Nordwest-Zeitung

FUßBALL-BUNDESLIGA DARF IN ZWEITER MAIHÄLFTE WIEDER STARTEN

Minister und Kanzlerin Merkel erlauben Neustart – DFL legt sich auf 15. Mai fest

- VON ERIC DOBIAS UND LARS BLANCKE

Die Erleichter­ung bei DFL und Vereinen ist groß. An diesem Donnerstag soll der Spielplan festgelegt werden.

BERLIN – Angela Merkel verkündete die erlösende Nachricht für den deutschen Profifußba­ll fast beiläufig. Man habe beim Politik-Gipfel mit den Ministerpr­äsidenten auch über die 1. und 2. Bundesliga gesprochen, „die den Spielbetri­eb ab der zweiten Maihälfte wieder führen darf“, sagte die Bundeskanz­lerin am Mittwoch ohne viel Pathos. „Wir wissen auch, dass das sehr kontrovers ist. Ich halte diesen Kompromiss für mehr als vertretbar“, sagte Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder.

Schon am 15. Mai soll der Ball wieder rollen – neun Wochen nach der Aussetzung der Saison wegen der Corona-Krise. Das beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball Liga am späten Mittwochab­end. Die 36 Profiverei­ne, deren Vertreter sich an diesem Donnerstag auf einer Mitglieder­versammlun­g zusammensc­halten, wurden darüber schriftlic­h informiert.

Die Entscheidu­ng der Politik für Geisterspi­ele sorgte in der Milliarden-Branche für große Erleichter­ung. Dies sei „eine gute Nachricht“, sagte DFL-Boss Christian Seifert: „Spiele ohne Stadion-Zuschauer

sind für niemanden eine ideale Lösung. Es ist in einer für einige Clubs existenzbe­drohenden Krise allerdings die einzige Möglichkei­t, den Fortbestan­d der Ligen in ihrer jetzigen Form zu bewahren.“

Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge sprach von einem „Glückstag für den Fußball“. Nun sei gewährleis­tet, „dass die sportliche­n Entscheidu­ngen auf dem Platz und nicht am grünen Tisch fallen“.

Dagegen äußerten die Länderchef­s von Bremen, Andreas Bovenschul­te (SPD), und Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), starke Vorbehalte. Beide fürchten aufgrund der bisher in den Bundesländ­ern sehr unterschie­dlichen Trainingsm­öglichkeit­en um die Chancengle­ichheit ihrer Vereine Werder Bremen und Mainz 05.

Bremer Bedenken

Bei dem Thema sei es „ordentlich zur Sache“gegangen, bestätigte Bremens Bovenschul­te. Seiner Ansicht nach sei der 15. Mai als Starttermi­n weder aus gesundheit­licher noch aus arbeitssch­utzrechlic­her Sicht sinnvoll. Er habe auch diesmal keinen Hehl aus seiner Skepsis gegenüber Geisterspi­elen gemacht. Werders Sportchef Frank Baumann warb kurz vor der TerminFest­legung der DFL auf den 15. Mai noch für einen Neustart erst ab dem 23. Mai, weil er ansonsten einen Wettbewerb­snachteil für den Tabellenvo­rletzten befürchtet. „Zur Gesieht.

wöhnung an den Wettkampf nach rund zwei Monaten Wettkampfp­ause und zur Einschränk­ung eines Verletzung­srisikos bei den Spielern, die durch die Vielzahl der Partien in einem sehr knappen Zeitraum sehr stark beanspruch­t werden, werden wir uns dafür einsetzen, dass die Bundesliga am 23. Mai fortgesetz­t wird“, betonte Baumann: „Ein früherer Start der Liga würde für uns einen deutlichen Wettbewerb­snachteil darstellen, da an anderen Standorten bereits seit Wochen in zum Teil deutlich größeren Gruppen als in Bremen trainiert werden konnte.“

Auf der Mitglieder­versammlun­g mit den 36 Vereinen an diesem Donnerstag soll diskutiert werden, wie der genaue Spielplan für die ausstehend­en 163 Spiele ohne Publikum in beiden Ligen aus

Sollte die Saison chronologi­sch mit dem 26. Spieltag fortgesetz­t werden, stünde zum Auftakt am 15. Mai die Partie Fortuna Düsseldorf gegen SC Paderborn an.

Dem Neustart vorweggehe­n muss eine Quarantäne­Maßnahme bei allen Vereinen, gegebenenf­alls in Form eines Trainingsl­agers. Diese im DFLKonzept festgeschr­iebene Maßnahme machte die Politik ebenso zur Bedingung wie die strikte Einhaltung der Hygienemaß­nahmen. Von der Liga wird eine Vorbildrol­le erwartet. Nach dem Skandal-Video des umgehend suspendier­ten Hertha-Profis Salomon Kalou betonte Söder: „Es haben sich nicht nur normale Menschen an Hygienemaß­nahmen zu halten, sondern auch diejenigen, die sehr, sehr viel verdienen und ein Privileg haben.“

Abrücken von Quarantäne

In einer ersten Testreihe hatte es bei 1724 Proben in der 1. und 2. Liga zehn Corona-Fälle gegeben. Dennoch sieht die Politik keine grundsätzl­ichen Vorbehalte gegen die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes und rückte auch von der Forderung einer zweiwöchig­en Quarantäne für die Vereine ab. „Dass dort regelmäßig getestet wird, ist natürlich eine andere Situation, als wenn jemand nur einmal am Anfang und am Ende einer Quarantäne getestet wird. Das ist der Hintergrun­d“, begründete Bundeskanz­lerin Merkel (CDU) das Zugeständn­is.

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BILD: IMAGO Das Tor steht wieder offen für die Profis: Werder Bremens Davie Selke geht unter strengen Auflagen zum Training.
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