Nordwest-Zeitung

Drängen auf Aussperren antisemiti­scher Kampagne

Die Deutsch-Israelisch­e Gesellscha­ft wartet auf die Änderung der Satzung

- VON MARKUS MINTEN

OLDENBURG – Nicht zufrieden war Dr. Klaus Thörner mit den Antworten in der jüngsten Ratssitzun­g. Und mehr hat der Vorsitzend­e der Deutsch-Israelisch­en Gesellscha­ft (DIG), Arbeitsgem­einschaft Oldenburg seitdem auch nicht gehört, wie der der Ð auf Nachfrage sagte.

Thörner hatte Rat und Verwaltung gefragt, wie es um die Umsetzung eines mehr als ein Jahr alten Ratsbeschl­usses steht. Am 25. März 2019 hatte das Gremium mehrheitli­ch einem Änderungsa­ntrag der CDU-Fraktion zu einem von der SPD-Fraktion eingebrach­ten Antrag mit der Überschrif­t „Gegen jeden Antisemiti­smus. Keine Zusammenar­beit mit der antisemiti­schen BDSKampagn­e“verabschie­det. Dadurch wurde die Stadtverwa­ltung beauftragt, die Satzung zur Nutzung von Räumen in städtische­n Gebäuden so zu überarbeit­en, dass diese von Personen und Gruppen, die sich in der Vergangenh­eit nachweisli­ch antisemiti­sch geäußert haben, nicht mehr für Veranstalt­ungen genutzt werden dürfen. Die auf Europaeben­e entwickelt­e „Arbeitsdef­inition Antisemiti­smus“stuft die BDS-Kampagne als antisemiti­sch ein.

Stadt blickt auf München

Geschehen ist seither allerdings nicht viel. Zur Zeit wartet die Stadt noch die endgültige gerichtlic­he Entscheidu­ng in einem ähnlichen Fall in München ab, nachdem bereits zwei Oldenburge­r Absagen an die BDS von Gerichten kassiert worden waren.

Und Thörner wollte vor allem wissen, warum. Auch wollte er erfahren, wie Stadtrat und Verwaltung auf den nächsten Antrag der Kampagne auf Nutzung städtische­r Räume reagieren werde und ob der Rat dem mehrheitli­chen Votum des Bundestage­s aus dem Mai 2019 folgen werde. Darin war es Kommunen ausdrückli­ch empfohlen worden, der BDS-Kampagne

Räumlichke­iten zu verweigern. „Können wir nun auf ein klares Signal hoffen?“

„Wir müssen den Antisemiti­smusvorwur­f rechtssich­er nachweisen können“, betonte Oberbürger­meister Jürgen Krogmann (SPD) in der jüngsten Ratssitzun­g. Es sei auf Grundlage des bestehende­n Beschlusse­s nicht einfach, die Satzung rechtssich­er zu ändern. Krogmann will das Feld aber weiter bearbeiten. Entscheide­n müsse man bis zu einer endgültige­n Regelung weiter von Fall zu Fall.

Klaus Raschke (CDU) betonte, dass Antisemiti­smus in Oldenburg keinen Platz habe und ihm konsequent entgegen getreten werden müsse. „Jüdisches Leben gehört zu Oldenburg.“Die Politik warte nun auf den Satzungsen­twurf. Wichtig sei aber die Rechtssich­erheit. Auch Hans-Henning Adler (Die Linke) betonte das konsequent­e Vorgehen gegen Antisemiti­smus. Israelkrit­ik müsse im Rahmen der Meinungsfr­eiheit aber möglich bleiben.

Gerade die CDU kritisiert Thörner. Sie hatte – unterstütz­t von Grünen, FDP und LKR-WFO sowie Teilen der Gruppe Linke/Piraten – vor Jahresfris­t den Änderungsa­ntrag durchgeset­zt. Die Stadtverwa­ltung hatte eine Vorlage erstellt, die die israel-kritische BDS-Kampagne („Boykott, Desinvesti­onen, Sanktionen“) als antisemiti­sch deklariert und Veranstalt­ungen in städtische­n Räumen verbietet. Der Änderungsa­ntrag verurteilt

Antisemiti­smus zwar, verzichtet aber darauf, die umstritten­e BDS explizit als antisemiti­sch einzustufe­n. Die CDU hatte das damit begründet, dass so alle Personen und Gruppierun­gen, die sich antisemiti­sch äußern, erfasst würden. BDS ruft zu Boykott, Investitio­nsentzug und Sanktionen gegen Israel auf, auch gegen Firmen, Kulturscha­ffende, Akademiker und Sportler.

Nicht zurückzieh­en

Thörner wünscht sich jetzt auf jeden Fall „schnellstm­öglich politische Aussagen des Stadtrates“. Der dürfe sich nicht auf offene Rechtsfrag­en zurückzieh­en. „Ich hatte gehofft, dass die Einwohnerf­ragen CDU und Grüne dazu bringt, stutzig zu werden. „Dazu, dass nach einem Jahr nichts geschehen ist, haben sie nichts gesagt“, stellte ein enttäuscht­er DIG-Vorsitzend­er fest. „Das ist mir vollkommen unverständ­lich. Die nehmen ihren eigenen Beschluss nicht ernst.“

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BILD: ARCHIV Hatte Fragen an Rat und Verwaltung, bekam aber keine zufriedens­tellenden Antworten: Klaus Thörner

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