Nordwest-Zeitung

Eine längst fällige Rüge

- Alexander Will über Geldfluten und ein Urteil

Ein guter Tag! Das war fällig! Das höchste deutsche Gericht benennt endlich deutlich, was in der Eurozone schiefläuf­t. Jetzt ist die Politik am Drücker – sie muss handeln, Versäumtes nachholen. Auch das haben die Richter Bundestag und Bundesregi­erung deutlich ins Stammbuch geschriebe­n.

Das monströse Aufkaufpro­gramm von Staatsanle­ihen aller Art und Qualität mit Geld, das von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) aus dem Nichts geschaffen wird, ist größtentei­ls rechtswidr­ig. Die Richter haben insbesonde­re auf die fatalen Risiken für Sparer und die Verzerrung­en auf den Immobilien­märkten mit all den üblen Folgen für Mieter und Eigennutze­r hingewiese­n. Damit sind die Verhältnis­se wieder vom Kopf auf die Füße gestellt worden: Nicht die Bedürfniss­e schlecht wirtschaft­ender Staaten und Regierunge­n haben uneingesch­ränkt Vorfahrt – sie müssen sich vielmehr an den Folgen für jeden Einzelnen messen lassen.

Bedauerlic­h, dass Karlsruhe sich nicht in der Lage sah, die Staatsfina­nzierung maroder Budgets durch die Anleihenkä­ufe zu rügen. Da war das Pulver wohl verschosse­n.

Jetzt müssen Bundestag und Bundesregi­erung also endlich tun, was sie bisher nicht wollten: der EZB kritische Fragen stellen. Es steht allerdings zu befürchten, dass diese mächtige, bestens ausgestatt­ete Institutio­n am Ende weitermach­en wird wie bisher. Das süße Gift der Geldflut aus dem Nichts in den Adern staatliche­r Haushalte hat die Junkies in der Eurozone bereits allzu fest im Griff.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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