Nordwest-Zeitung

Als Menschen die Hunte zu Fuß durchquert­en

In trockenen Monaten war der Fluss bei Blankenbur­g nur 60 Zentimeter tief – Heute läuft die Flut 2,70 Meter auf

- VON THOMAS HUSMANN

Schiffe mussten in Iprump geleichter­t werden. Es gibt Karten mit den damaligen Wegeverbin­dungen.

BLANKENBUR­G/BORNHORST – Mit der Fähre von Iprump hinüber auf die andere Seite der Hunte: Eine schöne Idee, die zwei Oldenburge­r vor ein paar Tagen in der Ð vorgestell­t hatten. Was Martin Aßmus und Wolfgang Grahl vermutlich nicht wussten – vor einigen hundert Jahren konnte die Hunte in diesem Bereich zu Fuß an Furten durchquert werden – zumindest im Sommer nach längeren Trockenper­ioden.

Einige Hinweise

Hinweise darauf lassen sich in der Literatur und in Dokumenten finden, weiß Reinhard Hövel vom OOWV, der sich in seiner Freizeit viel mit der Thematik Entwässeru­ng und geschichtl­ichen Entwicklun­gen dazu beschäftig­t. Sowohl die Straße „Neuer Weg“(gibt es auch heute noch) als auch der historisch bedeutsame Brookdeich enden bzw. beginnen in Iprump. Vieles deutet darauf hin, dass an dieser Stelle auch eine Furt zur Überquerun­g der Hunte in Trockenzei­ten war, weiß er.

Die Straße „Neuer Weg“war Teil des Postweges von Oldenburg nach Bremen und über den Brookdeich verlief eine Heerstraße von Oldenburg nach Bremen. Hövel: „Beide treffen in Iprump zusammen, weil hier mit großer Wahrschein­lichkeit alternativ auch die Möglichkei­t einer Huntequeru­ng bestand, um nach Norden auf die andere Seite der Hunte zu gelangen.“Dafür

spricht auch, dass die Hunte früher erst bei Iprump/Blankenbur­g auf die Gezeitenwe­lle stieß, die erst nach den Begradigun­gen der Niederhunt­e bis Oldenburg vorstieß.

Bis zum ersten Durchstich einer Flussbiegu­ng im Jahr 1833 war die Hunte von Oldenburg bis Elsfleth 33,9 Kilometer lang, heute sind es noch 22,8. Dadurch und durch Flussverti­efungen hat sich die Fließgesch­windigkeit gewaltig erhöht, und die Flut läuft weit bis ins Hinterland auf – sie ist beispielsw­eise auch noch in der Hausbäke in Eversten oder der Haaren in Wechloy zu spüren.

Der mittlere Tidehub im Alten Stadthafen beträgt heute 2,70 Meter.

Blankenbur­ger „Drögte“

Das war in Vorzeiten völlig anders. Den Bereich bei Iprump nannte man nicht umsonst die Blankenbur­ger „Drögte“, die die Schiffe in trockenen Zeiten zum Leichtern zwang. „Drögte“stammt vom Plattdeuts­chen „dröge“– trocken. Im Jahr 1822 war die Hunte bei Niedrigwas­ser an den „Blankenbur­ger Drögten“kaum mehr als 60 Zentimeter tief. Bauern nutzten die Furten

in diesem Flussabsch­nitt, um die Hunte zu queren.

Der Neue Weg in Neuenwege (daher der Name) ist seit dem Jahre 1552 bekannt als „nyen weg“und weist auf die Besiedlung jener Gegend im 16. Jahrhunder­t hin, als die ersten Kolonisten diesen Weg durch das Überschwem­mungsgebie­t der Klostermar­k anlegten. Sie stellten so eine Verbindung untereinan­der sowie zum Kloster Blankenbur­g her. Am 12. September 1934 wurde der Weg in „Iprumper Weg“umbenannt.

Aus Anlass der 400-JahrFeier des Dorfes Neuenwege

am 25. Mai 1952 hat der Rat der Stadt Oldenburg dem Weg seinen historisch­en Namen „Neuer Weg“wiedergege­ben, den er bis heute behalten hat. Der auf Iprump aus Südwesten zuführende Weg verläuft südlich des Blankenbur­ger Sees und ist auch heute noch in allen Stadtpläne­n verzeichne­t.

Der Brookdeich wurde bereits im Mittelalte­r von den Bewohnern des „Wüstenland­es“(davon wurde später der Name „Wüsting“abgeleitet) errichtet, um sich gegen die Wassereinb­rüche aus dem Hohen Moor und aus der Geest zu schützen.

Der Brookdeich ist als Verlängeru­ng des bis Iprump führenden Huntedeich­es nach Südosten angelegt worden und ist bis heute zu erkennen. Er bildete den Anschluss an die Geest unweit von Grummersor­t beim heutigen Wüsting, und der Bau erfolgte im Zuge der Bedeichung der Bauerschaf­t Oberhausen.

Der Brookdeich wird erstmals 1294 erwähnt als Damm neben der Reithbäke. Er hatte

nicht nur das abfließend­e Wasser von dem Hohen Moor und der Geest, sondern auch das der Hunte aus Oldenburg kommend vom Wüsten- und Stedingerl­ande fernzuhalt­en.

Auf dem Auszug der Vogteikart­e von 1790 sind der Verlauf der Straße „Neuer Weg“(verläuft entlang der Siedlung „Am Neuen Weg“) und des Brookdeich­s bei Iprump gut zu erkennen.

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Die Vogteikart­e von 1790: Deutlich zu erkennen sind die Wegeverbin­dungen, die es damals gab. Sie führten von Nord nach Süd teils durch die Hunte – zumindest in Trockenper­ioden.
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BILD: REINHARD HÖVEL Aktuelles Bild: Die Hunte bei Iprump und Blankenbur­g ist heute viele Meter tief.
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BILD: PRIVAT Hobbyforsc­her und Co-Autor: Reinhard Hövel (58)

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