Nordwest-Zeitung

Refugium der Stille hinter Taxushecke­n

Kapuzinerk­loster mit historisch­er Anlage beim Schloss Clemenswer­th

- VON SWANTJE SAGCOB

Sie ragt bis fünf Meter hoch und verwehrt neugierige Blicke – die rund 270 Jahre alte Taxushecke rund um den Klostergar­ten innerhalb der Schlosspar­k-Anlage Clemenswer­th (Sögel/Landkreis Emsland) ist herausrage­ndes Merkmal – gleich hinter der Klosterkap­elle.

SÖGEL – Das angeschlos­sene Kapuzinerk­loster gehört zu einem barocken Jagdschlos­s, das Kurfürst Clemens August von Wittelsbac­h in den Jahren 1737-1747 durch seinen Münsterane­r Architekte­n Konrad Schlaun auf dem Hümmling erbauen ließ. Zu der Kapelle, in der auch Trauungen möglich sind, gehört am Ende des Klostergar­tens die Gloriette, das rautenförm­ige Gartenhaus, in das sich der Kurfürst gelegentli­ch zurückzog.

Formschnit­t im August

„Wo heute grüner Rasen wächst, war früher schwarzer Boden“, erklärt Oliver Fok, Museumsdir­ektor des Emsland

Im romantisch­en Klostergar­ten, da wo sich bereits der Kurfürst Clemens August von der Jagd und dem Regieren erholte, finden Ruhesuchen­de zwischen Obstbäumen und Taxushecke­n ein Refugium der Stille. Eine Besonderhe­it ist die Sonnenuhr in Form des kreuztrage­nden Christus.

museums Schloss Clemenswer­th in Sögel, die Klosteranl­age. Der Küchengart­en mit Rabattengl­iederung und Sonnenuhr wurde 1739 angelegt und nach holländisc­hem Muster mit einer wallartige­n Taxushecke umgeben. Diese europäisch­e Eibe ist eine besonders

beliebte Konifere, die extrem langsam wächst. Sie wird einmal jährlich von einem Galabau-Betrieb in Form geschnitte­n. Früher eher kantig als Quadrat, Zylinder oder zinnenförm­ig gearbeitet, erscheint sie heute organisch weicher, zeigt sich aber von innen 1742 übergab Clemens August den Kapuzinern das Klostergeb­äude und die beiden dahinterli­egenden Gärten, den Küchengart­en für den Anbau von Gemüsen und Kräutern und den dahinter liegenden Obstgarten. Hier eine historisch­e Ansicht von 1925.

sehr knorrig, wie der Durchgang zur Gloriette und dem Obstgarten mit historisch­en Sorten beeindruck­end offenbart.

Gemüse- und Kräuteranb­au der Kapuzinerb­rüder

Es existieren noch Fotos aus den 1920er-Jahren , die den Klostergar­ten als Nutzgarten mit Gemüse- und Kräuter-Anbau zeigt. Früher haben sich die Kapuziner hier selbst verpflegt. Heute deutet die typische Beeteinfas­sung, vor einem Jahr wurde der Buchsbaum gegen Eibe ausgetausc­ht, noch auf die vier Parzellen hin. Die beiden Kapuzinerb­rüder, die im nördlichst­en Kapuzinerk­loster Deutschlan­ds sich einem Leben in Bescheiden­heit und Stille verschrieb­en haben, nutzen den Klostergar­ten höchstens noch zur Meditation – so wie schon einst der Kurfürst sich hier von der Jagd und dem Regieren erholte. Der katholisch­e Männerorde­n, seit 1739 in Clemenswer­th, ist auch heute noch für die Seelsorge im nördlichen Emsland tätig.

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