Waldmeister für Maibowle, Limonade oder Duftkissen
Schon die Benediktinermönche kannten vor über 1000 Jahren den Brauch, einen Maiwein anzusetzen und lobten die Eigenschaft des Waldmeisters, das Herz zu erfreuen.
Auch heute noch ist dies ein beliebter Brauch. Um eine Maibowle anzusetzen, benötigt man ein Sträußchen Waldmeister, kurz bevor die Pflanzen aufblühen. Es lohnt sich, die Blätter anwelken zu lassen, da das den typischen Geruch noch verstärkt. Anschließend lässt man die Kräuter in einem halben Liter Weißwein drei bis vier Stunden ziehen, drückt sie danach gut aus und entfernt sie. Kurz vor dem Servieren werden dann ein Liter Wein und eine Flasche Sekt hinzugegeben. Zum Garnieren lässt man auf der Bowle Erdbeer-oder Apfelblüten schwimmen.
Aber nicht nur zum Maiwein ist der Waldmeister zu verwenden. Es lohnt sich auch, kurz vor der Blüte das Kraut abzuschneiden und in Sträußen kopfüber aufzuhängen. Erst beim Trocknen entwickelt sich der typische Waldmeisterduft, da durch diesen Prozess das Cumarin gebildet wird. Der trockene Waldmeister findet Verwendung als Duftkraut für Wäsche, Duftkissen oder Matratzenfüllungen.
Beim Umgang mit Waldmeister ist aber auch Vorsicht geboten. Untersuchungen zeigen, dass der Waldmeister nicht ganz ungefährlich ist. Bei einem reichlichen Genuss von Waldmeistergetränken kann es durch die enthaltenen Cumaringlykoside zu Schleimhautreizungen kommen; deshalb sollte man ihn gerade zur Limonadenzubereitung für Kinder nicht überdosieren.
Der Waldmeister, Galium odoratum, kommt wild überall in Europa vor und wächst vor allem in lichten Buchenwäldern, wo er sich durch seine Kriechwurzeln schnell ausbreitet. Im Frühling bilden sich an vierkantigen Stängeln etagenartig übereinander die schmalen Blätter. Die Pflanzen ähneln den Labkräutern und sind mit ihnen auch eng verwandt. Im Mai zeigen sich die zahlreichen weißen, duftenden Blüten, die sich im Sommer zu borstigen, runden Samen entwickeln.
Für den Garten ist eine Aussaat der Samen zu langwierig; am besten besorgt man sich beim Nachbarn oder im Gartenhandel einige Ableger. Als Standort ist, ähnlich wie in der Natur, ein schattiger, feuchter und humoser Platz am besten. Deshalb wird der Waldmeister nicht in den Kräutergarten gepflanzt, sondern besser unter Haselbüsche, Obststräucher oder Ziergehölze, wo er sich in wenigen Jahren flächendeckend ausbreitet und den Boden begrünt. Einen humosen Boden erreicht man durch die Gabe von Laub oder Laubkompost im Herbst; weitere Pflege benötigt der Waldmeister nicht.
Einmal gepflanzt, gehört der Waldmeister im Garten zu den genügsamen Kräutern, die jeden Frühling wieder durch ihren Duft erfreuen.