Mehr Hass auf Journalisten
BERLIN/DPA/EPD – Bei einer nicht genehmigten Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen ist vor dem Reichstagsgebäude in Berlin ein Kamerateam der ARD angegriffen worden. Wie die Polizei am Mittwochabend mitteilte, wurde ein Demonstrant festgenommen. Nach Angaben des ARD-Hauptstadtstudios hatte ein Teilnehmer der Versammlung spontan einen Tonassistenten getreten. Dem Opfer gehe es gut.
Journalisten sehen sich derzeit einer aktuellen Studie zufolge zunehmend Anfeindungen und Angriffen aus rechtsextremen Kreisen ausgesetzt. Sechs von zehn befragten Journalisten erhielten nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal hasserfüllte Reaktionen, wie aus der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Studie hervorgeht.
■ Gewaltforscher: Christoph Hebbecker, CybercrimeExperte von der Staatsanwaltschaft Köln, mahnte bessere Anzeigemöglichkeiten und mehr Spezialisten für die Strafverfolgung an. Die Journalistin Gilda Sahebi forderte mehr Unterstützung für betroffene Journalisten.
■ Befragung: Für die Untersuchung wurden bundesweit 322 Medienschaffende anonym online befragt.
■ Hassreaktionen: Jeder sechste Befragte (16,2 Prozent) wurde nach eigenem Bekunden im Berufsalltag körperlich angegriffen, etwa gleich viele (15,8 Prozent) erhielten Morddrohungen. Besonders bei den Themen Flüchtlinge, Migration und AfD gibt es der Studie zufolge Hassreaktionen. Die meisten Attacken erleben Journalisten in sozialen Netzwerken und per E-Mail. In 21 Fällen nahm die Polizei Ermittlungen auf, fünfmal kam es zu einer Verurteilung.