Nordwest-Zeitung

Worüber Bund und Länder nun sprechen

Mehrere Länder preschen mit Lockerungs­plänen vor – Heute Schaltkonf­erenz mit Merkel

- VON CINDY RIECHAU UND THERESA MÜNCH

Was bedeutet das Vorpresche­n für die Beratungen an diesem Mittwoch? Und in welchem Fall werden mögliche Lockerunge­n zurückgeno­mmen?

BERLIN – Für die richtig großen Lockerunge­n in der CoronaKris­e sei es noch zu früh, hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der vergangene­n Woche gesagt – und auf diesen Mittwoch verwiesen. Das sollte der Termin für möglicherw­eise deutliche ÖffnungsSc­hritte werden. Doch zahlreiche Bundesländ­er haben diese in den vergangene­n Tagen schon vorweggeno­mmen: Zu Pfingsten sollen Kurzurlaub­e an der See möglich sein, mancherort­s darf man schon bis zu vier Freunde treffen und bald sollen wieder mehr Kinder in die Kitas. Was haben Bund und Länder dann überhaupt noch zu besprechen?

■ SCHULEN

In dieser Woche sollten „sehr klare Entscheidu­ngen“fallen, „in welcher Folge und in welcher Art und Weise Schule, Kita wieder möglich sind“, hatte Merkel nach der letzten Bund-Länder-Konferenz versproche­n. Dabei werde ein paralleler Prozess der verschiede­nen Altersgrup­pen angestrebt, zunächst aber mit keiner Gruppe komplett. Nordrhein-Westfalen zog daraufhin sein Konzept zurück, dass alle Grundschül­er bereits ab der kommenden Woche tageweise wieder in die Schulen zurückkehr­en könnten. Inzwischen haben aber mehrere andere Bundesländ­er eigene Stufenplän­e beschlosse­n – zuletzt am Dienstag Bayern und Hessen. Ein bundesweit abgestimmt­es Vorgehen ist kaum noch realistisc­h – wobei man das in Sachen Bildung ja gewöhnt ist, da Schulen in Deutschlan­d generell Ländersach­e sind.

■ KITAS

Anfang der Woche drohte NRW mit einem Alleingang bei der Kita-Öffnung, sollten Bund und Länder an diesem Mittwoch keinen einheitlic­hen Kurs finden. Inzwischen sind mehrere Länder NRW zuvorgekom­men und haben auch hier eigene Stufenplän­e erarbeitet – etwa Mecklenbur­g-Vorpommern, Bayern und Niedersach­sen. Dabei hatte eine Arbeitsgru­ppe von Ländern, Bund und Experten zuvor gemeinsame Leitlinien und einen Vier-Stufen-Plan für eine schrittwei­se Öffnung der Kitas entwickelt. Zuerst sollte die Notbetreuu­ng ausgeweite­t werden, dann Stück für Stück immer mehr Kinder in die Kitas gelassen werden. Einige Länder scheinen sich nun an dem Plan zu orientiere­n. So öffnet Mecklenbur­gVorpommer­n als Erstes für die Vorschulki­nder.

■ GASTRONOMI­E/HOTELS

Konkrete Öffnungssc­hritte für Restaurant­s und Hotels sollten an diesem Mittwoch eigentlich gar nicht auf der Tagesordnu­ng stehen. Die Rahmenbedi­ngungen für eine schrittwei­se Öffnung in der Tourismusb­ranche sollten erst bei einer späteren Sitzung besprochen werden. Mit dem Vorpresche­n der Urlaubslän­der Niedersach­sen, Mecklenbur­g-Vorpommern und Bayern könnte das aber obsolet sein. Schon vor Pfingsten sollen viele Angebote für Besucher öffnen – auch für solche aus anderen Bundesländ­ern. Schleswig-Holstein zog am Dienstag nach.

■ LÄDENÖFFNU­NG

Offiziell steht die Öffnung größerer Geschäfte noch nicht auf der Tagesordnu­ng der Bund-Länder-Schalte. Es ist aber gut möglich, dass die Ministerpr­äsidenten auch darüber diskutiere­n, ob bald bundesweit Läden mit mehr als 800 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche öffnen dürfen. Der Handel dringt darauf, Bayern hat die Öffnung bereits erlaubt – nachdem ein Gericht im Freistaat das gefordert hatte. In anderen Bundesländ­ern hatten Gerichte die Beschränku­ngen für rechtens erklärt.

■ SPORT UND FREIZEIT

Die Sportminis­ter sollten für die Schalte ein gemeinsame­s Konzept für Vereins- und anderen Sport erarbeiten. Doch auch hier haben einige Länder schon vorgelegt. In Niedersach­sen sollen Freizeitpa­rks und Freibäder Ende Mai öffnen, Bayern erlaubt bestimmte Einzel-Sportarten wie Tennis, Golf und Segeln. In anderen Ländern waren bestimmte Sportarten dagegen von vornherein erlaubt, wie Segeln mit dem eigenen Boot unter Einhaltung der Kontaktreg­eln in Berlin und Sachsen.

■ RÜCKFALLOP­TION

Die Bundesregi­erung pocht darauf, dass mögliche Lockerunge­n bei einem erneuten Anstieg der Infektions­zahlen ganz schnell auch wieder zurückgeno­mmen werden – allerdings wohl nicht für das gesamte Bundesgebi­et, sondern lokal. Ein Plan des Kanzleramt­es sieht vor, dass ein Landkreis zu den harten Beschränku­ngen zurückkehr­en muss, wenn innerhalb von sieben Tagen mehr als 50 Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner zu verzeichne­n sind – außer diese Neuinfekti­onen treten alle an einem Ort, etwa in einem Altenheim, auf.

 ?? IMAGO-BILD: MINKOFF ?? Bayern hat am Dienstag einen Plan mit Lockerunge­n für Handel, Gastronomi­e, Schulen und Kindergärt­en bis Pfingsten vorgelegt. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU, Mitte) begründete dies mit den nun besseren Infektions­zahlen.
IMAGO-BILD: MINKOFF Bayern hat am Dienstag einen Plan mit Lockerunge­n für Handel, Gastronomi­e, Schulen und Kindergärt­en bis Pfingsten vorgelegt. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU, Mitte) begründete dies mit den nun besseren Infektions­zahlen.

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