„Rezession von historischem Ausmaß“
EU-Kommission erwartet für Eurozone in diesem Jahr Talfahrt um 7,75 Prozent
Frühestens 2022 werde wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Auch die Arbeitslosigkeit steigt.
BRÜSSEL – Die Corona-Pandemie stürzt Deutschland und Europa in eine „Rezession von historischem Ausmaß“. Bis zum Ende dieses Jahres bricht die Konjunktur in der EU um 7,5 Prozent, in der Euro-Zone sogar um 7,75 Prozent ein. Zwar rechnet die Brüsseler EUKommission für 2021 mit einer deutlichen Erholung von 6,0 bzw. 6,25 Prozent – aber frühestens im Jahr darauf könne das Niveau vor der Krise wieder erreicht werden.
Es sind dramatische Zahlen, die die Behörde am Mittwoch im Rahmen ihrer Frühjahrsprognose vorgelegt hat. Und dieses Zahlenwerk ist „mit einem höheren Grad an Ungewissheit behaftet als üblich“. Denn die Berechnungen wurden für den Stichtag 22. April vorgenommen und gehen von einer schrittweisen Lockerung des Shutdowns ab Mitte Mai aus. „Eine schwerere und länger andauernde Pandemie als derzeit erwartet könnte zu einem weitaus stärkeren Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) führen als derzeit angenommen“, heißt es.
Dabei steht laut EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni schon jetzt fest: „Europa erlebt einen wirtschaftlichen Schock, wie wir ihn seit der Großen Depression (in den 1930er Jahren, d. Red.) nicht mehr gehabt haben.“
Demnach geht die Produktion in den einzelnen Mitgliedstaaten zwar sehr unterschiedlich, aber doch überall dramatisch zurück. Die Palette reicht von Polen mit einem Minus von 4,3 Prozent bis zu Griechenland (minus 9,75 Prozent). Für Deutschland wird mit einem Absturz um 6,5 Prozent und einer Erholung 2021 von 5,9 Prozent gerechnet. Frankreich verzeichnet ein Minus von 8,2 Prozent und klettert 2021 wieder um 7,4 Prozent nach oben. Italien rutscht sogar um 9,5 Prozent ab, kann danach aber nur um 6.5 Prozent zulegen.
Auch die Arbeitslosigkeit klettert nach oben – von 7,5 Prozent 2019 auf 9,6 Prozent 2020. In 2021 geht sie dann nur auf 8,6 Prozent zurück. Laut der EU-Behörde sind jene Staaten „besonders anfällig“, in denen ein hoher Anteil der Arbeitnehmer mit befristeten Kurzzeitverträgen beschäftigt sei. Eine Schlüsselrolle spiele der Tourismus, der in einzelnen Regionen der wichtigste Wirtschaftszweig sei.
Besonders schlecht werde sich der Arbeitsmarkt für junge Menschen entwickeln. „Alle EU-Länder sind betroffen und es wird erwartet, dass alle Länder in diesem Jahr eine Rezession erleben werden“, sagte Kommissions-Vize Valdis Dombrowskis.