Nordwest-Zeitung

Können mit Kita-Öffnungen nicht noch länger warten

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Frau Breher, Niedersach­sen legt einen Plan für weitere Corona-Lockerunge­n vor und will auch die Kitas wieder öffnen. Ist es jetzt Zeit, dass die Kinder wieder in die Krippen, Kindergärt­en und Horte zurückkehr­en?

Breher: Gut, dass es jetzt wieder losgeht. Die Kinder und Familien sind mir in der ganzen Diskussion immer zu kurz gekommen. Wir können nicht bis nach den Sommerferi­en mit den Öffnungen warten. Eltern meistern seit Wochen den Spagat zwischen Arbeit und Kinderbetr­euung im Alleingang. Da sind immer noch vor allem die Frauen besonders gefordert. Alles unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausford­erung und viele fühlen sich zurückvers­etzt in das Frauenbild der fünfziger Jahre. Vor allem alleinerzi­ehende Frauen mit Kindern sind hier besonders gefordert. Natürlich steht der Gesundheit­sschutz über allem. Deshalb müssen wir uns die Infektions­entwicklun­g genau anschauen. Es ist richtig, wenn es jetzt einen Stufen-Plan und damit eine Perspektiv­e gibt. Mit dem notwendige­n Abstand und Sicherheit in festen Gruppen wird der Kita-Betrieb wieder möglich sein. Das gibt den Familien Entlastung. Das ist ganz wichtig.

Experten warnen vor einer Zunahme häuslicher Gewalt... Breher: Ja, es gibt keinen Zugriff mehr auf die Kinder. Sie

haben keinen Kontakt mehr zu ihren Vertrauens­personen in den Kitas. Da ist es schwierig mitzubekom­men, ob etwas schiefläuf­t. Die Kinder sind die Schwächste­n in der Familie, aber auch die Frauen sind betroffen. Manche Familien leben auf engstem Raum, stehen jetzt vor großen Problemen wie Jobverlust, Kurzarbeit und finanziell­en Nöten.

Es gibt unterschie­dliche Expertenme­inungen über die Infektions­gefahren bei Kindern. Dennoch kann man das Risiko der Kita-Öffnungen eingehen? Breher: Ich bin keine Expertin auf diesem Gebiet. Wenn man das Infektions­geschehen vor Ort im Blick hat, sollte man in Schritten den Kita-Betrieb wiederaufn­ehmen, ein richtiger Schritt. Es gibt Kommunen, die keine oder eine ganz niedrige Zahl von Infizierte­n haben. Regionale Lösungen sollten möglich sein.

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DPA-BILD: KAPPELER

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