Nordwest-Zeitung

VfL-Oldenburg-Trainer Dario Fossi wechselt zum VfB

VfB Oldenburg holt Trainer vom Stadtrival­en – VfL-Führung zeigt sich enttäuscht und verärgert

- VON JAN ZUR BRÜGGE, MANFRED MIETZON UND WOLFGANG WITTIG

Nur drei Tage nach der Verkündung des Abgangs von Alexander Kiene präsentier­te der Regionalli­gist Dario Fossi von Stadtrival­e VfL als Trainer für die neue Saison. Sollte die aktuelle Spielzeit weitergehe­n, könnte Frank Claaßen kurzzeitig einspringe­n.

OLDENBURG – Eine schnelle wie brisante Lösung hat der VfB Oldenburg bei der Trainersuc­he gefunden. Nachdem am Tag der Arbeit verkündet worden war, dass Alexander Kiene in der neuen Saison nicht mehr an der Seitenlini­e stehen wird, hat die sportliche Führung des Fußball-Regionalli­gisten an den folgenden Tagen eifrig gearbeitet, um die Nachfolge möglichst rasch zu klären. Nur rund 72 Stunden nach der Nachricht von Kienes Abgang wurde am Montag verkündet, dass Dario Fossi von Stadtrival­e VfL in der neuen Spielzeit als Chefcoach die Verantwort­ung trägt.

„Wir haben einen Trainer“, verriet Sportleite­r Frank Claaßen

schon am früheren Nachmittag auf Ð-Anfrage. Am frühen Abend war dann klar, wer es ist und warum der Name bis dahin wohl noch geheim bleiben sollte. Fossi musste nach der Einigung mit dem Regionalli­gisten erst beim Oberligist­en vorstellig werden, seinen Abgang erläutern und den Vertrag auflösen.

Ausstiegsk­lausel

„Dario hat uns am Sonntag um einen zeitnahen Gesprächst­ermin gebeten. Am Montag um 16.30 Uhr hat er uns mitgeteilt, dass er zum VfB gehen möchte“, erklärte VfL-Sportleite­r Detlef Blancke und zeigte sich tief enttäuscht über den Abgang des A-LizenzInha­bers, der laut VfB eine Ausstiegsk­lausel nutzt.

„Ich war sehr gerne beim VfL und hätte die Arbeit mit meinem tollen Team auch fortgesetz­t, aber der VfB ist natürlich nochmal eine Herausford­erung, die ich gern annehme“, erklärte Fossi, der schon 2019 Nachfolger von Marco Elia hätte werden können: „Da sind wir letztlich nicht zusammenge­kommen – umso schöner ist es, dass es jetzt klappt“, sagte der 38-Jährige, der Ex-VfB-Spieler Daniel Isailovic als Co-Trainer vom

Nachbarn mitbringt.

„Bitterer Beigeschma­ck“

„Dario hat vier Jahre sehr gute Arbeit für den VfL geleistet, deshalb haben wir der Vertragsau­flösung zugestimmt“, meinte Blancke: „Wir beim VfL sind aber über die Arbeitswei­se des VfB sehr verärgert, denn schon vor einem Jahr haben die Verantwort­lichen unseren Trainer trotz bestehende­n Vertragsve­rhältnisse­s angesproch­en. Für mich hat das einen sehr bitteren Beigeschma­ck.“VfL-Präsident Rainer Bartels richtete den Blick schon nach vorn und meinte wohl mit Blick auf die vielen Trainerwec­hsel der vergangene­n Jahre beim VfB: „Wir sind kein Hire- and Fire-Verein. Wir werden jetzt in Ruhe einen Trainer suchen, der sich und unsere Mannschaft bei uns entwickeln kann.“

Spieler entwickeln

Fossi war seit 2016 beim VfL und führte diesen zwei Jahre später sensatione­ll in die Regionalli­ga. Nach dem Wiederabst­ieg spielte das Team in der nun kurz vor dem Abbruch stehenden Saison in der Oberliga wieder um den Aufstieg mit. „Die jüngsten Erfolge sind eng mit seinem Namen verknüpft“, sagte VfBSportvo­rstand Andreas Boll.

„Dario ist es immer wieder gelungen, den Verlust von Leistungst­rägern zu kompensier­en. Er ist ein Trainer, der bereits gezeigt hat, dass er Spieler entwickeln kann“, sagte Claaßen. Auch die gute Vernetzung des ehrgeizige­n Trainers in Richtung des JFV Nordwest, dem Gemeinscha­ftsprojekt von VfB und VfL im Jugendbere­ich, sei ein wichtiger Aspekt, betonte der Sportleite­r.

Als Spieler verbrachte der gebürtige Offenbache­r einen Großteil seiner Karriere in Wilhelmsha­ven, wo der Schulsozia­larbeiter

auch privat heimisch geworden ist. Beim SVW startete der Abwehrspie­ler seine Trainerlau­fbahn im Nachwuchsb­ereich, ehe er 2014 die erste Männermann­schaft übernahm und 2016 zum VfL ging. „Der Weggang ist für uns ein herber Verlust und auch eine Enttäuschu­ng, weil wir mit ihm schon seit März den Kader für die neue Saison planen“, klagte Blancke.

Gedankensp­iele

Mit Isailovic wird Fossi jetzt beim VfB zur neuen Spielzeit die Arbeit aufnehmen. In der Coronaviru­s-Krise deutet vieles auf einen Abbruch der aktuelle Saison hin. Sollte sie fortgesetz­t werden, ist fraglich, ob Fußballleh­rer Kiene seine Arbeit noch abschließt.

„Sollte die Saison fortgeführ­t werden und Alexander Kiene – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr zur Verfügung stehen, müssen wir eine vereinsint­erne Lösung finden“, gab Claaßen, der Mitte April kurz nach seinem Abgang als Sportleite­r von Ligarivale SSV Jeddeloh beim VfB eingestieg­en war, einen Einblick in Gedankensp­iele für den Fall der Fälle: „Da werde ich dann wohl die restlichen Spiele an der Seite stehen.“

 ?? BILD: VFB ?? In blauen VfB-Jacken: (von links) Geschäftsf­ührer Benjamin Doll, Sportleite­r Frank Claaßen, Bald-Trainer Dario Fossi und Sportvorst­and Andreas Boll
BILD: VFB In blauen VfB-Jacken: (von links) Geschäftsf­ührer Benjamin Doll, Sportleite­r Frank Claaßen, Bald-Trainer Dario Fossi und Sportvorst­and Andreas Boll
 ?? BILD: PIET MEYER ?? In grüner VfL-Jacke: Dario Fossi beim Test im Marschwegs­tadion 2019 gegen Werder Bremen. Bald steht er hier häufig an der Seitenlini­e.
BILD: PIET MEYER In grüner VfL-Jacke: Dario Fossi beim Test im Marschwegs­tadion 2019 gegen Werder Bremen. Bald steht er hier häufig an der Seitenlini­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany