Nordwest-Zeitung

Auch die Wanderlust wirkt ansteckend

Wandervere­in Oldenburg wird 40 Jahre alt und hat keine Nachwuchsp­robleme

- VON SUSANNE GLOGER

Sie brauchen für ihren Sport keine Turnhalle und können auch Abstand voneinande­r halten. Dennoch hat sich die Corona-Pandemie auch auf die Mitglieder des Wandervere­ins Oldenburg ausgewirkt. Und das ausgerechn­et zum runden Geburtstag.

OLDENBURG – Einmal durch Deutschlan­d wollte HeinzFried­rich Ricke wandern. Dreimal hat es der 87-jährige Oldenburge­r geschafft. Zuletzt marschiert­e er sogar mit dem Rollator bei den Freitagswa­nderungen des Wandervere­ins Oldenburg mit. Jetzt lässt er die anderen alleine laufen, ist aber weiterhin als Pressewart des Vereins aktiv. Und sorgt zum Beispiel dafür, dass die Wanderterm­ine auch in Ð angekündig­t werden.

Zuversicht bleibt

„Der Wandervere­in sagt alle Aktivitäte­n ab“, stand dann aber am 18. März in der Zeitung. „Alles wegen Corona,“bedauert Heinz-Friedrich Ricke. Dabei hätte man doch so gerne das 40-Jährige Bestehen mit einer Jubiläumsf­ahrt am 9. Mai nach Leer gefeiert. „Die holen wir im Mai nächsten Jahres nach“, tröstet die 2. Vereinsvor­sitzende Ursula Spankus. Das Coronaviru­s stelle eben alle vor große Herausford­erungen und eine ungewisse Zukunft. „Wir bleiben zuversicht­lich“, betont Spankus und guckt lächelnd in die Sonne. Dass Wandern glücklich machte, steht der 2. Vorsitzend­en wie dem Pressewart ins Gesicht geschriebe­n.

Das Image des Wanderns habe sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt, freuen sie sich. Über Nachwuchsp­robleme könne man im Moment jedenfalls nicht klagen. Im Zuge des geänderten Umweltbewu­sstseins sei die Bewegung in der Natur „hip“geworden. „Und das zu Recht“, finden sie.

Denn: „Wandern trainiert und stärkt das gesamte Herz-Kreislauf-System, bietet Erholung für alle Sinne, ist für den Großteil der Menschen ausführbar und fördert das soziale Miteinande­r“, listet Ursula Spankus ganz fix die Vorteile dieses Sports auf.

Von Anfang an im Verein mit dabei ist Heinz-Friedrich Ricke. Er und Gerhard Suffert sind die einzigen noch lebenden Gründungsm­itglieder. Im vergangene­n Jahr wurden sie auch zu Ehrenmitgl­iedern ernannt. Von den Erbauern der

Schutzhütt­e (Püttenhütt­e) im Barneführe­r Holz im Landkreis Oldenburg ist allein Ricke noch übrig. Und da der 87-Jährige ein gutes Gedächtnis hat, kann er auch viel aus der Vergangenh­eit erzählen.

25 000 Kilometer

„Ich wandere nun zwar nicht mehr mit, aber ich habe so schöne Erinnerung­en“, sagt er. Kurz bevor es körperlich nicht mehr so ging, schaffte Ricke noch seine 25000 Wanderkilo­meter und bekam dafür die entspreche­nde Ehrennadel. Am liebsten waren ihm immer die Mehrtagest­ouren. „Ich kann kann gar nicht sagen, wo es in Deutschlan­d am schönsten ist. Es ist überall schön. Nur jeweils anders schön.“

Man müsse mit den Einheimisc­hen ins Gespräch kommen und die regionalen Spezialitä­ten ausprobier­en. Das erweitere auch den persönlich­en Horizont. Deshalb freue er sich auch immer, wenn sich Neubürger den Wanderunge­n

durch die Umgebung Oldenburgs anschlösse­n. So könne man seine Heimat auch gut erforschen. Aber: „Ein Menschenle­ben reicht nicht aus, um die Schönheit Deutschlan­ds kennenzule­rnen“, ist sich Ricke sicher.

Hilfestell­ung für Entdeckung­stouren bietet der Wandervere­in, der vor 40 Jahren mit ganz kleinen Schritten loslegte. Mit 14 Interessen­ten wurde am 8. Mai 1980 im Hundsmühle­r Krug der Wandervere­in Oldenburg gegründet – als Zweigverei­ns der Wanderbewe­gung Norddeutsc­hlands mit Dachverban­d in Hamburg.

Erster Vorsitzend­er wurde Gerhard Felber (im Jahr 2010 verstorben). 13 Jahre blieb er auf diesem Posten. Zu seiner Verabschie­dung wurde Felber zum Ehrenvorsi­tzenden ernannt. Sein Abschiedsg­eschenk, eine stabile Ruhebank, wurde zusammen mit einer weiteren an der Hunte bei Wardenburg als „Felbers Rast“aufgestell­t. Nach mutwillige­n Zerstörung­en und dem Diebstahl

einer, später einer weitereren, Bank verzichtet der Verein auf solche Spenden. Dafür beteiligte er sich lieber an Pflanzakti­onen.

Zu seinem zehnjährig­en Bestehen hat der Wandervere­in zur Begrünung des Sportplatz­es Neuenwege 275 Sträucher und Jungbäume gepflanzt. Zum 15. Geburtstag spendete man für die damals 207 Mitglieder je eine D-Mark für einen Baum im Stadtwald. Bei Wanderunge­n können sich die Mitglieder immer wieder vom Wachsen und Gedeihen überzeugen.

In den Startlöche­rn

„Wir müssen uns jetzt in Geduld üben“, sagt Ursula Spankus mit Blick auf die Corona-Krise. „Die Wanderschu­he sind gewachst, die Rucksäcke kontrollie­rt. Wir sind vorbereite­t.“

Kontakt zum Wandervere­in per Mail an info@wandervere­in-oldenburg.de

Mehr Infos unter www.wandervere­in-oldenburg.de

„Ich kann gar nicht sagen, wo es in Deutschlan­d am schönsten ist. Es ist überall schön. Nur jeweils anders schön

Heinz-Friedrich Ricke Gründungsm­itglied

 ?? BILD: SUSANNE GLOGER ?? Abstand halten: Gern würden die 2. Vereinsvor­sitzende Ursula Spankus und das Gründungsm­itglied Heinz-Friedrich Ricke wieder zu Wanderunge­n einladen. Doch wegen der Corona-Krise musste ja alles abgesagt werden.
BILD: SUSANNE GLOGER Abstand halten: Gern würden die 2. Vereinsvor­sitzende Ursula Spankus und das Gründungsm­itglied Heinz-Friedrich Ricke wieder zu Wanderunge­n einladen. Doch wegen der Corona-Krise musste ja alles abgesagt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany