Auch die Wanderlust wirkt ansteckend
Wanderverein Oldenburg wird 40 Jahre alt und hat keine Nachwuchsprobleme
Sie brauchen für ihren Sport keine Turnhalle und können auch Abstand voneinander halten. Dennoch hat sich die Corona-Pandemie auch auf die Mitglieder des Wandervereins Oldenburg ausgewirkt. Und das ausgerechnet zum runden Geburtstag.
OLDENBURG – Einmal durch Deutschland wollte HeinzFriedrich Ricke wandern. Dreimal hat es der 87-jährige Oldenburger geschafft. Zuletzt marschierte er sogar mit dem Rollator bei den Freitagswanderungen des Wandervereins Oldenburg mit. Jetzt lässt er die anderen alleine laufen, ist aber weiterhin als Pressewart des Vereins aktiv. Und sorgt zum Beispiel dafür, dass die Wandertermine auch in Ð angekündigt werden.
Zuversicht bleibt
„Der Wanderverein sagt alle Aktivitäten ab“, stand dann aber am 18. März in der Zeitung. „Alles wegen Corona,“bedauert Heinz-Friedrich Ricke. Dabei hätte man doch so gerne das 40-Jährige Bestehen mit einer Jubiläumsfahrt am 9. Mai nach Leer gefeiert. „Die holen wir im Mai nächsten Jahres nach“, tröstet die 2. Vereinsvorsitzende Ursula Spankus. Das Coronavirus stelle eben alle vor große Herausforderungen und eine ungewisse Zukunft. „Wir bleiben zuversichtlich“, betont Spankus und guckt lächelnd in die Sonne. Dass Wandern glücklich machte, steht der 2. Vorsitzenden wie dem Pressewart ins Gesicht geschrieben.
Das Image des Wanderns habe sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt, freuen sie sich. Über Nachwuchsprobleme könne man im Moment jedenfalls nicht klagen. Im Zuge des geänderten Umweltbewusstseins sei die Bewegung in der Natur „hip“geworden. „Und das zu Recht“, finden sie.
Denn: „Wandern trainiert und stärkt das gesamte Herz-Kreislauf-System, bietet Erholung für alle Sinne, ist für den Großteil der Menschen ausführbar und fördert das soziale Miteinander“, listet Ursula Spankus ganz fix die Vorteile dieses Sports auf.
Von Anfang an im Verein mit dabei ist Heinz-Friedrich Ricke. Er und Gerhard Suffert sind die einzigen noch lebenden Gründungsmitglieder. Im vergangenen Jahr wurden sie auch zu Ehrenmitgliedern ernannt. Von den Erbauern der
Schutzhütte (Püttenhütte) im Barneführer Holz im Landkreis Oldenburg ist allein Ricke noch übrig. Und da der 87-Jährige ein gutes Gedächtnis hat, kann er auch viel aus der Vergangenheit erzählen.
25 000 Kilometer
„Ich wandere nun zwar nicht mehr mit, aber ich habe so schöne Erinnerungen“, sagt er. Kurz bevor es körperlich nicht mehr so ging, schaffte Ricke noch seine 25000 Wanderkilometer und bekam dafür die entsprechende Ehrennadel. Am liebsten waren ihm immer die Mehrtagestouren. „Ich kann kann gar nicht sagen, wo es in Deutschland am schönsten ist. Es ist überall schön. Nur jeweils anders schön.“
Man müsse mit den Einheimischen ins Gespräch kommen und die regionalen Spezialitäten ausprobieren. Das erweitere auch den persönlichen Horizont. Deshalb freue er sich auch immer, wenn sich Neubürger den Wanderungen
durch die Umgebung Oldenburgs anschlössen. So könne man seine Heimat auch gut erforschen. Aber: „Ein Menschenleben reicht nicht aus, um die Schönheit Deutschlands kennenzulernen“, ist sich Ricke sicher.
Hilfestellung für Entdeckungstouren bietet der Wanderverein, der vor 40 Jahren mit ganz kleinen Schritten loslegte. Mit 14 Interessenten wurde am 8. Mai 1980 im Hundsmühler Krug der Wanderverein Oldenburg gegründet – als Zweigvereins der Wanderbewegung Norddeutschlands mit Dachverband in Hamburg.
Erster Vorsitzender wurde Gerhard Felber (im Jahr 2010 verstorben). 13 Jahre blieb er auf diesem Posten. Zu seiner Verabschiedung wurde Felber zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Abschiedsgeschenk, eine stabile Ruhebank, wurde zusammen mit einer weiteren an der Hunte bei Wardenburg als „Felbers Rast“aufgestellt. Nach mutwilligen Zerstörungen und dem Diebstahl
einer, später einer weitereren, Bank verzichtet der Verein auf solche Spenden. Dafür beteiligte er sich lieber an Pflanzaktionen.
Zu seinem zehnjährigen Bestehen hat der Wanderverein zur Begrünung des Sportplatzes Neuenwege 275 Sträucher und Jungbäume gepflanzt. Zum 15. Geburtstag spendete man für die damals 207 Mitglieder je eine D-Mark für einen Baum im Stadtwald. Bei Wanderungen können sich die Mitglieder immer wieder vom Wachsen und Gedeihen überzeugen.
In den Startlöchern
„Wir müssen uns jetzt in Geduld üben“, sagt Ursula Spankus mit Blick auf die Corona-Krise. „Die Wanderschuhe sind gewachst, die Rucksäcke kontrolliert. Wir sind vorbereitet.“
Kontakt zum Wanderverein per Mail an info@wanderverein-oldenburg.de
Mehr Infos unter www.wanderverein-oldenburg.de
„Ich kann gar nicht sagen, wo es in Deutschland am schönsten ist. Es ist überall schön. Nur jeweils anders schön
Heinz-Friedrich Ricke Gründungsmitglied