Futterhäuschen bergen Gefahren für Vogelarten
Nabu gibt Tipps für einen vogelfreundlichen Garten – Zähl-Aktion wegen Blaumeisensterben besonders wichtig
Wer die bunte und singfreudige Vogelwelt bei sich zu Hause mit offenen Flügeln begrüßen will, sollte einige Dinge beachten. Umso mehr Sichtungen sind dann bei der „Stunde der Gartenvögel“möglich.
OLDENBURG – An diesem Wochenende heißt es: Aufgepasst, wenn es zwitschert und piept! Der Naturschutzbund (Nabu) ruft bundesweit zur „Stunde der Gartenvögel“auf. Auch die Bezirksgruppe Oldenburger Land hofft auf rege Teilnahme.
Zwischen Freitag, 8. Mai, und Sonntag, 10 Mai, sind alle aufgerufen, eine Stunde lang im Garten, auf dem Balkon oder in öffentlichen Parks von jeder Vogelart die höchste Zahl der gesichteten Vögel zu notieren. Die Beobachtungen können online (www.stundedergartenvoegel.de), per Post oder Telefon (t 0800/1157115, kostenlos am 9. Mai von 10 bis 18 Uhr) sowie mit der NabuApp Vogelwelt bis zum 18. Mai gemeldet werden.
Damit besonders viele der gefiederten Tiere ihren Weg in den eigenen Garten oder auf dem Balkon finden, sollten diese Tipps vom Geschäftsführer der Bezirksgruppe Oldenburger Land, Oliver Kraatz, beSommer achtet werden. ■
„Grundsätzlich ist zu sagen, dass ein Garten naturnah sein sollte. Heißt: Er sollte mit heimischen Gehölzen, Sträuchern und Bäumen sowie Stauden aus der Region gestaltet sein“, sagt Kraatz. Als Beispiel nennt der Bezirksgeschäftsführer Schlehen und samentragende Stauden, die bis in den Winter Futter liefern und Insekten anziehen sowie Weißdorn. „In der dichten Heckenstruktur finden die Vögel gute Möglichkeiten zu nisten“, so Kraatz weiter.
Ganz besonders gut eignet sich die Eberesche, weil davon rund 60 Vogelarten einen Nutzen haben. Im Vergleich: An die Kirschlorbeer geht kaum eine Vogelart ran. „Das sind eben die fremdländischen Gehölze, die keine Nahrung für die Vogelwelt bieten“, betont Kraatz.
Was sich auch für den Balkon gut eignet, sind Wildblumen oder mediterrane Kräuter. „Das zieht Insekten an, die Nahrungsbasis für die Aufzucht der Jungen ist“, erklärt der Bezirksgeschäftsführer.
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Zusätzlich zur naturnahen Gestaltung, gibt es auch im die Möglichkeit, den Vögeln Futter bereit zu stellen. Dabei ist eines ganz wichtig: „Hygiene ist das A und O bei der Sommerfütterung. Die Futterstelle muss sauber gehalten werden“, betont Kraatz.
Der Bezirksgeschäftsführer empfiehlt statt Futterhäuschen Futterspender in Säulenform. Der Grund: „In den Häuschen laufen mehrere Tiere durch das Futter und koten darauf“, sagt Kraatz. Das ist eine Brutstelle für Bakterien und Parasiten, die den Vögeln schaden können. Auch die Stelle um die Futtersäule muss regelmäßig gesäubert werden. Gleiches gilt bei Trinkschalen.
Bezirksgeschäftsführer: Oliver Kraatz
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Nicht jede Vogelart fühlt sich in Oldenburg zu Hause. Deshalb sollte jeder, der mit seinem Garten oder Balkon die Vögel fördern möchte, sich an den Arten orientieren, die in Siedlungsbereichen zu finden sind. Die sieben häufigsten sind: Meisen, Sperlinge, Spatzen, Kleiber, Hausrotschwanz, Amsel und Grünfinken. „Das sind die klassischen Siedlungsvögel“, so Kraatz.
Kohl- und Blaumeisen zum Beispiel leben gerne in Nistkästen. Dabei muss, genau wie bei allen Vogelhäusern, darauf geachtet werden, dass das Einflugloch östlich bis südöstlich ausgerichtet ist. „Damit die Morgensonne den Kasten durchwärmen kann“, erklärt der Bezirksgeschäftsführer. „Und nach Möglichkeit, den Kasten vor Schlagregen schützen“, fügt Kraatz hinzu.
Besonders auf Balkonen eignen sich Halbhöhlenkästen. Sie werden von Arten wie
Rotkehlchen genutzt, die nur wenig Scheu vor dem Menschen haben, so dass sie ihre Anwesenheit wenig stört. Auch Kletterpflanzen eignen sich gut auf dem Balkon. Dort kann sich zum Beispiel der Zaunkönig niederlassen. Eine Schale mit Sand wird zudem gerne für ein kleines Bad gegen Parasiten genutzt, wie Kraatz erklärt.
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Seit mehreren Wochen wird ein vermehrtes Blaumeisensterben durch das Bakterium Suttonella ornithocola beobachtet. Die Symptome sind ein aufgeplusterter Körper und verklebte Augenlider. „Wenn man ein Tier mit diesen Symptomen in der Nähe einer Futterstelle vorfindet, muss sie unmittelbar abgebaut werden“, betont Kraatz. Der Grund: „Die Vögel kommen sich in den Futterstellen sehr nah. Dadurch kann der Erreger schnell übertragen werden“, sagt der Bezirksgeschäftsführer weiter.
Aus diesem Grund ist der Nabu auf die Zahlen der „Stunde der Gartenvögel“gespannt. Die Aktion kann Nachweise liefern, wie sich das Bakterium auf die Art ausgewirkt hat. „Tendenziell sind weniger Meldungen eingegangen. Man kann aber noch nicht einschätzen, wie sich die Bestände entwickeln“, sagt Kraatz.
@ Mehr Infos zum Meisensterben: bit.ly/3b7T0tq