Als Menschen die Hunte zu Fuß durchquerten
In trockenen Monaten war der Fluss bei Blankenburg nur 60 Zentimeter tief – Heute läuft die Flut 2,70 Meter auf
Schiffe mussten in Iprump geleichtert werden. Es gibt Karten mit den damaligen Wegeverbindungen.
BLANKENBURG/BORNHORST – Mit der Fähre von Iprump hinüber auf die andere Seite der Hunte: Eine schöne Idee, die zwei Oldenburger vor ein paar Tagen in der Ð vorgestellt hatten. Was Martin Aßmus und Wolfgang Grahl vermutlich nicht wussten – vor einigen hundert Jahren konnte die Hunte in diesem Bereich zu Fuß an Furten durchquert werden – zumindest im Sommer nach längeren Trockenperioden.
Einige Hinweise
Hinweise darauf lassen sich in der Literatur und in Dokumenten finden, weiß Reinhard Hövel vom OOWV, der sich in seiner Freizeit viel mit der Thematik Entwässerung und geschichtlichen Entwicklungen dazu beschäftigt. Sowohl die Straße „Neuer Weg“(gibt es auch heute noch) als auch der historisch bedeutsame Brookdeich enden bzw. beginnen in Iprump. Vieles deutet darauf hin, dass an dieser Stelle auch eine Furt zur Überquerung der Hunte in Trockenzeiten war, weiß er.
Die Straße „Neuer Weg“war Teil des Postweges von Oldenburg nach Bremen und über den Brookdeich verlief eine Heerstraße von Oldenburg nach Bremen. Hövel: „Beide treffen in Iprump zusammen, weil hier mit großer Wahrscheinlichkeit alternativ auch die Möglichkeit einer Huntequerung bestand, um nach Norden auf die andere Seite der Hunte zu gelangen.“Dafür
spricht auch, dass die Hunte früher erst bei Iprump/Blankenburg auf die Gezeitenwelle stieß, die erst nach den Begradigungen der Niederhunte bis Oldenburg vorstieß.
Bis zum ersten Durchstich einer Flussbiegung im Jahr 1833 war die Hunte von Oldenburg bis Elsfleth 33,9 Kilometer lang, heute sind es noch 22,8. Dadurch und durch Flussvertiefungen hat sich die Fließgeschwindigkeit gewaltig erhöht, und die Flut läuft weit bis ins Hinterland auf – sie ist beispielsweise auch noch in der Hausbäke in Eversten oder der Haaren in Wechloy zu spüren.
Der mittlere Tidehub im Alten Stadthafen beträgt heute 2,70 Meter.
Blankenburger „Drögte“
Das war in Vorzeiten völlig anders. Den Bereich bei Iprump nannte man nicht umsonst die Blankenburger „Drögte“, die die Schiffe in trockenen Zeiten zum Leichtern zwang. „Drögte“stammt vom Plattdeutschen „dröge“– trocken. Im Jahr 1822 war die Hunte bei Niedrigwasser an den „Blankenburger Drögten“kaum mehr als 60 Zentimeter tief. Bauern nutzten die Furten
in diesem Flussabschnitt, um die Hunte zu queren.
Der Neue Weg in Neuenwege (daher der Name) ist seit dem Jahre 1552 bekannt als „nyen weg“und weist auf die Besiedlung jener Gegend im 16. Jahrhundert hin, als die ersten Kolonisten diesen Weg durch das Überschwemmungsgebiet der Klostermark anlegten. Sie stellten so eine Verbindung untereinander sowie zum Kloster Blankenburg her. Am 12. September 1934 wurde der Weg in „Iprumper Weg“umbenannt.
Aus Anlass der 400-JahrFeier des Dorfes Neuenwege
am 25. Mai 1952 hat der Rat der Stadt Oldenburg dem Weg seinen historischen Namen „Neuer Weg“wiedergegeben, den er bis heute behalten hat. Der auf Iprump aus Südwesten zuführende Weg verläuft südlich des Blankenburger Sees und ist auch heute noch in allen Stadtplänen verzeichnet.
Der Brookdeich wurde bereits im Mittelalter von den Bewohnern des „Wüstenlandes“(davon wurde später der Name „Wüsting“abgeleitet) errichtet, um sich gegen die Wassereinbrüche aus dem Hohen Moor und aus der Geest zu schützen.
Der Brookdeich ist als Verlängerung des bis Iprump führenden Huntedeiches nach Südosten angelegt worden und ist bis heute zu erkennen. Er bildete den Anschluss an die Geest unweit von Grummersort beim heutigen Wüsting, und der Bau erfolgte im Zuge der Bedeichung der Bauerschaft Oberhausen.
Der Brookdeich wird erstmals 1294 erwähnt als Damm neben der Reithbäke. Er hatte
nicht nur das abfließende Wasser von dem Hohen Moor und der Geest, sondern auch das der Hunte aus Oldenburg kommend vom Wüsten- und Stedingerlande fernzuhalten.
Auf dem Auszug der Vogteikarte von 1790 sind der Verlauf der Straße „Neuer Weg“(verläuft entlang der Siedlung „Am Neuen Weg“) und des Brookdeichs bei Iprump gut zu erkennen.