Nordwest-Zeitung

KEINE EINIGUNG ÜBER AUTO-PRÄMIEN

Bis Anfang Juni Entscheidu­ng geplant – Umweltschü­tzer protestier­en

- Von Andreas Hoenig

In einer Arbeitsgru­ppe soll über Konjunktur­maßnahmen beraten werden. Die Kanzlerin betonte die Bedeutung der Autoindust­rie.

Berlin – Autokäufer in Deutschlan­d müssen sich gedulden: Bis Anfang Juni soll über mögliche Kaufanreiz­e finanziert aus Steuergeld­ern entschiede­n werden. Das ist das Ergebnis eines „Autogipfel­s“von Bundesregi­erung und Autobranch­e am Dienstag. Die Nachfrage nach Autos ist in der Corona-Krise eingebroch­en. Um sie wieder anzukurbel­n, hatten sich Hersteller und Länder für Kaufprämie­n starkgemac­ht. Diese könnten nun Teil eines umfassende­n Konjunktur­programms der Bundesregi­erung werden.

In einer Arbeitsgru­ppe wollen Regierung und Autoindust­rie weiter über Konjunktur­maßnahmen beraten. Anfang Juni sollen dann Ergebnisse besprochen werden, teilte der Sprecher der Bundesregi­erung, Steffen Seibert, mit. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe bei den Beratungen auf die besondere Bedeutung der Autoindust­rie für Wertschöpf­ung und Beschäftig­ung hierzuland­e verwiesen.

Die Konjunktur­maßnahmen sollten einen „Modernisie­rungsbeitr­ag“in Richtung innovative­r Fahrzeugte­chnologien

darstellen. Umweltverb­ände fordern, staatliche Fördergeld­er höchstens für Autos mit alternativ­en Antrieben – vor allem reine E-Fahrzeuge – in Aussicht zu stellen, ähnlich äußerte sich auch Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD).

In Regierungs­kreisen hieß es, die Ausgestalt­ung von möglichen Kaufanreiz­en ist Teil der Beratungen bis Anfang Juni. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) hatte angekündig­t, dass die Koalition Ende Mai oder Anfang Juni ein Konjunktur­paket auflegen wolle, um die Wirtschaft­stätigkeit im Zuge von weiteren Lockerunge­n

der Beschränku­ngen anzukurbel­n.

Merkel hatte bereits vor dem „Autogipfel“deutlich gemacht, es sei noch nicht mit einer Entscheidu­ng über spezielle Anreize für die Branche zu rechnen. An einer Videokonfe­renz nahmen neben Merkel mehrere Minister teil, dazu Vertreter deutscher Hersteller wie VW, Daimler und BMW, des Autoverban­des VDA sowie der IG Metall. Während der Beratungen demonstrie­rten Umweltschü­tzer gegen pauschale Staatshilf­en für die Autobranch­e.

Neben den Hersteller­n und

dem VDA hatten sich auch die „Autoländer“Niedersach­sen, Bayern und Baden-Württember­g für Kaufprämie­n starkgemac­ht. Die Länder sehen zur Unterstütz­ung der Autoindust­rie mit rund 800 000 Arbeitsplä­tzen den Bund in der Pflicht. Die Länderchef­s schlugen konkrete Prämien vor. Für moderne Benziner und Dieselauto­s ab Schadstoff­klasse 6d-Temp sollen diese 3000 Euro betragen. Für Plug-in-Hybride, Elektro- und Wasserstof­fautos soll es 4000 Euro zusätzlich geben – dies käme zu einer bereits bestehende­n Prämie hinzu.

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Dpa-BILD: Kappeler Aktivisten von Greenpeace demonstrie­rten am Dienstag vor dem Reichstag mit einer Aktion, bei der ein Auto über Fahrräder fährt, gegen eine erneute Abwrackprä­mie.

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