Nordwest-Zeitung

Gastronomi­e startet wieder

Wirte in Oldenburg freuen sich auf Gäste – Weitere Hilfen gefordert

- VON MARKUS MINTEN UND KARSTEN RÖHR

Aufatmen in der Gastronomi­e: Ab kommendem Montag dürfen Restaurant­s, Cafés und Biergärten wieder öffnen.

OLDENBURG – „Jetzt haben die Betriebe endlich wieder eine Perspektiv­e.“Für Holger Kruse, Vorsitzend­er des Stadtverba­nds Oldenburg im Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga), ist die Ankündigun­g von Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) für Lockerunge­n in der Branche „ein guter Anfang“.

Ab kommendem Montag, 11. Mai, sollen Restaurant­s, Gaststätte­n, Cafés und Biergärten wieder öffnen dürfen, zwei Wochen später, am 25. Mai, sollen Hotels, Pensionen und Jugendherb­ergen für den touristisc­hen Betrieb folgen. Bars oder Diskotheke­n müssen sich gedulden: Sie bleiben bis auf Weiteres geschlosse­n.

Allerdings müsse die Politik das Wiederanfa­hren auch unterstütz­en, fordert Kruse: „Wir kriegen nicht mit einem Fingerschn­ippen das alte Geschäft.“Er gibt zu bedenken, dass der Umsatz nicht ansatzweis­e wieder der vor der Krise sein werde – bei dann auslaufend­er Kurzarbeit. Die Politik müsse nun einen Modus entwickeln, die Kurzarbeit weiterlauf­en zu lassen. Die Unternehme­n könnten das Gehalt entspreche­nd aufstocken.

In den Betrieben selbst werden die Lockerunge­n positiv gesehen: „Brückenwir­tin“Judith

Lorenz freut sich, ihre Gaststätte mit großem Biergarten an der Cäcilienbr­ücke endlich wieder öffnen zu dürfen. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“Probleme sieht sie für ihren Betrieb vor allem in der Reservieru­ngspflicht. Auch Vapiano-Inhaber Reiner Dworaczek begrüßt die Öffnungspl­äne: „Das freut uns natürlich, und wir hoffen, dass es bald noch weiter gelockert wird.“

Izzetin Tekce sieht aber auch die Nachteile. Der „Patentkrug“-Geschäftsf­ührer hält nichts von halben Sachen: „Für die Hälfte der Gäste brauche ich angesichts der Hygienereg­eln wahrschein­lich ein Viertel mehr Personal.“Er will lieber noch warten und dann komplett starten. Die Zeit nutzt er für Schulungen und Arbeiten am Haus.

Für die öffnenden Betriebe gelten zunächst noch Einschränk­ungen und Hygienereg­eln. Für die Einhaltung der Abstandsre­geln muss die Anzahl der Kunden begrenzt werden. So sollen Gaststätte­n und Co. maximal 50 Prozent ihrer Plätze sowohl im Innen- als auch im Außenberei­ch belegen dürfen. Althusmann nannte zudem eine Reservieru­ngspflicht mit den nötigen Kontaktdat­en als Auflagen.

Endgültig beschlosse­n werden soll der Stufenplan nach den nächsten Bund-LänderBera­tungen an diesem Mittwoch. Bereits vom 11. Mai an sollen auch Ferienhäus­er und -wohnungen wieder vermietet werden können, ebenfalls mit einer maximalen Auslastung von 50 Prozent.

Die Unternehme­r fiebern dem Neustart am Montag entgegen. Auch wenn die Vorlaufzei­t kurz und die Liste der offenen Fragen lang ist.

OLDENBURG – Wer in den vergangene­n Tagen in der Stadt unterwegs war, hat eines gesehen: Die gute Stimmung hängt nicht nur an geöffneten Geschäften, sondern stark auch an geöffneten Lokalen. Dieser Mangel soll jetzt nach und nach behoben werden. Ab Montag dürfen die Gaststätte­n und Restaurant­s wieder öffnen – zunächst auf der halben Innen- und der halben Außenfläch­e, eine Reservieru­ng ist auch nötig.

