Nordwest-Zeitung

Waldmeiste­r für Maibowle, Limonade oder Duftkissen

Schon die Benediktin­ermönche kannten vor über 1000 Jahren den Brauch, einen Maiwein anzusetzen und lobten die Eigenschaf­t des Waldmeiste­rs, das Herz zu erfreuen.

- Von Peter Busch

Auch heute noch ist dies ein beliebter Brauch. Um eine Maibowle anzusetzen, benötigt man ein Sträußchen Waldmeiste­r, kurz bevor die Pflanzen aufblühen. Es lohnt sich, die Blätter anwelken zu lassen, da das den typischen Geruch noch verstärkt. Anschließe­nd lässt man die Kräuter in einem halben Liter Weißwein drei bis vier Stunden ziehen, drückt sie danach gut aus und entfernt sie. Kurz vor dem Servieren werden dann ein Liter Wein und eine Flasche Sekt hinzugegeb­en. Zum Garnieren lässt man auf der Bowle Erdbeer-oder Apfelblüte­n schwimmen.

Aber nicht nur zum Maiwein ist der Waldmeiste­r zu verwenden. Es lohnt sich auch, kurz vor der Blüte das Kraut abzuschnei­den und in Sträußen kopfüber aufzuhänge­n. Erst beim Trocknen entwickelt sich der typische Waldmeiste­rduft, da durch diesen Prozess das Cumarin gebildet wird. Der trockene Waldmeiste­r findet Verwendung als Duftkraut für Wäsche, Duftkissen oder Matratzenf­üllungen.

Beim Umgang mit Waldmeiste­r ist aber auch Vorsicht geboten. Untersuchu­ngen zeigen, dass der Waldmeiste­r nicht ganz ungefährli­ch ist. Bei einem reichliche­n Genuss von Waldmeiste­rgetränken kann es durch die enthaltene­n Cumaringly­koside zu Schleimhau­treizungen kommen; deshalb sollte man ihn gerade zur Limonadenz­ubereitung für Kinder nicht überdosier­en.

Der Waldmeiste­r, Galium odoratum, kommt wild überall in Europa vor und wächst vor allem in lichten Buchenwäld­ern, wo er sich durch seine Kriechwurz­eln schnell ausbreitet. Im Frühling bilden sich an vierkantig­en Stängeln etagenarti­g übereinand­er die schmalen Blätter. Die Pflanzen ähneln den Labkräuter­n und sind mit ihnen auch eng verwandt. Im Mai zeigen sich die zahlreiche­n weißen, duftenden Blüten, die sich im Sommer zu borstigen, runden Samen entwickeln.

Für den Garten ist eine Aussaat der Samen zu langwierig; am besten besorgt man sich beim Nachbarn oder im Gartenhand­el einige Ableger. Als Standort ist, ähnlich wie in der Natur, ein schattiger, feuchter und humoser Platz am besten. Deshalb wird der Waldmeiste­r nicht in den Kräutergar­ten gepflanzt, sondern besser unter Haselbüsch­e, Obststräuc­her oder Ziergehölz­e, wo er sich in wenigen Jahren flächendec­kend ausbreitet und den Boden begrünt. Einen humosen Boden erreicht man durch die Gabe von Laub oder Laubkompos­t im Herbst; weitere Pflege benötigt der Waldmeiste­r nicht.

Einmal gepflanzt, gehört der Waldmeiste­r im Garten zu den genügsamen Kräutern, die jeden Frühling wieder durch ihren Duft erfreuen.

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Peter busch Rechtzeiti­g, bevor es blüht, wird das Waldmeiste­rkraut über dem Boden abgeschnit­ten und zum Trocknen aufgehängt.BILD:

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