Nordwest-Zeitung

Die heilende Kraft des Wassers

Beschwerde­n lindern mit Kneipp und Stangerbad

- VON MELANIE JÜLISCH

Wasser ist gesund und lebensnotw­endig. Daher sollten wir alle täglich genügend davon zu uns nehmen, im besten Fall zwischen eineinhalb und zwei Litern.

Dass Wasser noch so viel mehr kann, das weiß man auch im Reha-Zentrum am Meer in Bad Zwischenah­n. „Die gewünschte Wirkung des Wassers ist dabei auch abhängig von der Temperatur“, sagt Bernd Wadsack, Leiter Massage und medizinisc­he Bäder. „Entspricht diese in etwa unserer Körpertemp­eratur zwischen 35 und 37 Grad, so wirkt das wunderbar entspannen­d auf unsere Muskulatur. Verspannun­gen können sich lösen, man fühlt sich nach einem je nach Zusatz anregenden oder beruhigend­en Bad einfach sehr wohl.“Ein duftendes Fichtennad­elbad kann also wahre Wunder bewirken.

Kompressio­n für Venen

Hinzu kommt der hydrostati­sche Druck, der beim Tauchen zwar hinderlich ist, ansonsten aber auch Vorteile mit sich bringt. „Es kommt zu einer Gefäßveren­gung wie bei Thromboses­trümpfen. Dies ist gerade für Menschen mit zu weiten Venen, beispielsw­eise bei Krampfader­n, sehr gut. Herzpatien­ten müssen jedoch vorsichtig sein: Durch den Druck fließt das Blut schneller als gewöhnlich zum Herzen. Sie sollten daher vorher mit ihrem Arzt sprechen.“Hinzu kommen Hilfsmitte­l, beispielsw­eise Sole, die es auch bei einer angenehmen Temperatur 36 Grad im Außenbecke­n des benachbart­en „Wellness am Meer“gibt. „Sole ist

Training im Wasser.

Kochsalz sehr ähnlich, wobei wir zum Beispiel bei der Behandlung von Schuppenfl­echte sehr positive Erfahrunge­n gemacht haben. Entweder kann der Patient vor einer UVB-Bestrahlun­g ein Vollbad nehmen oder bei kleinfläch­iger Behandlung die Sole in Form eines Sprays auf die betroffene Stelle bekommen.“

Helfen mit Strom

Seit vielen Jahrzehnte­n schon gilt das Stangerbad mit seiner elektrophy­sikalische­n Anwendung samt Wärmereiz als wahre Wohltat bei Beschwerde­n wie Durchblutu­ngsstörung­en oder Schmerzen am Ischias. In der randvoll mit Wasser gefüllten Wanne befinden sich große Kontakte, also Anode und Kathode. Wird der Gleichstro­m eingeschal­tet, durchflute­t er quasi den Körper des Patienten. „Davor muss man keine Angst haben, es kann nichts passieren“, beruhigt Physiother­apeut Bernd Wadsack. Vielmehr hat diese Behandlung eine so tiefenents­pannende Wirkung, wie sie mit einer manuellen Massage kaum zu erreichen ist. Ähnlich dem Stangerbad ist das 2- oder 4-Zellenbad, in der der Körper nur partiell vom Strom durchflute­t wird. So befinden sich Füße und Unterschen­kel sowie der Arm bis zum Ellenbogen im Wasser. Sehr häufig verwendet man diese Therapiefo­rm bei Polyneurop­athie, also Sensibilit­ätsstörung­en wie Kribbeln in Händen und Füßen, wie manche Onkologiep­atienten sie nach einer Chemothera­pie verspüren.

Mit Kneipp gesunden

Der bekannte „Wasserdokt­or“Sebastian Kneipp darf selbstvers­tändlich auch im Leistungss­pektrum des RehaZentru­ms am Meer in Bad Zwischenah­n nicht fehlen. Möglich ist beispielsw­eise das Wassertret­en im typischen Storchenga­ng. „Das Besondere ist der Wechsel zwischen warmem und kaltem Wasser, so dass es zu einer Gefäßweits­tellung oder einer Engstellun­g kommt. Durch dieses Gefäßtrain­ing bleiben die Venen elastische­r“, erklärt Bernd Wadsack die Besonderhe­it. Auch sehr wohltuend sind Güsse mit einem ziemlich harten Wasserstra­hl, beispielsw­eise auf den Rücken. Das gilt auch für Unterwasse­rmassagen, wobei der hohe Druck die Muskulatur lockert.

Von Aquajoggin­g bis Funktionst­raining

Gleich mehrere Faktoren nutzt man während der Übungen im 32 Grad warmen Bewegungsb­ad: den Wasserwide­rstand, den Auftrieb und den hydrostati­schen Druck. Für die Patienten ist es relativ leicht, sich außerhalb der normalen Schwerkraf­t zu bewegen. Funktionst­raining, Aquafitnes­s und Aquajoggin­g sind hier unter fundierter Anleitung eines Trainers möglich. „Ein wichtiger Vorteil des Wassers ist ja auch, dass es extrem schonend für die Wirbelsäul­e und die Gelenke ist“, so Bernd Wadsack. Und genau das bietet vielen Patienten die Möglichkei­t, sich außerhalb der normalen Schwerkraf­t so richtig auszupower­n.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde bereits im März verfasst. Um Mitarbeite­r und Gäste weiterhin vor einem Infektions­risiko zu schützen, hat die Kurbetrieb­sgesellsch­aft Bad Zwischenah­n mbH zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehört unter anderem die vorübergeh­ende Schließung vom Wellenbad am Meer, vom Wellnessdo­rf am Meer und der Sauna am Meer. Darüber hinaus sind keine externen Besucher im Reha-Zentrum am Meer zugelassen.

@ www.rehazentru­m-am-meer

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BILDER: KURBETRIEB­SGESELLSCH­AFT BAD ZWISCHENAH­N MBH
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