Oldenburge­r Wirte sind froh darüber, auch wenn noch viele Fragen offen sind. Nico Winkelmann vom „Bümmersted­er Krug“sagte: „Wir sind definitiv positiv überrascht, auch wenn so einiges noch nicht ganz geklärt ist. Eine der Fragen für uns ist zum Beispiel: Wie sieht es mit den Hochzeiten aus, da haben wir ja Anfragen. Bei einer Schließung­sverfügung ab 23 Uhr wären Hochzeiten derzeit nur am Tage möglich.“Das Team vom „Bümmersted­er Krug“hat die

Zwischenze­it gut genutzt, und neben dem Außer-HausVerkau­f, der zunächst auch weiter laufen soll, das Restaurant inklusive Jägerstube renoviert. Auch der Biergarten ist aufgebaut. Am Montag, wenn wieder geöffnet werden darf, wird um 17.30 Uhr gestartet, obwohl sonst Ruhetag wäre. „Um den ersten Ansturm zu bewältigen“, sagt Winkelmann – „wenn auch erstmal mit eingeschrä­nkter Karte, weil wir bei der Beschränku­ng auf 50 Prozent

noch nicht mit dem vollen Personal arbeiten können.“

Michael Schmitz, Inhaber der „Schmitz Brasserie“sagte am Montag: „Ich freue mich, dass wir aufmachen dürfen. Wir brauchen alle dringend den Umsatz, auch wenn der Vorlauf zur Umsetzung der

Regeln natürlich kurz ist. So genau wissen wir ja noch gar nicht, was wir bis Montag organisier­en müssen. Das erfahren wir wahrschein­lich am Mittwoch.“Die Brasserie rechne für den Anfang „mit maximal einem Viertel des normalen Umsatzes“. Auch weil manche schon noch in Sorge seien und die Stimmung eben noch nicht wieder die alte sei. Schmitz: „Die Kunst wird es sein, Sicherheit und Atmosphäre zu verknüpfen.“

Sonnensche­in und frühlingsh­afte Temperatur­en – das erste Geschäft im April hat das Coronaviru­s Judith Lorenz schon verhagelt. Umso froher ist die „Brückenwir­tin“, dass sie nun loslegen darf. Sie profitiert von einer großen Fläche gerade im Außenberei­ch. Hier kann sie trotz Abstandsre­geln „sicher 80 bis 90 Gäste“unterbring­en. „Schwierig ist für uns nur die Reservieru­ngspflicht. „Aber man muss sich den Auflagen stellen. Wir wollen ja, dass es wieder los geht. “

„Positiv, dass wir wieder etwas anbieten dürfen“, sieht die Lockerunge­n auch Maike Dralle vom „Etzhorner Krug“. Sie ist froh, dass es langsam weiter geht – „auch wenn das die Kosten nicht decken wird. Man sieht endlich, dass es weiter geht.“Zumindest den Hotelgäste­n – derzeit sind nur Geschäftsr­eisende erlaubt – kann sie künftig wieder Speisen im Restaurant anbieten. Wie es für den Hotelberei­ch weiter geht, weiß sie noch nicht.

Nur so viel: „Tagungen sehe ich noch nicht. Oder wir müssen mit den Veranstalt­ern über Teilungen reden.“Kleinere Trauerfeie­rn könnten ein Anfang sein. Keine Ahnung hat sie auch, was Hochzeiten und Co. angeht: „Feiern machen nur Sinn, wenn alle fröhlich und gesund sind.“

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BILD: TORSTEN VON REEKEN Auch „Brückenwir­tin“Judith Lorenz darf bald wieder öffnen. Mit Karsten Rüdebusch probiert sie schon einmal die Bestuhlung im Biergarten an der Hunte aus.
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Nico Winkelmann
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BILDER: ARCHIV Maike Dralle
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Michael Schmitz

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