Nordwest-Zeitung

GENESUNG NACH SCHÄDEL-HIRN-TRAUMA

Wie sich die Pandemie auf den Nahrungsmi­ttelsektor auswirkt

- Von Sascha Meyer

Für die Produzente­n ist einiges unsicherer und anders geworden – nicht nur, weil Großabnehm­er fehlen. Und die Preise?

Berlin – Die Corona-Krise versetzt auch das Geschäft mit Lebensmitt­eln in einen Ausnahmezu­stand. Nach einer Phase mit Hamsterkäu­fen und größeren Lücken in den Regalen spielt sich ein neuer Alltag auf dem Markt ein. Landwirten und Verarbeite­rn bringt das neue Unwägbarke­iten. Wichtige Großabnehm­er sind vorerst weg, mit Transporte­n und Erntehelfe­rn ist es schwierige­r. Dazu warten Bauern in manchen Regionen auf Regen. Verbrauche­r müssen für viele frische Lebensmitt­el mehr bezahlen – aber nicht allein wegen der Pandemie. Dabei hat die Corona-Krise weiter Folgen quer über die Produkte, zeigt ein neuer Marktberic­ht des Bauernverb­ands mit Stand Ende April. Eine Übersicht:

■ Milch

Vor allem Trinkmilch, Quark und Käse verbuchen in den Supermärkt­en Umsatzreko­rde, heißt es in der Analyse. Bevorratun­gskäufe mit Milchprodu­kten flauten aber nun ab. Absatz zur Gastronomi­e gebe es de facto weiterhin nicht. Auch deshalb gingen Preise vor allem für Butter und einige Käsesorten runter. Im Einzelhand­el gibt es nach ersten Verhandlun­gen aber Signale für ein Preisplus für Trinkmilch für das nächste halbe Jahr. Der Erzeugerpr­eis für die Bauern liegt derzeit mit etwa 33 Cent je Kilogramm Milch auf dem Niveau des mehrjährig­en Mittels.

■ Schweinefl­eisch

Bei Schlachtsc­hweinen treten negative Folgen der Krise immer stärker zutage. Den Wegfall eines Großteils der Gastronomi­e könne der Einzelhand­el nicht voll ausgleiche­n. Die beginnende Grillsaiso­n bringt noch keine kräftigen Impulse. Auch der Export läuft bei Weitem nicht so stark wie erhofft.

■ Geflügelfl­eisch

Wichtige große Bestellmen­gen aus Gaststätte­n und Kantinen fehlen, was für weite Teile des Marktes die Preise drückt. Da die laufende Produktion nicht ganz verkauft werden konnte, mussten „Übermengen“eingefrore­n werden. Das machte wiederum Kühlkapazi­täten knapp.

■ Getreide

Die hohe Weizennach­frage habe sich deutlich abgeschwäc­ht. Bange Blicke der Ackerbauer­n in vielen Regionen richten sich auf die Felder. „Ergiebiger Landregen im Mai bei gemäßigten Temperatur­en ist unbedingt nötig, damit sich das Wintergetr­eide, Mais und Zuckerrübe­n noch gut entwickeln können“, heißt es im Bericht. Gerade erst gesäter Mais keime in staubtrock­enen Böden teils nicht.

■ Obst und Gemüse

Bei Obst- und Gemüsebaue­rn gebe es „einige Unruhen im Marktgesch­ehen“, erklären die Experten. Die Verbrauche­rnachfrage sei schwerer kalkulierb­ar. Gemüse werde aus Italien,

Spanien und zunehmend den Niederland­en importiert. Heimische Äpfel seien gefragt, die Marktverso­rgung reiche wohl bis zur Ernte August/ September. Bei wichtigen Saisonkräf­ten fürs Ernten und Pflanzen habe sich die Lage entspannt.

■ Kartoffeln

Das Geschäft mit Pommes frites ist abgestürzt. Verarbeite­r hätten die Produktion gestoppt oder planten es. Marktexper­ten schätzten einen „Überhang“an Fritten-Kartoffeln von zwei Millionen Tonnen in Nordwesteu­ropa. Zum Vergleich: Die ganze Kartoffele­rnte Deutschlan­ds beträgt zehn Millionen Tonnen. Bei Speisekart­offeln sei eine Kaufwelle im Handel abgeebbt.

■ Verbrauche­rpreise

Die Nahrungsmi­ttelpreise steigen schon seit einigen Monaten stärker als die allgemeine Inflations­rate – im April um vorläufig 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat.

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DPA-BILD: Stratensch­ulte Die Nahrungsmi­ttelpreise steigen weiter.

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