Können mit Kita-Öffnungen nicht noch länger warten
Frau Breher, Niedersachsen legt einen Plan für weitere Corona-Lockerungen vor und will auch die Kitas wieder öffnen. Ist es jetzt Zeit, dass die Kinder wieder in die Krippen, Kindergärten und Horte zurückkehren?
Breher: Gut, dass es jetzt wieder losgeht. Die Kinder und Familien sind mir in der ganzen Diskussion immer zu kurz gekommen. Wir können nicht bis nach den Sommerferien mit den Öffnungen warten. Eltern meistern seit Wochen den Spagat zwischen Arbeit und Kinderbetreuung im Alleingang. Da sind immer noch vor allem die Frauen besonders gefordert. Alles unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung und viele fühlen sich zurückversetzt in das Frauenbild der fünfziger Jahre. Vor allem alleinerziehende Frauen mit Kindern sind hier besonders gefordert. Natürlich steht der Gesundheitsschutz über allem. Deshalb müssen wir uns die Infektionsentwicklung genau anschauen. Es ist richtig, wenn es jetzt einen Stufen-Plan und damit eine Perspektive gibt. Mit dem notwendigen Abstand und Sicherheit in festen Gruppen wird der Kita-Betrieb wieder möglich sein. Das gibt den Familien Entlastung. Das ist ganz wichtig.
Experten warnen vor einer Zunahme häuslicher Gewalt... Breher: Ja, es gibt keinen Zugriff mehr auf die Kinder. Sie
haben keinen Kontakt mehr zu ihren Vertrauenspersonen in den Kitas. Da ist es schwierig mitzubekommen, ob etwas schiefläuft. Die Kinder sind die Schwächsten in der Familie, aber auch die Frauen sind betroffen. Manche Familien leben auf engstem Raum, stehen jetzt vor großen Problemen wie Jobverlust, Kurzarbeit und finanziellen Nöten.
Es gibt unterschiedliche Expertenmeinungen über die Infektionsgefahren bei Kindern. Dennoch kann man das Risiko der Kita-Öffnungen eingehen? Breher: Ich bin keine Expertin auf diesem Gebiet. Wenn man das Infektionsgeschehen vor Ort im Blick hat, sollte man in Schritten den Kita-Betrieb wiederaufnehmen, ein richtiger Schritt. Es gibt Kommunen, die keine oder eine ganz niedrige Zahl von Infizierten haben. Regionale Lösungen sollten möglich sein.