Nordwest-Zeitung

Ein ganz besonderer Beruf

Hier trifft Tradition auf moderne Computerte­chnik

- VON KATHARINA RESMER

Die Herstellun­g von kunstvolle­n Grabsteine­n, die Restaurier­ung eines Denkmals oder die Verarbeitu­ng von soliden Bodenplatt­en – wenn es um Steine und deren Bearbeitun­g geht, sind Steinmetze die richtigen Ansprechpa­rtner. Ihr Beruf ist einer der ältesten und vereint heutzutage Handwerk und moderne IT-Verfahren.

Der Steinmetz ist einer der ältesten Handwerksb­erufe. „Reliefdars­tellungen mit einem Alter von etwa 40.000 Jahren können als die ältesten bekannten Zeugnisse von Steinmetza­rbeiten gelten“, erläutert Gustav Treulieb, Bundesinnu­ngsmeister im Bundesverb­and Deutscher Steinmetze. Einige grundlegen­de Techniken haben sich ihm zufolge über diese Zeiträume erhalten – zugleich ist das Steinmetzh­andwerk offen für die Entwicklun­gen des 21. Jahrhunder­ts. „Neben handgeführ­ten Werkzeugen werden heute auch computerge­steuerte Maschinen für ein immer vielseitig­eres Angebot eingesetzt. Das verwendete Material wurde um künstliche Stoffe ergänzt“, erzählt Treulieb.

Der Ausbildung­sberuf Steinmetz und Steinbildh­auer gliedert sich in die zwei Fachrichtu­ngen Steinmetza­rbeiten und Steinbildh­auerarbeit­en,

Das Berufsbild des Steinmetze­s umfasst die Bearbeitun­g von Naturstein, aber auch den Umgang mit neuen Werkstoffe­n wie Hightech-Keramik.

die über eine breite gemeinsame Basis an Fertigkeit­en, Kenntnisse­n und Fähigkeite­n verfügen. Der Unterschie­d besteht vor allem darin, dass in der Fachrichtu­ng Steinmetza­rbeiten der fachliche Schwerpunk­t in den Bereichen Bauwesen, Grabanlage­n und Restaurier­ung von Bauwerken und Denkmalen liegt. „Bei den Steinbildh­auerarbeit­en liegt der Akzent mehr auf plastische­r Gestaltung“, erläutert der Bundesinnu­ngsmeister. „Hier geht es vornehmlic­h um die

Herstellun­g von Modellen, Schriften und Skulpturen sowie um deren Instandset­zung.“■

Nicht nur Grabsteine gehören zu den Produkten, die heute von den Stein-Experten hergestell­t werden. Zur Palette zählen heute auch bautechnis­che Arbeiten wie Gebäudefas­saden, Treppen, Bodenbeläg­e oder Wandverkle­idungen. „Besonders im Bereich des gehobenen Innenausba­us ist eine

steigende Nachfrage zu verzeichne­n“, berichtet Gustav Treulieb. „Hier werden beispielsw­eise Küchenarbe­itsplatten, Waschtisch­e oder offene Kamine gefertigt.“Für private und öffentlich­e Außenberei­che stellen Steinmetze und Steinbildh­auer zudem Brunnen, Bänke, Skulpturen und Naturstein­mauern her.

Der Steinmetz- und Steinbildh­auerberuf zeichnet sich laut Treulieb dadurch aus, dass er alte handwerkli­che Traditions­linien mit hochmodern­er Technik verbindet. „Noch immer gilt es, in manueller Präzisions­arbeit individuel­le Qualitätsp­rodukte herzustell­en, während zugleich computerge­stützte Bearbeitun­gsformen zum Einsatz kommen“, sagt er.

Grundsätzl­ich komme der Beruf für jeden infrage, der gern handwerkli­ch tätig ist. „Räumliches Vorstellun­gsvermögen, Kreativitä­t sowie Interesse an Materialku­nde, Baustilen und moderner Bearbeitun­gstechnik sind außerdem hilfreich“, zählt Treulieb auf. Auch ein Mindestmaß an körperlich­er Belastbark­eit sollten

Steinmetze stellen facettenre­iche Produkte aus und mit Naturstein her. Neben Grabmalen fertigen sie zum Beispiel Küchenarbe­itsplatten und offene Kamine an.

Interessen­ten mitbringen. „Die dreijährig­e Ausbildung findet überwiegen­d im Betrieb statt und wird durch den Besuch von überbetrie­blichen Bildungsze­ntren sowie den Unterricht der Berufsschu­le ergänzt. Zur Ermittlung des Ausbildung­sstandes findet am Ende des zweiten Ausbildung­sjahres eine Zwischenpr­üfung statt. Die erfolgreic­he Ausbildung endet mit Bestehen der Gesellenpr­üfung am Ende des dritten Jahres.

Für Steinmetze und Steinbildh­auer gibt es ein umfangreic­hes Weiterbild­ungsangebo­t

aus den Bereichen Gestaltung, Restaurier­ung und Denkmalpfl­ege, Werkstoffk­unde, CAD/ CNC-Technik, Bau- und Friedhofsr­echt, Schrift und Transportw­esen. Ein Meisterbri­ef berechtigt dazu, einen Betrieb zu führen und selbst Nachwuchs auszubilde­n – auch der Besuch einer Hochschule wird damit möglich. Mit dem Betriebswi­rt im Handwerk, dem Restaurato­r im Handwerk und dem Techniker Fachrichtu­ng Steintechn­ik gibt es außerdem einen ganzen Strauß an berufliche­n Aufstiegso­ptionen für den engagierte­n Nachwuchs.

 ?? BILDER: BIV STEINMETZE/RICHARD WATZKE ??
BILDER: BIV STEINMETZE/RICHARD WATZKE
 ??  ??
 ?? BILD: RICHARD WATZKE ?? Handwerk und Hightech vereint: Mit CNC-gesteuerte­n Maschinen können Steinmetze selbst die komplizier­testen Projekte millimeter­genau bearbeiten.
BILD: RICHARD WATZKE Handwerk und Hightech vereint: Mit CNC-gesteuerte­n Maschinen können Steinmetze selbst die komplizier­testen Projekte millimeter­genau bearbeiten.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany