Kurzarbeit droht fast jedem dritten Beschäftigten
1627 Betriebe haben im März/April Vorsorge betrieben – Anzeigen für 25 147 Menschen
6676 Menschen waren im April in Oldenburg arbeitslos gemeldet. Vor Jahresfrist waren es 816 weniger. Was weiter auf den Arbeitsmarkt zukommt, wissen die Experten noch nicht.
OLDENBURG – Die Zahl der Kurzarbeitsanzeigen ist im April förmlich explodiert. Hatten im März 2020 schon 141 Betriebe für insgesamt 2603 Personen Kurzarbeit angezeigt, stieg diese Zahl im April um 1486 Betriebe und 22 544 Personen an. Zum Vergleich: Im April 2019 hatten etwas mehr als fünf Betriebe (für März gibt es keine Zahl) Kurzarbeit angezeigt. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter lag in den beiden Vorjahresmonaten zusammen bei 102.
Und noch eine Zahl zeigt die alarmierende Situation am Arbeitsmarkt: Von den rund 87 000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt könnte somit fast ein Drittel von Kurzarbeit betroffen sein. Könnte, denn: Die Anzeigen bedeuten noch nicht, dass die Betriebe oder alle gemeldeten Mitarbeiter auch tatsächlich Kurzarbeit machen.
„Klarheit werden wir erst in drei Monaten haben“, so Dr. Thorsten Müller, Leiter der Agentur für Arbeit OldenburgWilhelmshaven. So lange haben die Unternehmen Zeit, die Abrechnungslisten einzureichen. Müller rät dringend dazu, dies monatsweise zu tun. Dann könne die Agentur die Leistungen auch schnell anweisen. Die hat aus normalerweise 15 Mitarbeitern in diesem Bereich durch interne Umverteilung 150 gemacht. Müller: „Die Kurzarbeit ist ein
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Der Chef der Arbeitsagentur ist überzeugt, dass „wir die Krise überstehen“. Aber auch, dass „die Folgen am Arbeitsmarkt lange zu spüren sein
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Dez werden“. Wie lange, das hänge auch von weiteren Lockerungen ab. „Das wird auch für die durchschnittliche Dauer der Kurzarbeit entscheidend sein.“Wie es weitergeht, sei derzeit nicht vorauszusagen.
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Vor allem in den Bereichen Gastronomie, Handel und Zeitarbeit ist laut Müller eine überdurchschnittliche Zunahme der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Im Sicherheitsbereich und in der Logistik seien hingegen auch in der Krise Stellen zu besetzen.
Eine Zunahme verzeichnen Agentur und Jobcenter zudem beim Leistungsbezug, auch von Personengruppen, die sonst hier selten in der Statistik auftauchen: Allein 184 Solo-Selbstständige beantragten im April Grundsicherung. Vor einem Jahr waren es vier. Und auch 212 Kurzarbeiter (April 2019: 38), denen das Kurzarbeitergeld nicht ausreicht, stocken auf.
„Die Corona-Pandemie hat am Arbeitsmarkt auch für Oldenburg deutliche Spuren hinterlassen“, bilanziert Müller. „Der Arbeitsmarkt steht unter Druck.“
In Zahlen sieht das so aus: Die Arbeitslosenquote stieg im Jahresvergleich von 5,9 auf 7,0 Prozent, absolut waren im vierten Monat des Jahres 6676 Menschen arbeitslos gemeldet, 816 mehr als vor Jahresfrist.