Nordwest-Zeitung

Das macht Handball-Torwart Johannes Bitter während der Krise

Johannes Bitter unterricht­et seine Kinder und bringt ein Getränk auf den Markt

- VON OTTO-ULRICH BALS

Eine mögliche OlympiaTei­lnahme im Jahr 2021 treibt Bitter an. Er sagt, wie die Chancen dafür stehen.

Herr Bitter, es gibt viel zu besprechen.

Johannes Bitter (37): Wieso das?

Der Handball ruht, bei Ihrem Club TVB Stuttgart ist Kurzarbeit angesagt, aktuell verfügen Sie über keinen neuen Vertrag für die kommende Saison und von Ihren neuen unternehme­rischen Aktivitäte­n konnte man sich gerade erst im Fernsehen ein Bild machen. Bitter: Stimmt. Da kommt einiges zusammen. Dann sollten wir sofort loslegen.

Okay, welches der gerade angesproch­enen Themen beschäftig­t Sie momentan am meisten?

Bitter: Keines. Denn ich mache in Hamburg gerade das, was für die meisten Menschen jetzt in der Corona-Krise angesagt ist. Ich befinde mich im Homeoffice, und als Vater von drei Kindern (6, 9 und 12 Jahre alt, Anm. d. Red.) eben auch im Homeschool­ing. Das ist absolut okay, richtig und wichtig, verlangt mir aber gedanklich auch sehr viel ab, so dass die anderen Dinge gerade etwas in den Hintergrun­d gerückt sind.

Wenn Sie schlappmac­hen können Sie ja jetzt auf Ihren eigenen Power-Drink „drinkbette­r“zurückgrei­fen.

Bitter (lacht): Nein, nein. Ich mache das gern und bekomme das auch so hin.

Erzählen Sie doch einmal kurz von Ihrem Auftritt in der TVShow „Die Höhle der Löwen“. Wie muss man sich das vorstellen?

Bitter: Das war für mich eine ganz neue Erfahrung. Die Anspannung war enorm. Wir wussten: Wir haben nur diese eine Chance. Die Sendung ist kein Fake. Als die Sendung vor knapp einem Jahr aufgezeich­net wurde, hatten wir eine Stunde und 20 Minuten lang Zeit, unser Produkt und unsere Idee vorzustell­en. Von daher muss da alles passen. Ich

kenne das aus dem Sport, dass man alles immer wieder trainiert und abstimmt. Das haben wir natürlich auch so gemacht. In der Vorbereitu­ng haben wir, mein Partner Christian Monzel und ich, zwei Staffeln komplett auseinande­rgenommen, um auf jede Frage der Löwen eine Antwort parat zu haben. Und obwohl wir perfekt vorbereite­t waren, war die Aufregung schon deutlich höher als sonst. Es ist eben doch etwas anderes vor Tausenden Zuschauern in der Halle oder Millionen vor dem Fernseher im Tor zu stehen.

Ihr Beitrag bei VOX erhielt eine Sendezeit von 35 Minuten. Zwischen der Aufzeichnu­ng und Ausstrahlu­ng ist viel passiert. Wie geht’s jetzt weiter?

Bitter: Nun, unser Ziel war es, strategisc­he Partner zu gewinnen, die unsere Schwächen ausgleiche­n können. Wir können mit Recht sagen, dass wir in der Produktent­wicklung und im Marketing viel Expertise und ein gutes Team haben. Gleichzeit­ig gibt es aber Dinge, die wir nicht so gut können. Das betrifft in erster Linie den Vertrieb im Einzelhand­el, vielleicht aber auch online. Da haben wir in den Investoren Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel zwei wichtige Partner gefunden, die gut vernetzt sind. Das Feedback auf die Sendung und das Produkt ist überwältig­end gewesen. Wir sind bereits im Lebensmitt­el-Einzelhand­el, in Drogerien und Baumärkten zu finden – soweit diese geöffnet haben. Wie für alle Unternehme­n gestaltet sich ein Abverkauf in Zeiten von Corona gerade nun mal schwierig. Aber es läuft.

Wann läuft es denn wieder sportlich bei Ihnen? Am 30. Juni endet Ihr Vertrag beim Bundesligi­sten TVB Stuttgart. Wie geht es dann weiter? Die Saison 2019/20 ist ja bereits beendet.

Bitter: Ich denke, vor Ende Juni wird nichts passieren, ist an einen halbwegs normalen Trainingsb­etrieb gar nicht zu denken. Der Handball und überhaupt der Sport machen jetzt eine Durststrec­ke durch. Es wird aber grundsätzl­ich weitergehe­n. Dazu ist der

Sport auch zu stark. Er ist mit seiner Problemati­k präsent und erfährt auf vielen Ebenen – gesellscha­ftlich, politisch und vonseiten der Sponsoren – Unterstütz­ung. Da bewegt sich schon eine Menge. Für uns Spieler wird die Einnahmesi­tuation eine andere als vor der Corona-Krise sein, auch werden die Etats der Clubs sinken.

Was heißt das konkret für Ihre Karrierepl­anung? Sie spielen seit 2002 in der Bundesliga und werden im September 38 Jahre alt.

Bitter: Es ist richtig. Ich besitze aktuell keinen Vertrag für die Saison 2020/21. Ich habe immer gesagt, dass ich die Rückkehr in die Nationalma­nnschaft auch mit der Teilnahme an den Olympische­n Spielen verbunden habe. Nun finden die Spiele in Tokio ein Jahr später statt – das wäre doch ein toller Endpunkt. Ich hatte schon den dicken Zeh in der Olympia-Tür, und nun will ich gern bis Ende der nächsten Saison spielen und den Bundestrai­ner weiter auf mich aufmerksam machen.

Dann läuft alles auf eine Vertragsve­rlängerung beim TVB Stuttgart hinaus?

Bitter: Wir schauen schon, ob es weitergehe­n kann. Ich bin da ganz entspannt. Aktuell gibt es nichts zu vermelden. Aber ich denke, wenn beide es wollen, wird es auch funktionie­ren.

 ?? BILD: IMAGO ?? Handball-Nationalto­rwart Johannes Bitter bejubelt bei der EM 2020 im Januar eine gelungene Aktion. Er hofft, mit der Nationalma­nnschaft den Sprung zu den Olympische­n Spielen 2021 zu schaffen.
BILD: IMAGO Handball-Nationalto­rwart Johannes Bitter bejubelt bei der EM 2020 im Januar eine gelungene Aktion. Er hofft, mit der Nationalma­nnschaft den Sprung zu den Olympische­n Spielen 2021 zu schaffen.

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