzuwarten. Es würde verwundern, wenn es zumindest beim Pocher-Auftritt nicht der Fall wäre.

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