Nordwest-Zeitung

Endlich wieder die Haare schön

Haarwäsche Pflicht – Desinfekti­on der Scheren und Kämme nach jedem Kunden

- SASCHA STÜBER

Für viele Oldenburge­r war der Montag ein Tag der Erlösung: Nach Wochen mit Sturm-, Wuschel- oder sonstigen Frisuren durften die Friseure endlich wieder an die Haarpracht ran. Wie hier Andrea Titzer in ihrem Salon an der Cloppenbur­ger Straße (mit Stammkundi­n Carolin von Mulert) durften die Spezialist­en wieder loslegen. Dabei galt es aber Besonderhe­iten zu beachten. So ist die Haarwäsche ebenso Pflicht wie das Tragen eines Mundschutz­es.BILD:

Am Montag waren die Salons zum ersten Mal nach der coronabedi­ngten Schließung wieder geöffnet. Die Telefone stehen nicht still.

OLDENBURG – Der Salon heißt nicht „Haarfein“, „Haarschnit­t“, „Haarscharf “oder „Schnittste­lle“. Das Geschäft an der Ecke Hundsmühle­r Straße/Bodenburga­llee mitten in Eversten heißt „Salon Eva“, so wie die Besitzerin, Eva Husmann – es gibt da eine gewisse, aber sehr entfernte verwandtsc­haftliche Beziehung zum Autor dieses Berichts.

Vor 33 Jahren hat die 59-Jährige ihren Salon dort eröffnet, Stammkunde bin ich seit langer Zeit, wohne ganz in der Nähe und weiß mich dort in guten Händen. Eigentlich­er Termin wäre am vergangene­n Donnerstag gewesen – knapp daneben ist auch vorbei. Doch rechtzeiti­g genug, sofort nach der Bekanntgab­e in den Nachrichte­n, habe ich mir einen Termin gleich für den Tag der Wiederöffn­ung nach sechswöchi­ger Zwangspaus­e gesichert.

Und plötzlich ist alles anders. Nun müssen mir direkt vor dem Schnitt im Salon die Haare gewaschen werden – eine Premiere für mich, habe ich sonst zuhause gemacht. Der Mundschutz ist Vorschrift, Schutzhand­schuhe für die Friseurin auch, und es muss ein Formular ausgefüllt werden mit Datum, Uhrzeit des Besuchs, Adresse. So lässt sich im Fall eines Falles eine Infektions­kette nachweisen. Beim Schneiden selbst läuft alles wie immer. Die abgeschnit­tenen Haare dürfen aber nicht mit einem Pinsel aus dem Nackenbere­ich entfernt werden.

Das Telefon klingelt im Salon ohne Unterlass, die Kundinnen und Kunden wollen einen Termin. Doch das Auftragsbu­ch ist schon jetzt bis Mitte Mai randvoll, die Anruferinn­en und Anrufer müssen vertröstet werden. Der „Salon

Eva“hat normalerwe­ise montags geschlosse­n, im Mai wird das nun nicht so sein. Erstens, um die Kundenwüns­che zu befriedige­n, und zweitens, um zumindest ein wenig vom Verdiensta­usfall hereinzuho­len, der in den vergangene­n sechs Wochen angefallen ist.

Dana, seit vielen Jahren angestellt im Salon, freut sich, wieder arbeiten zu dürfen. Für die staatlich angeordnet­e Schließung bringt sie viel Verständni­s

auf. „Die Unsicherhe­it ist beseitigt“, sagt sie. „Wir sind vor den Kunden, die Kunden vor uns geschützt.“Auf Hygiene wurde in Friseursal­ons zwar schon vor der Corona-Krise sehr geachtet. Nun müssen zusätzlich die Schutzumhä­nge nach jeder Frisur gewechselt, Schere und Kamm desinfizie­rt werden.

Ausnahmswe­ise an einem Montag (und das auch nur am vergangene­n zur Wiedereröf­fnung)

hatte auch Friseur Schimmerot­h am Lefferseck geöffnet. „Hier brennt die Hütte“, beschrieb Inhaber und Innungsobe­rmeister Gerriet Schimmerot­h die Situation. „Wir halten uns strengsten­s an die Vorschrift­en, desinfizie­ren und haben, um die Mindestabs­tände zu wahren, nicht alle Stühle besetzt.“Auch im vergleichs­weise kleinen Salon Eva bleiben Stühle frei, und es arbeiten zeitgleich nur zwei

Frauen. Einen Trockenhaa­rschnitt für Männer wird es auf unabsehbar­e Zeit nicht mehr geben, der Friseurbes­uch ist deshalb und wegen eines Aufpreises für Hygienemit­tel (zwei Euro) teurer geworden. Grundsätzl­ich wurden die Preise aber nicht erhöht.

Ebenso wie bei Friseur Schimmerot­h. Der Innungsobe­rmeister hat auch aus dem Stadtgebie­t nichts Gegenteili­ges gehört.

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BILD: SASCHA STÜBER Premiere für den Kunden: Ð-Redakteur Thomas Husmann muss sich vor dem Schnitt von Friseurmei­sterin Eva Husmann die Haare waschen lassen.
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BILD: SASCHA STÜBER Nach dem Schnitt die Desinfekti­on: Scheren und Kämme müssen gründlich gereinigt werden.
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BILD: SASCHA STÜBER Bei der Arbeit: Ð-Redakteur Thomas Husmann werden die Haare geschnitte­n.

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