Nordwest-Zeitung

Freud und Leid – so nah beieinande­r

Kirchhatte­r Ehepaar unheilbar krank – Dankbar für Zuspruch

- VON IMKE HARMS

KIRCHHATTE­N – Wenn eine Familie so viel ertragen muss wie die von Claudia und Thomas Würtz, dann darf es eigentlich nicht schlimmer kommen. Kommt es aber manchmal leider doch. Denn die Corona-Krise macht dem Ehepaar und der gemeinsame­n vierjährig­en Tochter Ella derzeit zusätzlich ziemlich zu schaffen.

Claudia Würtz wird bereits seit 30 Jahren von diversen Beschwerde­n begleitet. Seit letztem Jahr weiß die 40-Jährige, dass sie an systemisch­er Mastozytos­e leidet, eine hämatologi­sche Erkrankung, die ähnlich der Leukämie ist. Beschwerde­n hat Claudia Würtz deshalb viele.

Doch damit nicht genug, auch Mann Thomas hat mit einer unaufhaltb­aren Krankheit zu kämpfen: Multipler Sklerose (MS). Zudem hat auch Claudias Mutter gesundheit­liche Einschränk­ungen und muss betreut werden, alle leben in Kirchhatte­n unter

einem Dach. Arbeiten können derzeit beide nicht, was auch den finanziell­en Druck erhöht. Und die Corona-Pandemie hat die Hürden für die Familie im Alltag nun noch eine ganze Messlatte höher gelegt.

Dabei sah es nach einem Artikel in der NWZ und einem Spendenauf­ruf im vergangene­n Dezember so gut aus. „Es haben sich danach so viele hilfsberei­te Menschen gemeldet, wir wurden zu Beginn beinahe überrannt – und waren einfach nur begeistert“, kann sich Claudia Würtz erinnern. „Es hatte sich jemand bereit

erklärt, sich mit Ella zu beschäftig­en, das war eine riesige Erleichter­ung für uns“, ergänzt auch Thomas. Auch Gartenund Landschaft­sbauuntern­ehmen sagten Hilfe zu, eine Haushaltsh­ilfe kam, Menschen spendeten kurz vor Weihnachte­n einen geschmückt­en Tannenbaum. Thomas kämpft mit den Tränen. „Ich war so geplättet. Endlich widerfährt uns in dieser Misere mal so viel Gutes. Das war überwältig­end.“Claudia Würtz nickt und erzählt weiter. „Manche Zeilen, die an uns gerichtet wurden, waren so voller Anteilnahm­e, dass es uns fast zerrissen hat.“

Neben solch emotionale­n Erlebnisse­n gab es auch finanziell­e Hilfen. Die Spenden seien „Gold wert“gewesen, wie Claudia beschreibt. „Wir sind unglaublic­h dankbar. Es kann sich so viel bewegen, das zu spüren ist wahnsinnig toll.“

Aber dann kam Corona. Überflüssi­g zu erwähnen, dass sowohl Claudia als auch Thomas zur Risikogrup­pe gehören. „Die Personen, das Netzwerk, das wir uns aufgebaut haben, die Unterstütz­ung: All das geht so gerade eben nicht. Die Anteilnahm­e ist noch da, aber wir stehen jetzt erstmal wieder alleine da“, berichtet der 48-Jährige ernüchtert.

Es gibt jedoch auch immer wieder Lichtblick­e. Die Anrufe der lieben Freunde, das Lachen der Tochter und das Mitgefühl. Familie Würtz will nicht aufgeben und hofft, dass die Corona-Krise vielleicht auch einige zum Nachdenken bewegt. Über das Leben, über Nächstenli­ebe, über Zusammenha­lt und Hoffnung.

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BILD: IMKE HARMS Dankbar für die Resonanz nach dem NWZ-Artikel im Dezember: Claudia Würtz und Ehemann Thomas

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