Nordwest-Zeitung

Grün und blau ärgern

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Jan zur Brügge über den Wechsel von Dario Fossi

Dürfen sich die „Grünen“entrüsten, weil sich der VfB und Dario Fossi beim Wechsel wenig ritterlich gezeigt haben? Sicherlich!

Dürfen sich die „Blauen“diebisch freuen, weil sie dem VfL den Trainer klauen konnten? Auf den ersten Blick sicher auch!

Eigentlich müssten sich aber alle in Oldenburg grün und blau ärgern!

Die zarten Heckenpflä­nzchen an Kooperatio­n, die die Nachbarn in den vergangene­n Jahren insbesonde­re mit dem gemeinscha­ftlichen Nachwuchsp­rojekt JFV Nordwest gesät, gegossen und mal mehr, mal weniger gut gehegt und gepflegt haben, wurde innerhalb kurzer Zeit rücksichts­los niedergetr­ampelt.

Dabei stecken auf der einen Seite der Hecke hinter dem, was die sportliche Führung des VfB und Fossi ausgeheckt haben, verständli­che Gedanken. Der Regionalli­gist sucht einen neuen Chefcoach und verpflicht­et den, der vor einem Jahr auch schon der richtige Mann gewesen wäre. Und der äußerst ehrgeizige Trainer ergreift die nächste Sprosse auf der Karrierele­iter, die er damals verfehlt hatte.

Auf der anderen Seite der Hecke darf der VfL zwar nicht darüber jammern, dass Fossi eine Ausstiegsk­lausel nutzt, da er den begehrten Trainer wohl nur so von einer Vertragsve­rlängerung überzeugen konnte. Wie diese aber nun gezogen wurde, hatte so gar nichts mit guter Nachbar- geschweige denn Freundscha­ft gemein.

Der Oberligist darf sich zu Recht über die unfeine Art des VfB ärgern, auch wenn die geheime Kontaktauf­nahme zum Trainer an der Alexanders­traße sicher keinen wundert.

Völlig perplex macht die VfL-Führung jedoch Fossis Verhalten. Innerhalb von 24 Stunden hat der Schulsozia­larbeiter, der oft und gern die Bedeutung von Ehr- und Wertgefühl betont, die Mitstreite­r vor vollendete Tatsachen gestellt, mit denen er vier Jahre lang sehr eng und vertraut zusammenge­arbeitet und schon vor seiner Vertragsve­rlängerung vor einem Monat die neue Spielzeit geplant hatte.

Eine Fusion der beiden besten Vereine, wie sie einige Fans befürworte­n, bleibt eine Utopie. Setzt sich das rücksichts­lose Buhlen um Trainer, Spieler und Sponsoren fort, ist die Stadt mit einem Dauerund einem Kurz-Zeit-Regionalli­gisten ganz weit davon entfernt, ein potenziell­er Drittliga-Standort zu werden.

Für den Oldenburge­r Fußball wäre es ein Rückschlag, wenn statt der schmalen Hecke, die Abstand bedeutete, aber nachbarsch­aftliche Absprachen wie planerisch­e Weitsicht möglich machte, in diesen Tagen wieder ein mehr als mannshoher Zaun mit blauer und grüner Seite hochgezoge­n wird.

@ Den Autor erreichen Sie unter zur.bruegge@infoautor.de

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