Wenn der Basketball im Regal verstaubt
Bei BTB-Routinier Lauris Heisen wirkt sich die Krise auf Sport- und Arbeitswelt aus
Weil die Corona-Krise seine Arbeit als Personal Coach und Fitnesstrainer mächtig einschränkt, hat Lauris Heisen plötzlich viel mehr Zeit, sich selbst sportlich zu betätigen. Das eigentliche Lieblingssportgerät lässt er aber links liegen.
OLDENBURG – Dass sich auf dem Basketball im Regal einmal eine kleine Staubschicht bilden könnte, wäre früher undenkbar gewesen, aber in der Coronavirus-Krise ist auch bei Lauris Heisen vieles nicht mehr, wie es einmal war. Und das betrifft nicht nur das Lieblingssportgerät des Routiniers von den BTB Royals, der 2010 als Lauris Gruskevics im Alter von 28 Jahren nach Oldenburg kam, um sich hier den Grundstein für die Zeit nach dem Basketball zu legen. Die körperliche Bewegung kommt nicht zu kurz, aber finanzielle Bewegungen auf seinem Konto gibt’s aktuell eher nur in eine Richtung.
„Auf jeden Fall leide ich derzeit nicht unter Sportmangel, aber ich verdiene leider nichts“, erklärt der 37-Jährige, der aufgrund der Kontaktbeschränkungen
Mir imponiert, dass einige meiner Kunden die Trainingsgebühr überweisen, als ob sie bei mir trainieren würden.
nicht nur nicht mit dem Team aus der 2. Regionalliga spielen und trainieren darf, sondern auch seinen Job als Personal Coach und Fitnesstrainer im eigenen Redcord-Studio nicht ausüben darf. Die Arbeit als Trainer an der Oldenburger Polizeiakademie ruht aktuell ebenfalls.
„Mir imponiert, dass einige meiner Kunden die Trainingsgebühr überweisen, als ob sie bei mir trainieren würden – das hilft ein wenig“, erklärt Heisen, der in den vergangenen Wochen für die Klienten einige Fitness-Videos aufgenommen hat und sich mit speziellen Corona-T-Shirts sowie selbst gemachten Masken ein wenig dazuverdient.
„Das Gute an der Situation ist, dass ich Zeit habe, neue Ideen zu entwickeln, aber ich vermisse das Training mit meinen Gruppen und die Leute schon sehr“, erklärt Heisen.
Bis sich die Situation wieder ändert, haben er und Ehefrau Vivian Heisen, deren Nachnamen er mit der Hochzeit im November 2019 annahm und deren Tennis-Karriere die Corona-Krise ebenfalls ausgebremst hat, viel Zeit, sich selbst sportlich zu betätigen. „Das ist Sport im Luxusbereich. Ich k ann trainieren wann und wie oft ich will, da ich ja jederzeit in mein Studio rein kann“, erklärt der gebürtige Lette, der vor seiner Zeit bei den Royals in mehreren europäischen Ländern gespielt hatte und auch in der Nationalmannschaft aktiv war.
In der aufgrund der Corona-Pandemie drei Spiele vor dem Ende abgebrochenen Saison 2019/2020 wurden die BTB-Korbjäger mit 12:7 Siegen Tabellenzweiter, nachdem sie dem souveränen Meister und damit Aufsteiger aus Wolfenbüttel (19:0) anfangs noch dicht im Nacken gesessen hatten. „Wir haben leider zu viele Spiele verschenkt, weil wir auswärts oft zu wenig Spieler hatten“, blickt Heisen zurück: „Meistens haben wir sogar lange geführt, bevor uns die Kräfte ausgegangen sind. Von daher ist es ein Mega-Gefühl, dass wir es geschafft haben, Zweiter zu bleiben.“
Oldenburgs Sportler des Jahres 2014 denkt noch lange nicht ans Aufhören, doch die Prioritäten haben sich verschoben. „Ich habe immer noch Spaß daran, Basketball zu spielen – nur halt mit weniger Ambitionen“, erklärt er: „Nichtsdestotrotz: Wenn ich spiele, dann richtig. Ich versuche, die goldene Mitte zwischen Ehrgeiz und Spaß zu finden.“
Eine Anfrage für die neue Spielzeit von Michael Canisius, der kürzlich seinen Vertrag bei den BTB Royals verlängert hat, liege bereits vor, verrät Heisen. Zeit, sich auf die nächste Saison vorzubereiten, hat er durch die Coronavirus-Krise derzeit mehr, als ihm lieb ist. Direkt nach dem Aufstehen legt sich der 37-Jährige auf die Fitnessmatte und beginnt den Tag mit Stretchingsowie Mobilisationsübungen: „Man ist danach gleich ganz anders wach als ohne die Übungen.“Zusätzlich geht er noch zweimal pro Woche joggen.
Nur der Basketball setzt – wie erwähnt – Staub an. „Wir hatten einen Korb auf den Parkplatz gestellt, und es hat uns auch viel Spaß gemacht – aber leider hat er das erste Spiel nicht überlebt“, erzählt Heisen grinsend, streitet aber ab, dass das vielleicht bei einem seiner Dunking-Versuche geschehen ist: „Aus dem Alter bin ich raus.“
Wir hatten einen Korb auf den Parkplatz gestellt – aber leider hat er das erste Spiel nicht überlebt.