Nordwest-Zeitung

Sie will dem Krabbenpul-Irrsinn ein Ende setzen

Christin Kleve aus Ostfriesla­nd mit neuer Idee für eine Maschine, die das Fleisch vom Panzer trennt

- VON LINDA VOGT

GROßHEIDE – Krümmung geradebieg­en, Krabbe eindrehen, Panzer knacken – was mit den Händen nur etwas Fingerfert­igkeit erfordert, kann so bisher keine Maschine leisten. Deshalb wird der Großteil der Nordseegar­nelen nach Marokko gebracht, von Arbeiterin­nen gepult und zurückgebr­acht. Eine Ingenieuri­n aus Ostfriesla­nd will das ändern. Die Idee: Krabbenpul­en mit Ultraschal­l.

„Im Prinzip ist es wie das Zertrümmer­n von Nierenstei­nen beim Urologen. Man darf es sich genau so vorstellen“, sagt Maschinenb­auerin Christin

Christin Klever möchte den weiten Weg der Nordseekra­bben zum Pulen nach Marokko einsparen.

Klever aus Großheide. Die akustische­n Stoßwellen sollen die Panzer der in einem Be

cken schwimmend­en Krabben aufbrechen. Die Erfindung der 33-Jährigen nahm ihren Anfang beim Besuch ihres damaligen Professors der Hochschule Karlsruhe und Kommiliton­en in Klevers Heimat Ostfriesla­nd. „Wir standen zusammen bei einem klassische­n Krabbenbrö­tchen in Greetsiel und die Frage war: Wie kommt die Krabbe eigentlich aus der Schale?“Erstaunen, als Klever vom Tausende Kilometer langen Umweg nach Marokko erzählte. „Dann hat mein Professor gemeint: „Da muss es doch eine andere Möglichkei­t geben.“

Aktuell offenbar nicht. Im Durchschni­tt werden in Deutschlan­d rund 12 000 Tonnen Nordseegar­nelen pro Jahr angelandet – nach Angaben der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen gehen davon mehr als 90 Prozent zum Pulen nach Marokko und in geringem Umfang nach Polen.

Unter Umwelt- und Verbrauche­rschützern sorgen die Transportw­ege für Kritik. „Das ist letztendli­ch ein Nachhaltig­keitsirrsi­nn, die Krabben in einem Tiefkühlla­ster um die halbe Welt zu fahren“, sagt Meeresschü­tzer Kim Detloff vom Naturschut­zbund (Nabu).

Christin Klever hat ihre Idee bisher noch zu keiner Maschine geformt. „Der Aufbau funktionie­rte im Labor, das muss jetzt verfeinert werden.“Ein Prototyp soll nun gebaut werden.

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DPA-BILD: ASSANIMOGH­ADDAM

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