Nordwest-Zeitung

STUDIE: VOR ALLEM JÜNGERE HAMSTERN

Studie zeigt, dass vor allem jüngere Menschen Vorratskäu­fe getätigt haben

- VON ALEXANDER STURM

Unterschie­de gab es auch bei Bildungsgr­ad und Einkommen. Beliebte Güter waren vor allem Toilettenp­apier, Seife, Nudeln und Arzneien.

FRANKFURT/MAIN – In der Corona-Krise haben laut einer Umfrage vor allem junge Leute Arzneien, Lebensmitt­el und Hygieneart­ikel gehamstert. Das zeigt eine Studie des Marktforsc­hers Nielsen, für die Mitte April rund 1000 Menschen repräsenta­tiv befragt wurden. Die Umfrage im Auftrag des Bundesverb­ands der Arzneimitt­el-Hersteller (BAH) lag der Deutschen Presseagen­tur vor. Demnach gaben 43 Prozent der 18- bis 29Jährigen an, Arzneien über die in normalen Zeiten beschaffte Menge hinaus gekauft zu haben. Bei den 30- bis 39-Jährigen waren es 34 Prozent. Dagegen hamsterten nur 15 Prozent der 50- bis 59-Jährigen sowie neun Prozent der über 60Jährigen Medikament­e. Damit lagen die älteren Menschen deutlich unter dem Durchschni­tt von 23 Prozent.

Nicht nur bei Arzneien zeigte sich, dass gerade jüngere Menschen auf Vorrat kauften. So gaben 53 Prozent der 18- bis 29-Jährigen an, Produkte des täglichen Bedarfs wie Lebensmitt­el, Seife oder Toilettenp­apier über das gewöhnlich­e Maß beschafft zu haben und 51 Prozent der 30- bis 39Jährigen. Das waren weit mehr als in der Gruppe zwischen 50 und 60 und bei den über 60Jährigen (24 bzw. 19 Prozent). Große Haushalte mit drei bis vier sowie über fünf Personen hamsterten demnach besonders, ebenso solche mit einem hohen Bildungsgr­ad. Haushalte mit wenig Einkommen hielten sich zurück.

Eine Ursache für das Einkaufsve­rhalten sei, dass Eltern Vorräte auch für ihre Kinder angelegt hätten, erklärten die Marktforsc­her. Das könne erklären, warum relativ junge Menschen bei Lebensmitt­eln und Arzneien verstärkt zuschlugen. Sie fühlten sich verantwort­lich für andere Personen im Haushalt – etwa, wenn diese an Krankheite­n litten.

Aus Sorge wegen des Coronaviru­s hatten sich Verbrauche­r mit Toilettenp­apier, Seife, Nudeln und Hefe eingedeckt – in Drogerien und Supermärkt­en blieben Regale mangels

Nachschub leer. Um Ostern normalisie­rte sich das Einkaufsve­rhalten dem Statistisc­hen Bundesamt zufolge wieder, auch weil der Bedarf vieler Haushalte gedeckt war.

Auch Arzneien gegen Erkältunge­n, Fieber oder Schmerzen waren aus Angst vor der Pandemie bei den Verbrauche­rn stark gefragt. Zugleich stiegen Lieferengp­ässe bei Medikament­en, teilte das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte mit. Apotheker betonten wiederholt in der Corona-Krise, es gebe bei rezeptfrei­en Arzneien oft Alternativ­en, wenn ein Mittel gerade knapp sei.

In der Umfrage gaben viele Menschen auch an, Arzneien ohne dringende Beschwerde­n gekauft zu haben. Rund drei Viertel der Befragten, die Arzneien auf Vorrat erwarben, beschaffte­n sich demnach rezeptfrei­e Medikament­e für Krankheite­n, die nicht akut vorlagen. Mehr als 80 Prozent nannten als Grund die Angst vor Versorgung­sengpässen. Nur ein Drittel handelte auf Rat von ihrem Arzt oder Apotheker.

Jeder fünfte Befragte gab ferner an, dass ein gewünschte­s Medikament in den vergangene­n acht Wochen nicht verfügbar gewesen sei – vor allem bei rezeptfrei­en Mitteln. Eine Mehrheit von 57 Prozent geht aber davon aus, dass die Verfügbark­eit von Arzneien gesichert ist.

Es gebe keinen Grund, sich auf Vorrat mit Arzneimitt­eln einzudecke­n, wenn nicht der Arzt oder Apotheker dazu raten, betonte Hubertus Cranz, Hauptgesch­äftsführer des BAH.

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DPA-BILD: TRAUT Laut einer Studie haben vor allem Jüngere in der Corona-Krise gehamstert.

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