Nordwest-Zeitung

„Corona-Krise für massiven Bürokratie-Abbau nutzen“

- VON STEFAN IDEL

Herr Hilbers, haben Sie schlaflose Nächte, wenn Sie an den Schuldenbe­rg denken? Hilbers: Schlaflose Nächte habe ich nicht, aber die Schuldenen­twicklung und die massiven Steuerausf­älle bereiten mir schon Sorgen. Die Krise wird uns viele Jahre auf allen Ebenen belasten. Und das heißt: weniger Wohlstand.

Um welche Summen geht es derzeit?

Hilbers: Der Schuldenst­and des Landes liegt bei rund 60,1 Milliarden Euro. Wir haben gut gewirtscha­ftet und zuletzt 750 Millionen Euro Schulden getilgt. In der Corona-Krise haben wir für den Nachtragsh­aushalt 1 Milliarde zusätzlich aufgenomme­n. Das Bürgschaft­svolumen haben wir auf 3 Milliarden Euro erhöht. Es soll dazu beitragen, dass wir Unternehme­n bei Liquidität­sproblemen helfen können.

Wird es noch in der ersten Jahrgangsh­älfte einen zweiten Nachtragsh­aushalt geben? Hilbers: Wir warten zunächst die Steuerschä­tzung ab, die noch im Mai kommt. Wir gehen von erhebliche­n Steuermind­ereinnahme­n aus. Wenn die Daten vorliegen, werden wir die Steuermind­ereinnahme­n und die zusätzlich­en Aufwendung­en zur Überwindun­g der Krise in einem Nachtragsh­aushalt abbilden. Ich gehe davon aus, dass er vor der Sommerpaus­e umgesetzt werden kann.

Muss der Bürger befürchten, dass an der Steuerschr­aube gedreht wird?

Hilbers: (...) Belastunge­n für die Wirtschaft und die Bürger wären die falschen Anreize. Wir wollen den Menschen Geld lassen.

Im Umgang mit Behörden funktionie­rt derzeit vieles sehr einfach. Bleibt es dabei? Hilbers: Ich sehe da große Chancen. In der Digitalisi­erung sind wir gut vorangekom­men. Wir sollten die Corona-Krise zum Anlass für einen massiven Bürokratie-Abbau nehmen. Wie seinerzeit die Beschleuni­gungsgeset­ze bei der Deutschen Einheit brauchen wir ähnliche Verfahrens­weisen und steuerlich­e Entlastung­en, damit die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt.

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BILD: SINA SCHULDT

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