EWE-Großbaustelle
EWE verleiht Oldenburg mit Hochbauten in seinem Zentrum Urbanität
Ein Neubaugebiet im Zentrum der Stadt – das Projekt der EWE neben dem Hauptbahnhof zwischen ZOB und Pferdemarkt. 300 Millionen Euro werden investiert. Die Neubauten sollen bis zu 42 Meter hoch werden ...........................
Die Zahlen sind gewaltig. Allein vor der ersten Grundsteinlegung werden in Oldenburg fünf Millionen Euro investiert.
OLDENBURG – 86 000 Kubikmeter Boden werden bewegt, ein Kilometer ist der frisch angelegte Regenwasser-, 760 Meter der Schmutzwasserkanal lang, die Fläche der Baustraßen umfasst 7500 Quadratmeter – beeindruckende Zahlen für ein Neubaugebiet im Zentrum der Stadt. Das Projekt der EWE neben dem Hauptbahnhof zwischen ZOB und Pferdemarkt sprengt den üblichen Rahmen.
Rundgang übers Gelände
So verschlingt allein die Vorbereitung des Baufeldes, auf dem später bis zu zwölfgeschossige Büro- und Wohnbauten errichtet werden sollen, fünf Millionen Euro, berichten Axel Reimers (52) vom EWE-Immobilienmanagement und Volker Diebels (44), EWE-Konzernkommunikation und Marke, bei einem Rundgang über das Gelände. Dort sind zurzeit Bagger damit beschäftigt, riesige Löcher auszuheben. Der Bodenaushub riecht streng nach Öl und Teer. Auf dem Gelände inklusive des Ringlokschuppens befand sich früher das Ausbesserungswerk der Bahn. Und das hat im wahrsten Wortsinn Spuren im Erdreich hinterlassen.
„Zum Glück haben wir bei der Kampfmittelerkundung keine Bomben gefunden“, sagt Diebels. Wohl ein großer Zufall: Im Zweiten Weltkrieg waren der Bahnhof und Teile des Hafengebiets massiv bombardiert worden. Beim Neubau der LzO an der Maastrichter Straße waren Blindgänger gefunden worden.
Wasser wird gefiltert
Für die Zeit der Bauarbeiten wird der Grundwasserspiegel abgesenkt, erklärt Reimers weiter. Das abgepumpte Wasser wird in einer riesigen gelben Filteranlage neben dem Willy-Brandt-Platz gereinigt, durchläuft Kohlefilter und wird dann in den „Nördlichen Zuggraben“abgeleitet, der zur Beverbäke und die wiederum in die Hunte fließt. Die Wasserqualität unterliegt einer ständigen Kontrolle. Theoretisch könnten 100 Kubikmeter
Blick Richtung Pferdemarkt: Axel Reimers (links, EWE-Immobilienmanagement) und Volker Diebels (EWE-Konzernkommunikation und Marke) stehen vor der Filteranlage, in der das abgepumpte Grundwasser gereinigt wird
pro Stunde gefiltert werden, es sind aber nur 60.
Die Neubauten sollen bis zu 42 Meter hoch werden, 100 000 Quadratmeter Geschossfläche sowie 1800 Parkplätze in Hoch- und Tiefgaragen entstehen. 300 Millionen Euro werden investiert. Die Vorbereitung des 4,5 Hektar großen Baufeldes ist nun fast abgeschlossen. Quartier 821 lautet der Arbeitstitel des Projekts nach der Nummer des Bebauungsplans, der seit Herbst 2018 rechtskräftig ist.
Zunächst werden zum Baustart entlang der Bahnlinie Parkhäuser gebaut, die als überdimensionale Lärmschutzwand dienen, Lärmriegel nennen das die Planer. Vom Willy-Brandt-Platz aus können zukünftig Fußgänger und Radfahrer mitten durch das Geschäfts-/Büro- und Wohnviertel hindurch zum Pferdemarkt flanieren beziehungsweise fahren. Der Weg endet dort neben der Bahnbrücke. Dafür muss ein Teil des Ringlokschuppens abgerissen werden, kündigen Reimers und Diebels an. Er soll aber zumindest in Fragmenten erhalten bleiben.
Zudem sollen Hotels gebaut, betriebliches Wohnen ermöglicht werden, neue Büros entstehen, in den Erdgeschossen sollen Geschäfte und gastronomische Betriebe für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen. Auch an die Umwelt wird gedacht, die Dächer werden begrünt, und unterirdische Speicher sorgen dafür, dass bei starkem Regen das
Wasser nicht ungebremst in die Kanalisation schießt.
EWE ermittelt Bedarf
Möglicherweise wird die EWE ihre über die Stadt verteilten 25 Standorte großteils auf dem Gelände konzentrieren. Eine Unternehmensentscheidung steht allerdings
noch aus. Bei der EWE mit ihren 3000 Mitarbeitern am Standort Oldenburg läuft zurzeit eine Bedarfsanalyse. Auf das Ergebnis ist man gespannt. Viele hätten in Zeiten der Corona-Pandemie die Vorzüge von Homeoffice kennenund schätzengelernt.
Einstweilen verfügt die Bahn auf dem Gelände über
zwei Baufelder, die spätestens in neun Jahren freigemacht werden, wenn die Arbeiten an der Strecke nach Wilhelmshaven abgeschlossen sind. Weithin sichtbar sind dort zwei mächtige Containerkomplexe entstanden, in denen Büros untergebracht sind.
Bis zur Fertigstellung vergehen also noch einige Jahre.