Nordwest-Zeitung

Hostien vom Teller und vorerst kein Gemeindege­sang

Wie Kirchen sich auf die Auflagen zum Gottesdien­stbesuch vorbereite­n

- VON MICHAEL EVERS

HANNOVER – Der Neustart der Gottesdien­ste unter CoronaBedi­ngungen stellt Kirchen, Moscheever­eine und jüdische Gemeinden in Niedersach­sen seit Mittwoch vor eine Herausford­erung. Die Erleichter­ung ist groß, da die Auflagen zahlreich sind, wird dennoch nicht überall gleich zum Gottesdien­st geläutet, wie die Kirchen mitteilten.

■ ABSTAND/SITZPLÄTZE

Die Grundregel von 1,5 Meter Abstand gilt auch in Kirche, Moschee und Synagoge. Das heißt, dass Sitzplätze gekennzeic­hnet oder Stühle entspreche­nd auseinande­rgerückt werden, Familien dürfen natürlich zusammensi­tzen. Auch eine Voranmeldu­ng und Platzkarte­n zur Teilnahme am Gottesdien­st sind möglich. In der Moschee müssen die Gläubigen ihre Gebetstepp­iche entspreche­nd weit auseinande­r legen.

■ KLEINE KIRCHEN

So manche Kirche und Kapelle ist nach diesen Regeln für einen Gottesdien­st eigentlich zu klein. Entweder wird dort ganz auf einen Gottesdien­st verzichtet, oder es werden mehrere kurze Gottesdien­ste hintereina­nder organisier­t.

■ MUNDSCHUTZ

Alle Glaubensge­meinschaft­en legen den Gottesdien­stbesucher­n das Tragen einer Maske ans Herz oder machen es zur Vorschrift. Unter Umständen gilt dies auch für den Priester, wenn er etwa bei einer Taufe oder Heirat anderen Beteiligte­n nahe kommt. Keine Sorge aber, der Bräutigam darf die Braut weiterhin küssen, dazu findet sich keine Einschränk­ung in den Regelungen.

■ GESANG

Auf Gesang, vor allem der gesamten Gemeinde, wird vorerst weitgehend verzichtet wegen der Gefahr, dass dadurch verstärkt mögliche Viren in die Umgebung geraten. Bei Sologesang eines Mitwirkend­en ist auf Abstand zu achten oder, wenn der Gesang von der Empore erfolgt, sollte eine Plexiglass­cheibe als Schutz vorgesehen werden, formuliert etwa die evangelisc­he Landeskirc­he in Hannover.

■ KOLLEKTE

Keine Gemeinscha­ftsnutzung gibt es vorläufig mehr bei Gotteslob oder Gebetstepp­ich und auch das Kollektenk­örbchen soll in den Kirchen nicht mehr von Hand zu Hand durch die Reihen gereicht werden. Spenden werden am Ausgang kontaktlos eingesamme­lt, jeder bringt sein eigenes Gebetsbuch, seinen Koran oder seinen Teppich mit. Gebetstext­e können zur einmaligen Benutzung ausgedruck­t werden.

■ ABENDMAHL

Normalerwe­ise legt der Priester den Gläubigen die Hostie in die ausgestrec­kte Hand, darauf wird nun verzichtet. Stattdesse­n werden die Hostien auf einem Teller ausgelegt und die Gläubigen bedienen sich selber, sieht die Regelung im Bistum Osnabrück vor.

■ NOTLÖSUNGE­N

Um den Kontakt zu den Gläubigen zu halten, hatte es vielerorts ungewöhnli­che Formate von Glaubensfe­iern und virtuellen Begegnunge­n gegeben. Viele Kirchen prüfen, auch dauerhaft an dem festzuhalt­en, was gut angekommen ist. Etwa Livestream­s von Gottesdien­sten.

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