Nordwest-Zeitung

Landgerich­t setzt in Corona-Krise auf Skype-Prozesse

Kleine Sitzungssä­le mindestens bis Juli geschlosse­n – Verhandlun­gen mit Haftsachen vorrangig

- VON SOEKE HEYKES

Die Cäcilienbr­ücke Miniaturfo­rmat im

OLDENBURG – Nicht nur vor dem Gesetz sind alle gleich, auch vor dem Coronaviru­s. Und so muss sich auch das Landgerich­t Oldenburg den Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitun­g des Virus anpassen. „Insbesonde­re wurden Verhandlun­gen in Zivilsache­n bis zum 30. April aufgehoben mit Ausnahme besonders eiliger Verfahren“, sagt Torben Tölle, Pressespre­cher und Richter am Landgerich­t Oldenburg.

An diesem Beispiel wird deutlich, dass der Alltag am Landgerich­t Oldenburg erheblich durch die Pandemie betroffen war und weiterhin ist.

Richter im Home-Office

Auch wenn es nun schrittwei­se zu Lockerunge­n kommt, ist eine Rückkehr zum Normalbetr­ieb noch nicht in Sicht: „Da die Gefahr einer unkontroll­ierten Ausbreitun­g des Coronaviru­s unveränder­t fortbesteh­t, müssen weiterhin

Nicht viel los: Der Betrieb im Landgerich­t Oldenburg ist wegen des Coronaviru­s reduziert worden.

persönlich­e Kontakte im Justizallt­ag so weit wie möglich vermieden werden“, sagt Tölle.

Das bedeutet für die Richter und Rechtspfle­ger weiterhin im Home-Office zu bleiben und das Gericht nur aufzusuche­n, soweit dies zur Wahrnehmun­g der Dienstgesc­häfte, wie zur Sitzungsvo­rbereitung, erforderli­ch ist. Dafür sind die Beschäftig­ten des Landgerich­ts mit Laptops ausgestatt­et worden.

Im Gerichtsge­bäude selbst ist es leer geworden. Die kleinen

Sitzungssä­le 4, 6 und 8 sind im Sinne der Infektions­vermeidung geschlosse­n und bleiben es mindestens bis Juli. „Gleiches gilt für den Saal 13, um auf der entspreche­nden Etage größeren Ansammlung­en, wie sie bei zeitgleich­em Betrieb in drei Sälen unvermeidb­ar wären, zu begegnen“, sagt der Pressespre­cher. Die Folge: „Aufgrund der begrenzten Saalkapazi­täten werden vermutlich auch nach entspreche­nder Abstimmung nicht alle bereits anberaumte­n Termine durchgefüh­rt werden können“, so Tölle.

Prozesse über Skype

Soweit möglich, versucht das Landgerich­t zudem, eine Verhandlun­g in Zivilsache­n zu vermeiden und stattdesse­n Entscheidu­ngen auf schriftlic­hem Weg herbeizufü­hren. „Wobei sich dies nicht für sämtliche Verfahren eignet, insbesonde­re wenn noch eine Beweisaufn­ahme durchzufüh­ren ist“, wie der Pressespre­cher sagt.

Ein anderer Weg ist die Durchführu­ng von Prozessen via Skype for Business (Videotelef­onie). „Hierfür wurden extra Videoanlag­en für SkypeVerha­ndlungen in einigen Sälen beschafft und eingericht­et. Die Parteivert­reter können in ihren Kanzleiräu­men oder auch aus dem Home-Office teilnehmen“, erklärt Tölle.

Im Strafberei­ch hingegen finden weiterhin öffentlich­e Sitzungen statt. Weil die Kapazitäte­n aktuell begrenzt sind, werden eilige Verfahren, insbesonde­re Haftsachen vorrangig verhandelt.

Plexiglas im Sitzungssa­al

Das Bild der Sitzungssä­le hat sich allerdings verändert: „Es stehen Schutzwänd­e aus Plexiglas zur Verfügung, und die Besucherpl­ätze wurden im Hinblick auf die Einhaltung des notwendige­n Sicherheit­sabstandes reduziert. Die Verhandlun­gen sind jedoch weiterhin öffentlich“, erklärt der Pressespre­cher. Ob in der Verhandlun­g eine Mund-NaseAbdeck­ung getragen werden muss, ist die Entscheidu­ng des vorsitzend­en Richters.

Wie lange diese Situation im Landgerich­t weiter besteht, bleibt abzuwarten. Aber diese Maßnahmen haben auch einen positiven Effekt: „Durch die Corona-Krise sind insbesonde­re die Möglichkei­ten einer Verhandlun­g über Skype for Business in den Fokus gerückt. Diese werden voraussich­tlich auch in der Zukunft in einem größeren Umfang genutzt werden“, sagt Tölle.

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BILD: SONJA KLANKE

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